Liebe Leser,
die Ängste vor einem wirtschaftlichen Abschwung haben in den vergangenen Monaten zugenommen. Das ist nicht verwunderlich, angesichts der Länge des Aufschwungs, den wir in den letzten Jahren erleben durften. Auf jeden Sommer folgt früher oder später auch wieder ein Winter und noch nie gab es einen Aufschwung, der unendlich war.
Was liegt also näher als das Ende der größtenteils bereits hinter uns liegenden guten Konjunkturlage zu erwarten und es gleichzeitig wegen seiner negativen Folgen zu fürchten? Spätestens an dieser Stelle kommt die Psychologie ins Spiel, denn aus dieser wissen wir, dass Gedanken Wirklichkeit werden können.
Das Phänomen der selbsterfüllenden negativen Prophezeiungen ist nur zu gut bekannt und es gilt auch für die Wirtschaft. Beschneiden zu viele Menschen ihren Konsum und kürzen ihre Ausgaben, weil sie davon ausgehen, dass die Zukunft weniger rosig sein wird als die Gegenwart, kommt der Abschwung unter Umständen deutlich schneller und fällt auch stärker aus als es ohne diese negative Erwartungshaltung der Fall gewesen wäre.
Dieses Phänomen fürchten in den USA in diesen Tagen insbesondere die Vorstände der großen Banken. Sie warnen vor einem übertriebenen Pessimismus und betonen, dass die amerikanische Wirtschaft immer noch rund läuft und eine Rezession nicht in Sicht sei.
Sie mögen mit dieser Einschätzung recht haben, sie können aber auch einfach nur im Interesse ihrer Institute handeln und die negativen Folgen für diese abschwächen wollen, denn eine Rezession zieht zwangsläufig eine sinkende Nachfrage nach neuen Krediten und eine deutlich niedrigere Zahl an Unternehmensübernahmen und Fusionen nach sich.
Wenn man all diese Aspekte im Hinterkopf behält, ist sowohl das Gerede von einer nahenden Rezession wie auch die Beteuerung der Banken, das noch kein Abschwung in Sicht sei, gefährlich und mit Vorsicht zu genießen. Schließlich wollen wir alle eine nahende Rezession nicht zusätzlich befeuern. Wir wollen aber auch nicht mit hohen, nur noch schwer zu finanzierenden Krediten dastehen, wenn sie doch über uns hereinbrechen sollte.
Ich wünsche Ihnen einen erfolgreichen Tag und grüße Sie herzlich