Das Wettrennen um die Dominanz im Bereich Künstliche Intelligenz ist vergleichbar mit dem Rennen in den 60er Jahren, wer zuerst einen Mann auf den Mond bringen kann. Nun stehen sich heute nicht Amerika und die damalige Sowjetunion gegenüber, sondern die USA und China. Was die Sache nicht weniger brisant macht. Kein Wunder also, dass der neue US-Präsident Donald Trump in seiner typischen Art nur einen Tag nach seiner Vereidigung ein Projekt bekannt gab, dass Amerika zur globalen Führungsmacht in der KI machen soll.
Mit einem beeindruckenden Auftritt im Weißen Haus präsentierte Trump das „Stargate“-Projekt. Beeindruckend auch deshalb, weil hier nicht nur eine Vision gemalt wurde, in der die USA ihre Vorherrschaft in der Technologie nicht nur verteidigen, sondern ausbauen werden. Denn als er das Projekt verkündete, standen gleich drei Persönlichkeiten an seiner Seite, die allesamt schon länger oder auch ganz frisch regelrechte Ikonen der Tech-Branche sind: OpenAI-CEO Sam Altman, SoftBank-Gründer Masayoshi Son und Oracle-Chairman Larry Ellison.
Gemeinsam verkündeten sie die Errichtung einer KI-Infrastruktur im Wert von mindestens 100 Milliarden Dollar – mit der Aussicht, diese Summe auf 500 Milliarden Dollar zu erhöhen. Große Zahlen, die aber nicht über die Kernfrage hinwegtäuschen sollten: Könnte dieses Projekt die Welt der KI tatsächlich revolutionieren oder ist es nur heiße Luft?
Amerikas Weg zu KI-Dominanz?
Laut Trump soll Stargate die USA „zum Weltzentrum der Künstlichen Intelligenz“ machen. Dabei geht es nicht nur um Prestige: Der wirtschaftliche Wettbewerb mit China, das in den letzten Jahren massive Fortschritte in der KI erzielt hat, ist einer der Haupttreiber des Vorhabens. Mit einem umfassenden Ausbau von Rechenzentren, der Modernisierung des Energienetzes und der Schaffung von Arbeitsplätzen sollen neue technologische Standards gesetzt werden.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der strategischen Nutzung von KI in der Gesundheitsversorgung und im Bildungssektor. So erwähnte Larry Ellison die Möglichkeiten, Krebsfrüherkennung durch KI-gestützte Diagnosen zu verbessern. In der Bildung könnten personalisierte Lernumgebungen geschaffen werden, die Kindern bessere Zukunftschancen bieten.
SoftBank-Gründer Masayoshi Son, bekannt für seine visionären Ideen, sprach von einem „goldenen Zeitalter“ für die Künstliche Intelligenz und stellte die Frage: „Was wäre, wenn KI die globale Wirtschaft so grundlegend verändert wie einst die Elektrizität?“
Wer bezahlt?
Das Projekt steht auf einem finanziellen Fundament aus privaten Investitionen. SoftBank und OpenAI tragen jeweils 19 Milliarden Dollar bei und sichern sich damit eine 40-prozentige Beteiligung am Joint Venture. Oracle und der Abu-Dhabi-basierte Fonds MGX bringen jeweils 7 Milliarden Dollar ein. Der Rest der Mittel soll durch Fremdfinanzierung und weitere Investoren aufgebracht werden.
Doch nicht alle sind scheinbar glücklich mit diesem Projekt. Ausgerechnet Elon Musk, einst Mitgründer von OpenAI und inzwischen Betreiber des rivalisierenden xAI und nicht zuletzt der bisherige „Best Buddy“ des neuen Präsidenten, stellte die finanzielle Solidität des Projekts infrage. „Die haben das Geld nicht,“ schrieb Musk auf seiner Plattform X und verwies darauf, dass SoftBank angeblich nur über begrenzte Barmittel verfüge. Sam Altman konterte jedoch, dass die Mittel bereitstehen und bereits erste Bauvorhaben begonnen hätten.
Erste Schritte: Der Bau in Texas
Das erste große Rechenzentrum des Stargate-Projekts soll in Abilene, Texas, entstehen. Auf einem 875 Hektar großen Areal sind zehn Rechenzentren geplant, die später auf 20 erweitert werden könnten. Aktuell ist die Rede davon, dass im Stargate-Projekt Tausende einen neuen Job finden könnten. Für den Texas-Abschnitt soll es aber bislang nicht mal 60 Verpflichtungen geben. Ist das das von Trump prognostizierte Job-Wunder?
Die Anlage soll mit einer Kapazität von 200 Megawatt starten und langfristig auf 1,2 Gigawatt ausgebaut werden. Auffällig: Neben traditionellen Energiequellen wird auch auf Solar- und Batterielösungen gesetzt, eine Überraschung angesichts von Trumps erklärte Energiepolitik, die fossile Brennstoffe bevorzugt.
Microsofts Rolle: Gewinner ohne Investition?
Und es gibt noch weitere Merkwürdigkeiten. Denn interessanterweise bleibt Microsoft, ein früherer Hauptinvestor von OpenAI, bei Stargate weitgehend im Hintergrund. Das Unternehmen wird zwar als Technologiepartner agieren, hat jedoch keine direkten finanziellen Verpflichtungen im Projekt. Microsoft profitiert stattdessen von OpenAIs Nutzung seiner Cloud-Infrastruktur, was Kosten und Risiken für den Tech-Giganten deutlich reduziert.
Hinter den Kulissen gibt es Spekulationen über eine Distanzierung zwischen Microsoft und OpenAI, nachdem CEO Sam Altman 2024 vorübergehend entlassen wurde. Microsoft hatte daraufhin von weiteren großen Investitionen abgesehen, während OpenAI sich neue Partner suchte.
Offene Fragen
Deshalb ist das Stargate-Projekt nicht unumstritten. Dario Amodei, CEO von OpenAI-Rivale Anthropic, bezeichnete das Projekt als „chaotisch“ und kritisierte die unklare Rolle der Regierung sowie die fehlende Transparenz bei der Finanzierung. Ein weiteres Problem ist die Abhängigkeit von internationalen Geldgebern. Der Abu Dhabi-Fonds MGX, der 7 Milliarden Dollar beisteuert, steht wegen seiner engen Verbindungen zu China in der Kritik. Einige US-Gesetzgeber fordern bereits Beschränkungen für solche Investitionen.
Auch die langfristigen Auswirkungen auf die Umwelt werden diskutiert. Zwar setzt das Projekt auf erneuerbare Energien, doch die gewaltigen Energiemengen, die für KI-Training und -Anwendungen benötigt werden, werfen Fragen zur Nachhaltigkeit auf. Gleichzeitig fragen sich Experten, wie das Projekt geopolitisch genutzt werden könnte. „Es gibt Potenzial, dass Stargate nicht nur technologisch, sondern auch diplomatisch als Werkzeug eingesetzt wird,“ meint ein Analyst.
Vision oder Prestigeprojekt?
Das Stargate-Projekt ist zweifellos eines der ambitioniertesten Technologievorhaben der letzten Jahre. Mit Beteiligung von Branchengrößen wie SoftBank, Oracle und OpenAI sowie der politischen Unterstützung von Donald Trump hat es das Potenzial, die USA im globalen KI-Wettbewerb zu stärken. Gleichzeitig wird es von Skepsis und Kontroversen begleitet, die von Finanzierungsfragen bis hin zu geopolitischen Spannungen reichen.
Ob Stargate tatsächlich ein „goldenes Zeitalter“ einläutet oder als ein weiteres Beispiel überambitionierter Infrastrukturprojekte endet, bleibt abzuwarten. Sicher ist jedoch, dass dieses Vorhaben die Debatte um die Zukunft der Künstlichen Intelligenz und ihre wirtschaftlichen und politischen Implikationen nachhaltig prägen wird. Und das ist letztlich auch Ihre Chance, liebe Leser. Denn egal, ob das Stargate-Projekt das halten kann, was es verspricht – es zeigt sehr deutlich, dass wir beim Thema KI noch ganz am Anfang stehen und es hier nicht nur um technologische Entwicklungen geht, sondern um geopolitisches Kräftemessen. Gewinner können dabei die Aktien der beteiligten Unternehmen sein.
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