Moderna – ein Nervenspiel

Moderna macht derzeit Probleme. Die Aktie hat zuletzt massiv nachgegeben - wegen einer Nachricht aus den USA. Kommt der Turnaround?

Liebe Leser,

wer derzeit in Impfstoffhersteller investiert ist, durchläuft ein Nervenspiel. Mehr als 9 % Verlust bei Moderna am gestrigen Freitag, mehr als 11 % bei BioNTech. Was passiert hier gerade?

Merck-US stört

Das US-Unternehmen Merck hat gestört. Von dort kommen Nachrichten, die Impfstoffhersteller gegen das Covid-19-Virus nicht begeistern können. Merck hat ein Medikament entwickelt, das bei symptomatischen Covid-19-Patienten, die noch nicht im Krankenhaus liegen, zu etwa 50 % Krankenhauslieferungen gegenüber den nicht Behandelten reduzieren soll.

Von gut 700 Patienten sind ohne Behandlung 14 in das Krankenhaus eingeliefert worden und davon 8 verstorben, 7 sind von den medikamentös Behandelten in das Krankenhaus eingeliefert worden und niemand verstarb. Dies könnte eine Konkurrenz für Moderna (und BioNTech) sein.

Tatsächlich ist die Abfuhr für Moderna – um die es hier heute gehen soll – nicht berechtigt. Das Medikament ist bei der FDA, der US-Gesundheitsbehörde, bis dato nicht zugelassen. Ob es zur Zulassung kommt, ist offen.

Zudem sind dies Ergebnisse, die aus anderen Anwendungen bekannt sind. So sind die Hersteller darauf aus, aus kleineren Studien größere Schlüsse zu ziehen. Konkret: Ob das Medikament bei schwerer Erkrankten helfen wird, ist nicht nur ungewiss, sondern unwahrscheinlich. Die Versuche geben dies nicht her. Ob es vorbeugend eingesetzt werden kann, weiß noch niemand. Wie teuer es am Ende sein wird, ist unbekannt.

Es wäre nicht überraschend, wenn immungeschwächte Menschen mit Symptomen davon profitieren könnten. Ob es zu mehr reicht, ist offen. Insofern ist die Abfuhr für Moderna überraschend. Selbst wenn Merck damit erfolgreich wäre, könnte das Unternehmen den Angaben zufolge 10 Millionen Tabletten bis zum Jahresende herstellen. Bei 2 Tabletten über 4 Tage ließen sich vielleicht gut 1 Million Menschen damit behandeln.

Die Fallzahlen sind weltweit allerdings deutlich höher bzw. werden im Winter wohl wieder ansteigen. Zudem haben die Impfstoffhersteller bereits laufende Verträge, die sicherlich nicht gekündigt werden. Auch das Folgegeschäft ist kaum betroffen. Der Impfschutz gilt als hoch und die doppelte Dosis als günstig.

Daher ist zweifelhaft, ob hier ein wirtschaftlich bedeutendes Konkurrenzprodukt heranwächst. Moderna hat binnen einer Woche nun über 15 % eingebüßt. Der Aufwärtstrend ist allerdings noch immer nicht durchbrochen. Schließlich liegt der Aktienkurs alleine in den vergangenen drei Monaten mit +64 % vorne.

Auch die technischen Indikatoren zeigen einen Hausse-Modus an. Der GD200 bei 195,40 Euro ist über 25 % entfernt. Alleine dieser Hinweis verdeutlicht, dass die Chancen unverändert größer sind als die Risiken. Insofern ist die Aktie möglicherweise deutlich zu hoch bestraft worden. Die kommenden Tage werden dies direkt unter Beweis stellen können.

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