Liebe Leserinnen und Leser,
der große Irrtum bei Mercedes-Benz: Die Aktie verlor am Freitag zum Auftakt der neuen Börsenwoche gleich mehr als -7 %. Ein Alarmzeichen!
Ein Alarmzeichen? Es gibt tatsächlich Indikatoren dafür, dass die Börse sich irrt. Die Bestrafung fällt zumindest aus Sicht von Analysten viel zu hart aus. Es könnte wesentlich geschmeidiger aufwärts gehen.
Mercedes-Benz: Das ist die Gewinnwarnung!
Tatsächlich hat das Unternehmen eine Gewinnwarnung ausgesprochen. Die Warnung sieht vor, dass die Umsatzrendite statt wie bislang vermutet bei 11 % nun nur noch bei ca. 6 % bis 7 % erwartet wird. Damit sinken die Gewinne im laufenden Jahr.
Grund dafür sind u.a. die schwächeren Absatzmöglichkeiten in China, die sich nach und nach zeigen. Das allerdings ist aus der Wahrnehmung von Beobachtern wohl eher eine Falschannahme, denn: Die Gründe waren eigentlich nicht neu. China hat über Monate hinweg mit seinen Zahlen zum Absatzmarkt immer wieder gezeigt, dass der Markt schwächelt.
Die Wirtschaftsdaten in China lassen zudem nach. Dass die Zollpolitik der EU und der USA die Chinesen auch nicht zu einer freundlicheren Politik gegenüber ausländischen Fahrzeugherstellern treibt, liegt nahe. Rundheraus gesagt: Überraschend ist all das nicht. Man könnte die Meldung fast schon abhaken, die Börsen haben schlicht sehr massiv reagiert. Die Aktie war aber zuvor schon seit Monaten vergleichsweise schwach.
Mercedes-Benz Aktie Chart
Die Kursperformance der Mercedes-Benz-Gr...-Aktie
Die Risiken für die Autobauer sind demnach am Ende überschaubar, so jedenfalls kann es bei genauer Betrachtung im Raum stehen bleiben. Die Rahmenbedingungen sind nicht neu. Die harten Zahlen jedoch zeigen, dass die Aktie vergleichsweise sogar recht günstig ist.
Die Preise für die Aktie sind vergleichsweise niedrig
Maßstab sind die bisherigen Gewinnschätzungen für das Unternehmen. Der Marktwert lag bis gestern Abend bei 56,6 Mrd. Euro. Die Nettoergebnis-Schätzung ereicht gut 11,7 Mrd. Euro. Damit errechnet sich ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) in Höhe von ca. 5,1. Das ist niedrig. Wenn die Gewinne sich nun reduzieren, könnte sich bspw. ein KGV von 8 oder 9 ergeben. Die Korrektur der Kurse jedoch hat das KGV schon wieder selbst verringert – es lässt sich aktuell nicht exakt berechnen.
Dennoch: Die Aktie wird sicherlich mit einem KGV von vielleicht 7 bis 8 bewertet, was keinesfalls „teuer“ ist. An den bisherigen Annahmen zu dem Titel hat sich damit auch wenig geändert.
Dazu passt, dass das Unternehmen wahrscheinlich bei Analysten heute rege Tätigkeit ausgelöst hat. Die haben reagiert. Am heutigen Vormittag etwa hat JPMorgan das Ziel auf 78 Euro eingestellt. Die Aktie wird mit dem Rating „Overweight“ versehen. Die Goldman hat das Unternehmen auf „buy“ gestellt. Das Ziel der Aktie liegt somit in Höhe von 87 Euro. Auch hier hat sich an der Bewertung nichts geändert.
Noch vor wenigen Tagen hatte die UBS – sicherlich auch in Kenntnis der schwierigen Situation am Markt in China – die Aktie auf „Buy“ belassen. Das Kursziel war mit 85 Euro angegeben worden.
Alle Analysten auf einmal können oder sollten sich zumindest nicht irren. Sie kommen im Mittel derzeit auf ein Kurspotenzial von mindestens 36 %, so weisen die Zahlen von Marketscreener aus. Es kann noch zu kleineren Anpassungen kommen. Die ersten Analysten-Stimmen, die Sie oben lesen, deuten jedoch darauf, dass es keine Änderung gibt.
Mercedes-Benz ist trendtechnisch unter Druck
Der Markt sieht das, s.o., tatsächlich anders. Die Aktie ist seit geraumer Zeit unter Druck. Im laufenden Monat – noch vor dem heutigen Tag – hat der Titel ein Minus von -11,9 % hinnehmen müssen. Seit Jahresanfang waren es -12 %.
Die hohe Dividendenrendite von über 7 % oder 8 % (je nach Ausgangskurs) scheint auch nicht verfangen zu haben. Der Markt also geht noch davon aus, dass der Automarkt schwierig ist. Die Absatzzahlen in China werden schwächer, negative Meldungen in Deutschland, zumal bei VW und BMW, häufen sich.
Unter dem Strich aber steht Mercedes-Benz wirtschaftlich derzeit sehr viel solider da, als die Märkte meinen. So ist es ggf. nicht unbedingt ein Fehler, die nun geäußerten Analysten-Stimmen zu Rate zu ziehen.
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