Ein unwohles Gefühl in der Magengegend hatte der Bundeskartellamtspräsident Andreas Mundt am vergangenen Freitag verspürt. Der Grund: Seine Behörde hatte soeben grünes Licht gegeben für Metas Übernahme der Kundenservice-Plattform Kustomer.
Ohne genau auf seine Bedenken einzugehen, sagte Mundt, dass Kustomer ein relevanter Baustein für die Strategie von Meta sein könne. Schließlich hätte er jedoch anerkennen müssen, dass „die Auswirkungen der Übernahme eine Untersagung nach dem geltenden Kartellrecht nicht gerechtfertigt hätte“.
Ende Januar hatte bereits die EU-Kommission den Deal freigegen – allerdings auch unter Vorbehalt. Die Brüsseler Wettbewerbsbehörde war zu dem Schluss gekommen, dass der Facebook-Konzern „die Möglichkeit und einen wirtschaftlichen Anreiz hätte, Abschottungsstrategien gegenüber den engen Konkurrenten von Kustomer und neuen Marktteilnehmern zu verfolgen“. Meta musste daher Zusagen machen, andere Kundenservice-Plattformen nicht beim Zugang zu seinen Diensten WhatsApp, Instagram und Messenger zu benachteiligen.
Exzellentes Geschäft kurz nach Rekord-Absturz
Angesichts der enormen Größe von Meta Platforms verwundert es nicht, dass derartige Akquisitionen des Konzerns – sollten sie denn durchgewunken werden – mit strengen Auflagen verbunden sind. Die Aussagen der Wettbewerbshüter zeigen jedoch auch, dass dem Unternehmen von Mark Zuckerberg ein exzellentes Geschäft gelungen ist. Die Kalifornier werden den kompetitiven CRM-Markt in den kommenden Jahren gehörig aufmischen.
Gleichzeitig macht die Übernahme deutlich: Man darf den angeschlagenen Facebook-Konzern nicht so schnell abschreiben, wie es Analysten und Anleger vor knapp zwei Wochen getan haben. Der Tech-Titel schmierte um -25 Prozent ab, über 250 Milliarden US-Dollar an Börsenwert gingen über Nacht in Rauch auf.
Was war geschehen? Bei der Vorstellung der Jahreszahlen hatte CEO Mark Zuckerburg – statt wie sonst von seinen langfristigen Metaverse-Visionen zu fabulieren – ein schwächelndes Wachstum auf allen Ebenen melden müssen.
Probleme beim Geschäft mit Werbeanzeigen
Eins der größten Sorgen-Themen bei Meta ist derzeit das Facebook-Werbegeschäft. Es gibt einige Schwierigkeiten bei der so wichtigen Einnahmequelle des Konzerns. Zum einen hat der iPhone-Hersteller Apple auf allen seinen mobilen Geräten eine neue Privatsphäre-Einstellung hinzugefügt.
iOS-Nutzer müssen Facebook und anderen Apps nun erlauben, ihr Internet-Aktivitäten zu Werbezwecken nachverfolgen zu dürfen. Viele Apple-Kunden lehnen das jedoch ab. Der Zuckerberg-Konzern kann Anzeigen dann nicht mehr passgenau ausspielen, sodass Werbekunden nicht bereit sind, die gleich hohen Preise für die Schaltungen zu zahlen.
Die Regulierung von Online-Marketing nimmt zudem in vielen Teilen der Welt zu. Das Anzeigengeschäft von Facebook dürfte durch die Gesetze, an denen auch die Europäischen Union derzeit arbeitet, massiv eingeschränkt werden. Zuckerberg hat bereits einen Neuaufbau der Werbeinfrastruktur angekündigt mit dem Ziel, weiterhin hochpersonalisierte Anzeigen anbieten zu können. Wie genau Meta das anstellen will, ließ der Konzern-Gründer jedoch offen.
Konkurrenz belebt das Geschäft
Meta hat ein weiteres massives Problem: Facebook ist im Social-Media-Bereich bei Jugendlichen längst nicht mehr erste Wahl. In wenigen Jahren ist die Kurzvideo-Plattform TikTok zum Konkurrenten Nummer eins avanciert.
Die Antwort von Meta auf den erstarkten Wettbewerb war nicht gerade originell: Mit seinem Dienst Instagram hat der das beliebte Videoformat einfach kopiert – mit überschaubarem Erfolg. Um für junge Generationen attraktiv zu bleiben, muss sich das Management um Mark Zuckerberg daher noch an seinen Strategien feilen.
Doch Problemstellen hin oder her: Mit seiner immer noch dominanten Marktposition in mehreren Sektoren und einer extrem soliden Bilanz muss man Meta Platforms als Investor auf dem Zettel haben.
Ich gehe zwar davon aus, dass die Meta-Aktie in den nächsten ein bis zwei Jahren schwankungsanfällig bleiben wird. Die Kustomer-Übernahme ist jedoch nur das jüngste Beispiel dafür, wie der Facebook-Konzern neue Märkte für sich erschließt und die Konkurrenz durch seine schiere Größe das Fürchten lehrt.
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