Jetzt kommt die Geldflut

Der „Mega-Bail-Out“ und die „Rettungspolitiken“ der Zentralbanken lassen die Geldmengen stark ansteigen – und es ist mit steigenden Güterpreisen und einem Kaufkraftverlust der offiziellen Währungen zu rechnen. Gold ist eine Möglichkeit, sich vor der Entwertung zu schützen.

NEUES GELD FÜR DEN „MEGA-BAIL-OUT“

Mit Unsummen wollen die Regierungen und ihre Zentralbanken den Wirtschaftseinbruch bekämpfen, der durch den politisch diktierten „Lockdown“ verursacht ist. Die US-Administration hat bereits ein 2 Billionen US-Dollar schweres Rettungspaket verabschiedet. Damit sollen Unternehmen und Konsumenten unter-stützt werden. Es umfasst Kredite, Steuererleichterungen, Transferzahlungen und anderes mehr.

Zudem hat die US-Zentralbank (Fed) den Finanzmärkten eine „Rückversicherung“ (einen „Backstop“) gegeben: Sie kauft Kreditpapiere, hält dadurch die Wertpapierkurse hoch und die Marktzinsen niedrig, und unterstützt so Unternehmen, private Haushalte und öffentliche Stellen.

Die US-Administration verfügt jedoch nicht über das Geld, das sie ausgeben will. Daher geschieht das Folgende: Die Fed erwirbt neu ausgegebene Staatsschuldpapiere, und sie kauft zudem den Banken und Hedgefunds Kreditpapiere (Unternehmens- und Hypothekenanleiten) ab. Dadurch erhöht sie die Basisgeldmenge im Bankenapparat (Abb. 1 a).

Die Banken brauchen die neue Liquidität dringend, weil ihre Kunden die Kreditlinien „ziehen“: Weil Unternehmen Geld brauchen, es aber im Kapitalmarkt nicht bekommen, beschaffen sie es sich per Kredit bei ihrer Hausbank, und die Kreditbestände der Banken schwellen an (Abb. 1 b).

Das neu geschaffene Geld landet letztlich auf den Konten der Privaten. Die dadurch verursachte Geldmengenausweitung zeigt sich bereits in einem starken Anwachsen der Geldmenge M1, die Ende April um mehr als 26 Prozent gegen-über dem Vorjahr angestiegen ist (Abb. 2 a).

Auch die Geldmenge M2 (M1 ist ein Teil davon) stieg überaus kräftig an: und zwar um knapp 18 Prozent gegen-über dem Vorjahr. Seit Anfang der 1980er Jahre sind die Geldmengen nicht so stark gestiegen, wie es derzeit der Fall ist.

GELDMENGE UND PREISE

Es gibt eine „Faustregel“, nach der eine wachsende Geldmenge (früher oder später) die Güterpreise in die Höhe treibt. Nach dem Motto: Steigt die Geldmenge, wird alles teurer. Im derzeitigen Umfeld mag man einwenden: Der Verfall des Ölpreises, der Wirtschaftseinbruch, die hohe Arbeitslosigkeit etc. werden verhindern, dass die Geldmengenausweitung sich in höhere Güterpreise übersetzt.

Aus unserer Sicht jedoch sprechen jedoch eine Reihe Faktoren dafür, dass es künftig zu Güterpreisinflation kommen wird, dass also die Kaufkraft des Geldes fallen wird – und diese Befürchtung trifft nicht nur auf die Vereinigten Staaten von Amerika zu, sondern auch für andere Währungsräume.

(1) Die Zentralbanken pumpen neues Geld in das Banken- und Finanzsystem, in-dem sie Schuldpapiere aufkaufen im Tausch für neu geschaffenes Geld. Dieses Geld steht Banken nun zur Verfügung, um neue Kredite zu vergeben und damit neues Geld zu schaffen. Es wird sehr wahrscheinlich auch dazu verwendet wer-den, andere Vermögensgüter (im In- und Ausland) zu kaufen. Das treibt die Prei-se von zum Beispiel Aktien, Häusern und Grundstücken in die Höhe.

(2) Das neue Geld, das auf die Konten der Privaten gelangt, wird für Konsum und sonstige Ausgaben verwendet – denn es repräsentiert schließlich den „Ersatz“ für ausgefallene Löhne und Einkommen. Die Wahrscheinlichkeit, dass große Teile des neu geschaffenen Geldes gespart beziehungsweise gehortet werden(und dadurch die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes absinkt und den Güterpreiseffekt abmildert), erscheint uns relativ unwahrscheinlich zu sein.

(3) Die Staaten versorgen vor allem auch Unternehmen mit neuen Krediten und neu geschaffenem Geld. Doch nicht alle Unternehmen werden die Wirtschaftskrise schadlos überleben, und es wird sich zeigen, dass ein nicht unbeträchtlicher Betrag des neu geschaffenen Geldes für unproduktive Projekte verausgabt wurde, sprich: Der Geldmengenausweitung steht kein Güterzuwachs gegenüber und wirkt daher tendenziell preistreibend.

In welchem Gewand die Güterpreissteigerungen sich letztlich zeigen wird – ob in Form von steigenden Konsumgüterpreisen, steigenden Vermögenspreisen oder einer Kombination aus beiden –, das lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen. Das hängt vielmehr von den jeweilig vorherrschenden Umständen ab.

Die Vergangenheit zumindest hat deutlich gezeigt, dass eine steigende Geldmenge mit steigenden Konsumgüter- und Aktienpreisen einhergegangen ist (Abb. 3). Die jüngste Ausweitung der Geldmenge spricht – ausgehend von dem bereits erfolgten Rückgang des Preisniveaus (wie hier definiert) – für ein Aufwärtspotential der Preise von etwa knapp 30 Prozent.

Die voranstehende Überlegungen sollen unterstreichen, dass die Geldmengenausweitung die Güterpreise vermutlich nicht nur auf ihrem bisherigen Niveau halten wird, sondern das sie – weil sie sehr wahrscheinlich nicht mehr rückgängig gemacht werden kann – für einen zusätzlichen Preisschub sorgen wird, der Konsumgüter- und/oder Vermögenspreise erfassen wird.

In beiden Fällen nimmt die Kaufkraft des Geldes ab: Der Geldhalter wird künftig weniger Konsumgüter und/oder weniger Vermögensgüter für sein Geld bekommen. Die Zeche der „Rettungspolitiken“ haben die Geldhalter zu zahlen.

BLICK AUF DEN EURORAUM

Abb. 4 zeigt die Entwicklung der Euro-Geldmenge und eines breit definierten Preisniveaus seit Anfang 1980 bis heute. Auch hier ist zu erkennen, dass die steigende Geldmenge im Trendverlauf mit einem Ansteigen des Preisniveaus verbunden war; gleichwohl gab es mitunter Abweichungen des Preisniveaus von der Geldmengenausweitung, die aber stets wieder korrigiert wurden.

Die letzten verfügbaren Geldmengen-Daten stammen von Ende März 2020. Hier machen sich bereits die Anfänge der Geldmengenausweitung bemerkbar. So stieg die Euro-Geldmenge M1 um 10,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr, eine deutliche Beschleunigung von 8,1 Prozent im Vormonat. Die Geldmenge M3 wuchs um 7,5 Prozent gegenüber noch 5,5 Prozent im Vormonat.

Wenn die Euro-Staaten ihre Defizite ausweiten, um die verlorenen Einkommen zu kompensieren, und Unternehmen und Konsumenten verstärkt Kredite auf-nehmen, und die Banken dadurch neues Geld schaffen, wird sich das ebenfalls in einem Ansteigen der Euro-Geldmengen niederschlagen.

Wie die obenstehende Graphik andeutet, würde eine Ausweitung der Euro-Geldmenge M3 von zwischen 15 bis 20 Prozent – eine Größenordnung, die wir für plausibel halten –einen Aufwärtsdruck auf die Preise in eben dieser Größenordnung ausüben.Auch hier lässt sich allerdings nicht mit Gewissheit sagen, ob der Preissteigerungseffekt die Konsumgüter und/oder Vermögensbestände oder einen Kombination aus beiden erfassen würde.

DAS INFLATIONSPROBLEM

Der politisch diktierte „Lockdown“ und die Versuche, dem dadurch verursachten Schaden mit neu gedrucktem Geld zu begegnen, schwört ein Inflationsproblem herauf. Es ist daher zu hoffen, dass die Volkswirtschaften möglichst schnell dem politisch diktierten Lockdown entkommen – denn dann gibt es Hoffnung, dass sich das Ausmaß der Geldflut noch begrenzen lässt.

Anleger sind gut beraten, die Gefahr der Geldentwertung ernst zu nehmen – gerade in einem Umfeld von Null- und Negativzinsen, in dem nun auch noch die Güterpreise anzusteigen drohen und die Bankguthaben entwerten. Eine Möglichkeit, der Entwertung zu entkommen, ist das Halten von Gold. Seine Kaufkraft kann durch die Zentralbankpolitik nicht herabgesetzt werden, und es trägt auch – anders als Bankeinlagen – kein Zahlungsausfallrisiko.

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