Eine gefühlte Ewigkeit lang wurde der MSCI World Index vor allem all jenen Anlegern empfohlen, die sich um Aktien am liebsten gar keine Gedanken machen und trotzdem ansehnliche Renditen erzielen möchten. Die Prämisse lautete dabei, dass mit einem Investment in einen entsprechenden ETF die Errungenschaften der Globalisierung von ganz alleine für sprudelnde Gewinne sorgen werden. Das ging auch viele Jahre lang gut, doch damit scheint es erst einmal vorbei zu sein.
Im laufenden Jahr hatte der MSCI World Index nicht viel Grund zum Lachen. Seit Jahresbeginn ging es mit dem Kurs bereits um rund 20 Prozent in die Tiefe und ein Ende dieser Entwicklung scheint nicht in Sicht zu sein. Nun ist es nicht das erste Mal, dass die Kurse hier derart in die Tiefe gefallen sind. Erst 2020 im Zuge des Corona-Crashs rauschte auch der MSCI World in die Tiefe, nur um sich kurze Zeit später wieder davon zu erholen. Das mag manch einem Mut machen, doch derzeit sieht es nicht danach aus, als würde sich dieser imposante Rebound wiederholen.
Die Stimmung ist im Keller
Letztlich bildet der MSCI World mehr oder weniger die Stimmung der Börsen insgesamt an. Zumindest jene der westlichen Märkte, denn anders als der Name es suggeriert, ist das Ganze gar nicht so international, wie manch einer vermuten mag. Zum überwiegenden Teil besteht das Portfolio aus US-amerikanischen Titeln, und die stammen zum größten Teil aus dem Tech-Sektor. Fast die gesamte Top 10 besteht aus den üblichen Verdächtigen aus diesem Bereich.
Aktie | Gewichtung im MSCI World |
Apple | 4,75 % |
Microsoft | 3,71 % |
Amazon | 2,43 % |
Alphabet A | 1,41 % |
Alphabet C | 1,35 % |
Tesla | 1,27 % |
Nvidia | 1,06 % |
Meta | 0,88% |
UnitedHealth | 0,78 % |
Johnson & Johnson | 0,75 % |
Über diese etwas ungleiche Verteilung hat sich lange Zeit niemand beschwert. Als wir uns mitten im Bullenmarkt und Tech-Hype befanden, waren die meisten sogar ganz glücklich darüber, denn mit den Kursen schien es endlos in die Höhe zu gehen. Dummerweise gerieten in den letzten Monaten aber nun vor allem die Aktien besonders unter Druck, welche im MSCI World Index die größte Gewichtung haben. In der Folge hat die gute Laune bei den Anlegern einen schweren Dämpfer erlitten.
Der MSCI World blickt in eine schwierige Zukunft
Nun lässt sich natürlich darauf hoffen, dass der MSCI World langfristig im Aufwärtstrend bleibt. Doch zumindest eine kurzfristige Erholung zeichnet sich derzeit nicht ab. Denn anders als im Jahre 2020 bekommen die Anleger derzeit eine echte Zeitenwende an der Börse zu sehen. Aus einem Zusammenspiel von steigenden Zinsen, explodierenden Energiepreisen und weiteren Effekten erwachsen ernsthafte Sorgen vor einer Rezession. Eben diese sorgen dafür, dass es vom Bullenmarkt direkt in einen Bärenmarkt überging.
Sollten die Befürchtungen vor einem konjunkturellen Abschwung sich noch bewahrheiten, könnten wir dabei erst am Anfang einer schmerzhaften Konsolidierung stehen. Wie weit diese den MSCI World und andere Indizes noch in die Tiefe treiben könnte, ist erst einmal völlig offen. Ein Blick auf die kurzfristige Entwicklung zeigt aber bereits, dass der MSCI World derzeit nur wenig attraktiv erscheint. Denn selbst an guten Tagen fallen Zugewinne mehr als überschaubar aus. Am vergangenen Mittwoch etwa ging es um lediglich 0,28 Prozent aufwärts, was ungefähr der Entwicklung von Dow Jones und S&P 500 entspricht. Bei anderen Indizes waren im selben Zeitraum deutlich höhere Gewinne zu verzeichnen. Der MSCI World entpuppt sich derzeit mehr denn je als ein Index, der vor allem von der Entwicklung der US-Börsen abhängig ist.
Was ist beim MSCI World jetzt zu tun?
Fragt sich also nach all diesen nicht ganz so bahnbrechenden Erkenntnissen, was aus Anlegersicht jetzt zu tun ist. Die Antwort darauf hängt davon ab, wie Anleger es zuvor mit dem MSCI World gehalten haben und welche Erwartungen an die Zukunft gestellt werden. Wer zu hohen Kursen eingestiegen ist, dem ist zu empfehlen, einen entsprechenden ETF einfach liegen zu lassen. Es mag im schlimmsten Fall Jahre dauern, doch auf lange Sicht wird der MSCI World sich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit von den jüngsten Verwerfungen wieder erholen.
Wer hingegen über einen Einstieg nachdenkt und rund um die Marke von 2.500 Punkten einen Boden vermutet, sollte sich der Risiken sehr bewusst sein. Ob die Wende bereits eingeleitet oder zumindest am Horizont absehbar ist, hängt letztlich von der Konjunktur in den USA ab und dahingehen bleiben derzeit noch sehr viele Fragezeichen.
Ohne Geduld geht es im MSCI World nicht
Würde mich jemand nach einer Prognose für den MSCI World fragen, so würde ich zumindest für das laufende Jahr weiterhin von einem Abwärtstrend ausgehen, der lediglich ab und zu von gelegentlichen Gegenbewegungen unterbrochen wird. Ähnliche Prognosen werden auch von vielen Analysten gestellt. Was dem Index derzeit schwer im Wege steht, sind sowohl die steigenden Zinsen in den USA als auch der nachlassende Konsum, der seinerseits von der hohen Inflation gedrückt wird. Damit eine Trendwende absehbar wird, bedarf es daher einer Reihe von Faktoren:
- Entspannung bei der Inflation
- Nachlassendes Tempo bei Zinserhöhungen
- Sinkende Energiepreise
- Steigende Konsumlaune
Wird das Ganze bestenfalls noch garniert mit einem Ende des Kriegs in der Ukraine sowie einem Ausbleiben einer waschechten Rezession, so wären die Aussichten für eine einigermaßen kurzfristige Erholung beim MSCI World Index recht gut. Andernfalls könnten Anleger aber einer sehr langen Talfahrt gegenüberstehen und in einem solchen Szenario gäbe es interessante ETFs.
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