Der deutsche Autozulieferer Leoni hatte 2022 einen erheblichen Geschäftseinbruch erlitten – unter anderem wegen der rasant gestiegenen Kosten für Logistik, Energie und Personal, aber auch wegen der gestörten Lieferketten und des zeitweise stillgelegten Werks in der Ukraine.
Das Management will den Konzern deshalb mit neuer Liquidität versorgen. Nun meldet Leoni Fortschritte in dieser Sache: Wie das Nürnberger Unternehmen am Mittwoch bekannt gab, stehe man vor der Einigung über ein Sanierungskonzept zur Sicherung der Finanzierung.
Demnach soll das Sanierungskonzept den Konzern wesentlich entschulden und mit frischer Liquidität ausstatten. Die Sanierung soll die Finanzierung der Leoni AG auf Basis der derzeitigen Unternehmensplanung bis Ende 2026 sicherstellen.
Die Aktionäre dürften allerdings in die Röhre schauen. „Eine von Dipl.-Ing. Stefan Pierer mittelbar gehaltene Gesellschaft würde nach einer vereinfachten Herabsetzung des Grundkapitals der Leoni AG auf 0 Euro im Wege einer Barkapitalerhöhung mit nachfolgendem Sachagio einen Betrag von 150 Mio. Euro gegen Ausgabe neuer Aktien der Leoni AG einbringen“, so die Pressemitteilung.
Leoni: Sanierungsplan wird zum Kapitalschnitt – Aktionäre sollen leer ausgehen
Das heißt im Endeffekt: Der österreichische Unternehmer und Großaktionär Stefan Pierer wird zum Alleineigentümer von Leoni. Hierfür wird Pierer 150 Millionen Euro an frischem Kapital bereitstellen und einen Teil der Bankschulden Leonis übernehmen. Die übrigen Aktionäre aber gehen im Rahmen des Kapitalschnitts wohl leer aus, während die Banken und Schuldscheingläubiger darauf hoffen können, nach der Sanierung einen Teil ihres Geldes zurückzubekommen.
„Bei diesem finanziellen Sanierungskonzept handelt es sich aus Sicht des Vorstandes der Leoni AG um die einzige verbleibende Sanierungslösung“, betonte das Unternehmen. Mit einer Einigung sei kurzfristig zu rechnen.
Aktien-Crash am Mittwoch
Die Leoni-Aktie reagierte am Mittwoch mit einem gigantischen Kursrutsch auf die Meldung. Am Nachmittag verzeichnete das Papier ein Minus von 89 Prozent auf 0,31 Euro (Stand: 29.03.2024, 14:00 Uhr). Fast der gesamte Börsenwert der Leoni AG war damit innerhalb weniger Minuten dahin.
Interessant: Um den Kapitalschnitt zulasten der Aktionäre durchzusetzen, will Leoni auf das Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz zurückgreifen. Dadurch entfällt die Zustimmungspflicht der Aktionäre auf einer Hauptversammlung. Ausstehend ist laut Leoni nun nur noch die Zustimmung der Bürgen (Bundesländer Niedersachsen, NRW, Bayern sowie der Bund).
Die Leoni AG soll im Zuge der Sanierung indes von der Börse genommen werden.
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