Cyber-Sicherheit ist bei Microsoft ein großes Thema. Konzernchef Satya Nadella hat das Ganze bereits vor einer Weile zur höchsten Priorität erklärt, nachdem es so manchen Skandal um geklaute E-Mails und dergleichen mehr zu verkraften gab. Nun zeigt der Software-Gigant, dass er Angreifern durchaus etwas entgegenzusetzen hat. Wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte, ist in Zusammenarbeit mit dem US-Justizministerium ein empfindlicher Schlag gegen eine russische Hackergruppe gelungen.
Jene wird als „Star Blizzard“ bezeichnet und soll mindestens seit 2017 aktiv sein. Im Visier der Hacker, die nach Angaben von Großbritannien dem russischen Geheimdienst unterstehen, stand zwar wohl nicht Microsoft selbst. Dennoch beweist man mit dem Erfolg, gegenüber zweifelhaften Machenschaften im Netzt nicht untätig zu sein. Das könnte durchaus für einen Vertrauensgewinn bei (potenziellen) Kunden sorgen und damit auch einen positiven Effekt auf den Aktienkurs haben, wenn auch nicht unmittelbar.
Microsoft schaltet ab
Im Zuge der nun durchgeführten Aktion sollen über 100 Webseiten der Gruppe deaktiviert worden sein. Zudem wurde der Mitteilung zufolge die dazugehörige Server-Infrastruktur abgeschaltet. Microsoft gibt sich nicht der Illusion hin, dass die Hacker dadurch schon aus dem Verkehr gezogen wären. In der Vergangenheit pflegten die Angreifer stets, sich neu zu formieren und weitere Angriffe zu starten. Der erneute Aufbau eines dafür notwendigen Netzwerks werde aber Zeit und Geld kosten.
Kurz vor den US-Wahlen bezeichnet Microsoft den Zeitpunkt für den Vollzug daher als signifikant, da es konkrete Hinweise auf eine aktive Einmischung Russlands bei vergangenen Wahlen gibt. Es sollen also auch demokratische Prozesse geschützt werden. Ins Visier nahmen die Hacker bislang wohl vornehmlich Journalisten, Thinktanks und NGOs, welche offen Unterstützung für die Ukraine zeigen. Mit personalisierten Phishing-Mails wurde versucht, von solchen Quellen Login-Daten abzugreifen. Ob dabei auch Erfolge erreicht werden konnten, ist der Berichterstattung nicht zu entnehmen.
Vorsicht ist besser als Nachsicht
Wie bereits erwähnt, lässt das Ganze Microsoft erst einmal in einem guten Licht dastehen. Die Cyberattacken der vergangenen Monate, bei denen Angreifer sich zum Teil Zugriff auf Kundendaten in der Microsoft-Cloud verschaffen konnten, geraten dadurch aber nicht plötzlich in Vergessenheit. Den Vertragspartnern wäre es deutlich lieber, würde Microsoft Angriffe schon im Voraus unterbinden, statt sich im Nachhinein um das Identifizieren und Beseitigen von Hackergruppen zu kümmern.
Auch wenn der aktuelle Fall und die jüngsten Datenskandale bei Microsoft in keinem direkten Zusammenhang stehen, so bleibt dennoch ein gewisser Nachgeschmack. An der Börse zeigten die Anteilseigner sich letztlich auch wenig begeistert. Die Microsoft-Aktie gab am Donnerstag in einem schwachen Handelsumfeld um 0,1 Prozent bis auf 416,54 US-Dollar nach. Nach den Korrekturen der letzten Tage ist dem Papier damit eine Rückkehr in den Aufwärtskanal noch nicht vergönnt.
Microsoft Aktie Chart
Microsoft im Visier
Die erfolgreiche Zusammenarbeit mit US-Behörden kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass Microsoft es in regulatorischer Hinsicht vermehrt mit Gegenwind zu tun bekommt. Dies ließ sich zuletzt in der EU beobachten, wo Google Beschwerde gegen den Konkurrenten aufgrund des mutmaßlichen Ausnutzens einer marktbeherrschenden Stellung einlegte. Vorgeworfen wird Microsoft, Nutzer des eigenen Server-Betriebssystems bewusst zur Nutzen der eigenen Cloud-Dienste zu drängen. Davon abgesehen beobachtet die EU die Stellung von Microsoft hinsichtlich Windows und dem Netzwerk LinkedIn sehr genau.
In Deutschland geht man sogar einen Schritt weiter und erklärte Microsoft unlängst insgesamt zu einem Unternehmen, welches aufgrund seiner überragenden Bedeutung den Markt in vielen Teilen dominiert. Der Konzern steht deshalb im Rahmen der Missbrauchskontrolle unter besonderer Beobachtung. Zu guter Letzt schauen auch US-Wettbewerbshüter seit einer Weile genauer hin und sollte Kamala Harris sich bei der Wahl im November durchsetzen, dürfte dieser Kurs beibehalten oder sogar intensiviert werden.
Viele offene Fragen
Ungemütlich könnte es für Microsoft in Zukunft noch aufgrund der eigenen Ambitionen im KI-Bereich werden. Denn rund um dieses Thema sind ohnehin noch zahlreiche Fragen ungeklärt. Gesetzt wird momentan alles daran, sich frühzeitig Marktanteile und technologische Vorsprünge zu setzen. Microsoft hat auch kaum eine andere Option, doch eben dieses Engagement könnte in den nächsten Jahren auch noch für diverse Klagen sorgen.
Der enorme Erfolg ist in gewisser Weise Fluch und Segen zugleich für Microsoft. Die fundamentalen Zahlen können schon jetzt überzeugen. Mit Milliardeninvestitionen legt der Konzern den Grundstein dafür, diesen Erfolgskurs fortsetzen zu können. Es zeichnet sich jedoch eine Gratwanderung ab, bei der wir alle noch etwas im Dunkeln tappen. Ob und wie KI-Technologien in Zukunft noch eingeschränkt und reguliert werden könnten, ist vollkommen offen. In der EU gibt es dazu bislang lediglich ein äußerst schwammiges Gesetz.
Ist Microsoft ein Investment wert?
Microsoft ist weiterhin an der Speerspitze der technologischen Entwicklung und lässt selbst Schwergewichte wie Apple manches Mal alt aussehen. Damit eröffnen sich für die Aktionäre hochinteressante Chancen. Die Microsoft-Aktie ist schon fast zu attraktiv, um sie nicht im eigenen Depot zu haben. Doch zeigt sich immer wieder, dass der kometenhafte Aufstieg bei Cloud und KI nicht gänzlich ohne Risiken daherkommt. Zu empfehlen ist daher ein optimistischer, aber nicht naiver Umgang mit der Aktie.
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