Mercedes-Benz-Aktie: Angezählt?

Spätestens nach der drastischen Gewinnwarnung ist die Krise im Autosegment endgültig auch bei Mercedes-Benz angekommen und ein Comeback scheint nicht in Sicht zu sein.

Auf einen Blick:
  • Schwache Geschäfte in China bringen Mercedes-Benz in die Bredouille.
  • Zum ersten Mal seit Jahren musste der Autobauer eine Gewinnwarnung aussprechen.
  • Die Anleger reagieren mit einem spontane Ausverkauf.

Eine ganze Weile lang schien es noch so, als könnte Mercedes-Benz die tiefe Krise deutscher Autohersteller einigermaßen elegant umschiffen. Doch kurz vor dem Wochenende überschlugen sich die Ereignisse und in den Augen vieler Beobachter stehen die Schwaben nun kaum noch besser da als BMW und Konsorten. Einzig im Vergleich zur tiefen Krise bei Volkswagen scheint es noch etwas besser zu laufen, was dieser Tage aber wahrlich nicht als Kompliment zu verstehen ist.

Geschockt zeigten die Anleger sich vor allem darüber, dass Mercedes-Benz für das laufende Jahr eine Gewinnwarnung aussprach. Es ist das erste Mal seit Jahren, dass der Konzern sich zu einem solchen Schritt genötigt fühlt. Als Hauptursache dafür werden schwache Geschäfte in China verantwortlich gemacht, denn in Nordamerika und Europa kann der Konzern eigentlich noch recht solide Zahlen vorweisen.

Mercedes-Benz: Das China-Problem

Nachdem hiesige Autobauer jahrelang vom schnellen Wachstum in China profitieren konnten und auch Mercedes-Benz sich daran rege beteiligte, scheinen kleinere Erfolge das Ruder aber nicht mehr herumreißen zu können. Im Reich der Mitte geben heimische Hersteller wie BYD klar den Ton an. Mercedes ist technologisch zwar nicht ganz so weit zurückgefallen wie manch anderer europäischer Hersteller. Wenig zu bieten hat man allerdings im unteren Preissegment, welches sich momentan über wachsende Beliebtheit erfreut.

Mercedes-Benz-Chef Ola Källenius stimmte die Anleger bereits darauf ein, dass die Schwäche in China länger anhalten dürfte und der Preisdruck tendenziell weiter zunimmt. Dennoch will der Konzern sich von seiner Luxus-Strategie nicht abwenden und die Margen im Blick behalten. Letztere können momentan nicht überzeugen. Für 2024 wird nur noch eine Umsatzrendite in Höhe von 8,5 statt der ursprünglich anvisierten elf Prozent in Aussicht gestellt. Im zweiten Halbjahr soll die Marge sogar nur bei erschütternden sechs Prozent liegen.

Nettogewinn pro Quartal für Mercedes-Benz-Gr...

Quartal
Mio. €
30.06.24
3.016
31.03.24
2.974
31.12.23
3.117
30.09.23
3.636
30.06.23
3.563
31.03.23
3.945
31.12.22
3.981
Entwicklung des Nettogewinns bei Mercedes-Benz-Gr...

Auf Schrumpfkurs

In den kommenden Monaten wird Mercedes-Benz damit sein selbst vergebenes Profitabilitätsniveau verpassen, welches bei einer Marge von acht Prozent angesetzt wird. Ob es im nächsten Jahr wieder besser laufen wird, bleibt noch abzuwarten. Denn nicht nur die Margen haben zuletzt nachgelassen. Vor allem bei seinen Top-Modellen musste der Konzern auch in Sachen Auslieferungszahlen herbe Einschnitte verkraften. Das sogenannte Top-End-Segment wird aktuellen Prognosen zufolge wohl um etwa neun Prozent schrumpfen und konzernweit wird mit Auslieferungen unterhalb der Schwelle bei zwei Millionen Fahrzeugen gerechnet.

Es scheint sich zu rächen, dass Mercedes-Benz sich in den vergangenen Jahren derart auf den chinesischen Markt eingeschossen hat. Laut „Handelsblatt“ verkauft das Unternehmen mittlerweile jedes dritte Fahrzeug in der Volksrepublik. Daraus ergibt sich, dass jedes Anzeichen von Schwäche enorme Auswirkungen auf Bilanzen und weitere Aussichten hat. Zu allem Überfluss sind schwache Absatzzahlen nicht das einzige Problem im Reich der Mitte.

Kommando zurück

Zusätzlich belastet wird Mercedes-Benz durch einen großangelegten Rückruf, von dem rund eine halbe Million Autos betroffen sind. Die chinesischen Behörden stören sich ein Problemen bei Raddrehzahlsensoren, durch die es unter anderem zu Fehlern beim Antiblockiersystem (ABS) kommen könne. Der Rückruf wurde durch den Konzern bereits bestätigt, ohne allerdings weitere Details dazu zu nenne. Laut chinesischen Behörden sind Fahrzeuge aus den Reihen A-Klasse, B-Klasse, GLA und CLA betroffen, die im Zeitraum zwischen 2011 und 2019 hergestellt wurden.

Mercedes-Benz Aktie Chart

Wie sich dies finanziell auswirken mag, darüber lässt sich nur spekulieren. Die Anleger rechnen aber schon mal mit einem teuren Spaß und gehen in Deckung. Nach der Gewinnwarnung rutschte die Mercedes-Benz-Aktie am Freitag um knapp sieben Prozent in die Tiefe. Die schlechte Stimmung sollte sich zu Beginn der neuen Woche fortsetzen. Am Montagmorgen ließ das Papier um weitere 0,9 Prozent bis auf 54,61 Euro nach und markiert hier mit den niedrigsten Stand seit etwa zwei Jahren.

Mercedes-Benz unter Zugzwang

Für viele Beobachter kommt das Drama rund um Mercedes-Benz wenig überraschend. Die Marke allein scheint in China nicht mehr zu ziehen. Umso mehr sind nun neue Modelle gefragt, welche die Kundschaft mit ihren Qualitäten überzeugen können. Das betrifft vor allem Elektroautos, die in der Volksrepublik einen wahren Boom erleben. Das scheint auch Mercedes ein klein wenig verschlafen zu haben, wenngleich nicht ganz so dramatisch wie mancher Mitbewerber aus Europa.

Ebenfalls zu rächen scheint sich, dass Mercedes-Benz das vorsichtigere Ausgabeverhalten der Kundschaft infolge der Inflation und weiterer Faktoren nicht ausreichend antizipiert zu haben scheint. Auch das Unternehmen selbst sprach davon, dass sogar besser betuchte Zielgruppen mittlerweile eher umsichtig mit ihrem Geld umgehen würden. Zu bieten hat das Portfolio in erträglichen Preisregionen aber momentan nicht allzu viel.

Die Karten liegen auf dem Tisch

Im ersten Moment sind Gewinnwarnung und maue Aussichten in China eine schmerzliche Angelegenheit für die Mercedes-Benz-Aktie. Doch zumindest wissen die Anleger nun, woran sie sind. Sobald dies an den Märkten einigermaßen verdaut wurde, könnte der Blick sich wieder in Richtung Norden wenden. Noch weitere Hiobsbotschaften erscheinen derweil eher unwahrscheinlich. Damit es mit einem Turnaround klappt, wird das Unternehmen aber starke Impulse liefern müssen, die über reine Kosteneinsparungen bestenfalls hinausgehen sollten. Darauf warten lässt sich ohne schlechtes Gewissen auf der Seitenlinie.

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