Unser heutiger Interviewpartner ist der CEO von Mynaric, Bulent Altan. Herr Altan hat uns einen tieferen Einblick in die aktuellsten Unternehmensgeschehnisse gewährt.
Die Mynaric AG ist ein Hersteller von Laserkommunikationstechnologien für den Einsatz in der Luft- und Raumfahrt. Somit bietet Mynaric seinen Kunden eine sichere und drahtlose Kommunikation über große Entfernungen an.
Herr Altan, der Markt wird im Moment von Hilfsprogrammen überflutet. Erwarten Sie nachhaltige Änderungen bei den Finanzierungsbedingungen?
Herr Altan: Die Hilfsprogramme der Regierung richten sich primär an Unternehmen, die durch Corona in Schieflage geraten sind. Dies ist bei Mynaric nicht der Fall. Vorausschauend erwarten wir allerdings, dass es zunehmend Investitionen in die Krisenfestigkeit, insbesondere im Kommunikationssektor geben wird. Von diesem Trend wird Mynaric ein Profiteur sein – zum einen im Hinblick auf die Nachfrage an unseren Produkten und zum anderen auch durch gestiegenes Investoreninteresse.
Das wäre in Ihrem Fall definitiv wünschenswert. Was hat sich denn durch die Corona-Pandemie in Ihrem Unternehmen verändert?
Herr Altan: Wir haben sehr früh ein Corona Rapid Response Team ins Leben gerufen, welches sofort sämtliche Maßnahmen eingeleitet hat. Unsere IT war auf Remote-Arbeit vorbereitet, sodass wir nahezu nahtlos weiterarbeiten konnten. Als wir mit sehr hohen Infektionszahlen in Deutschland zu kämpfen hatten, waren bis auf eine Kernmannschaft nahezu alle Mitarbeiter im Home-Office. Mittlerweile sind die meisten wieder zurück in der Firma. Kurzarbeit gab und gibt es bei uns nicht. Im Gegenteil: Wir haben weiter Mitarbeiter eingestellt und nutzen die Chancen auf dem Personalmarkt, die sich aus der Krise ergeben.
COVID19 hat zum Glück unseren Markt nicht negativ beeinflusst. Wenn die Pandemie eins deutlich macht, dann ist es, dass der Bedarf an globaler Kommunikation höher ist, denn je. Die Geschäftsmodelle unserer Kunden bleiben hierdurch intakt. Für die daraus resultierende Nachfrage an unseren Produkten gilt das gleiche. Langfristig stehen daher nach wie vor alle Ampeln auf grün, auch wenn es Lieferantenseitig natürlich die ein oder andere Verzögerung gibt.
Was unterscheidet Sie von den Wettbewerbern der Branche?
Herr Altan: Mynaric versteht sich als Serienproduzent von Laserkommunikationsprodukten für die Luft- und Raumfahrt. Wir haben den Anspruch Laserkommunikation aus der Nische in die großflächige Anwendung zu überführen und sind auf dem Weg in die Kommerzialisierung und Industrialisierung der Technologie nach unserem Verständnis Marktführer.
Unsere Produkte werden mit der Maßgabe entwickelt, dutzend-, hundert- oder tausendfach hergestellt und eingesetzt werden zu können – und zwar zu Kosten die Größenordnungen unter aktuell am Markt verfügbaren Produkten liegen. Nur so können die vielfach diskutierten LEO-Konstellationen bestehend aus vielen tausend Satelliten wirtschaftlich realisiert werden. Als solches sind wir Teil der New Space-Bewegung, die mit neuen Konzepten an der Kommerzialisierung des Weltalls arbeitet.
Sie haben vorhin bereits erwähnt, dass die langfristigen Ampeln auf grün stehen. Werden wir hier etwas spezifischer: Wo sehen sie die Mynaric AG in 5 Jahren?
Herr Altan: Die Laserkommunikation steht heute dort, wo die Glasfaserkommunikation in den 80er Jahren stand: noch ganz am Anfang der Ausnutzung ihres Potentials. Langfristig gehen wir davon aus, dass Kommunikationsnetze in Luft- und Weltall ebenso EIN wichtiger Kernbestandteil unserer digitalen Infrastruktur werden, wie bodengebundene Netzwerke es heute bereits sind. Hier wird Laserkommunikation eine Schlüsselrolle einnehmen. Für Netzwerke in der Luft und im Weltall ist Laserkommunikation das, was die Glasfaser für Netzwerke auf dem Boden ist. Zum einen, weil hierdurch extrem hohe Datenraten möglich sind und zum anderen, weil die Kommunikation absolut sicher ist. Aktuell befindet sich das alles im rasanten Aufbau.
Basierend auf der aktuellen Marktentwicklung erwarten wir daher für das Geschäftsjahr 2020 einen Anstieg der Auftragseingänge sowie der Gesamtleistung im Vergleich zum Vorjahr. Durch den Produktionsbeginn bedingt erwarten wir ebenfalls stark steigende Kosten, da wir uns in der aktuellen Marktphase auf maximale Geschwindigkeit des Unternehmensaufbaus zur Sicherung von Marktanteilen fokussieren. Denn die Marktteilnehmer, die es schaffen, sich heute mit ausgereiften Lösungen zu wettbewerbsfähigen Preisen zu positionieren, werden für Netzwerke in Luft und Weltraum schnell die Rolle spielen, die heute beispielsweise Cisco für die Glasfasernetze spielt. Genau das ist unser Anspruch: In fünf Jahren möchten wir das Cisco für Luft- und Weltall-basierte Netzwerke sein.
Zum Abschluss möchte ich Ihnen noch eine Frage stellen: Aus welchen Gründen sollten Anleger in die Mynaric AG investieren?
Herr Altan: Im Weltraum findet ein neuer Goldrausch statt. Zahlreiche Konzerne und Staaten arbeiten fieberhaft daran, digitale Infrastruktur im Weltraum aufzubauen. Zehntausende Satelliten sollen in den nächsten Jahren gestartet werden, um Konstellationen zu bilden, die ein engmaschiges hochsicheres Datennetz über den gesamten Planeten legen. Morgan Stanley schätzt, dass die Weltraumbranche weltweit ihre Umsätze bis 2040 auf 1 Billion Dollar verdreifachen könnte.
Das Schlüsselelement, was diese Konstellationen zusammenhält – sozusagen die Schaufeln, die zum Ausgraben des Goldes benötigt werden –, wird von Mynaric geliefert: Laserkommunikationsprodukte bilden das Rückgrat dieser Netzwerke aus Hunderten von Satelliten.
Vielen Dank für das Interview, Herr Altan. Ich wünsche Ihnen für die Zukunft weiterhin alles Gute, sodass Ihre Ziele verwirklicht werden!