Langfristige Kapitalanlage oder kurzfristiges Trading – das sind die beiden grundlegenden Strategien am Aktienmarkt. Im Grunde wollen beide Anlegertypen das gleiche Ziel erreichen, nämlich mit ihrer Investition einen Gewinn zu erzielen. Die Herangehensweise unterscheidet sich jedoch – abgesehen vom Faktor Zeit – wesentlich.
Den langfristig orientierten Anleger interessiert die Rendite bis zu einem Stichtag X, der in weiter Ferne liegt – oft genug Jahre, manchmal Jahrzehnte. Der Trader hingegen nutzt sowohl steigende als auch fallende Kurse, um innerhalb kürzerer Zeiträume von den Marktschwankungen zu profitieren und kleinere, dafür aber häufigere Gewinne zu erzielen.
Manche Menschen investieren ohnehin mit einem langfristigen Anlageziel. Zum Beispiel, um für das Alter vorzusorgen. Andere verfolgen eher kurzfristige Ziele wie den Kauf eines Autos oder ein monatliches Einkommen für den Lebensunterhalt. Entsprechend kann dieses persönliche Anlageziel bereits richtungsweisend für den konkreten Anlagestil sein, der am besten zu den eigenen Bedürfnissen passt.
Was bedeutet „langfristig investieren“?
Das Ziel des Investierens ist der allmähliche Aufbau von Vermögen über einen längeren Zeitraum durch den Kauf und das Halten eines Portfolios von Aktien, ETFs, Investmentfonds, Anleihen und anderen Anlageinstrumenten.
Investitionen werden oft über Jahre oder sogar Jahrzehnte gehalten, während derer man von Vorteilen wie Zinsen, Dividenden und Aktiensplits profitiert. Während dieser Zeit schwanken die Märkte unweigerlich, aber die Anleger „sitzen die schlechten Zeiten einfach aus“. Sie gehen davon aus, dass sich die Kurse langfristig wieder erholen und eventuelle Verluste irgendwann wieder aufgeholt werden. Langfristige Anleger interessieren sich in der Regel mehr für die Fundamentaldaten des Marktes, wie z.B. das Kurs-Gewinn-Verhältnis und die Prognosen des Managements oder die Einschätzungen der Analysten. Investoren suchen nach Unternehmen oder Vermögenswerten, die ein gutes langfristiges Wachstumspotenzial aufweisen. Sie streuen ihre Anlagen, um das Risiko zu minimieren und ein breiteres Portfolio aufzubauen.
Was ist Trading?
Beim Trading werden häufig Transaktionen wie der Kauf und Verkauf von Aktien, Rohstoffen, Währungspaaren oder anderen Instrumenten durchgeführt. Ziel ist es, höhere Renditen als bei einer langfristigen Anlagestrategie zu erzielen. Während langfristige Anleger sich mit Renditen von 10 bis 15 % pro Jahr zufriedengeben, streben Trader womöglich eine Rendite von 10 % pro Monat an.
Handelsgewinne erzielt dieser Anlegertyp, indem er innerhalb eines relativ kurzen Zeitraums zu einem niedrigeren Preis kauft und zu einem höheren Preis verkauft. Umgekehrt können Trader mit Leerverkäufen auch auf fallende Kurse setzen. Im Fachjargon spricht man dann von „short gehen“. Für einen Trader gibt es in diesem Sinne keine schlechten Marktphasen, da an der Börse täglich mit Kursschwankungen zu rechnen ist und dieser Typ von Aktienhändler genau von diesen Schwankungen profitieren möchte.
Während „Buy-and-Hold“-Anleger weniger profitable Positionen aussitzen, sind Trader bestrebt, innerhalb eines bestimmten Zeitraums Gewinne zu erzielen und verwenden häufig eine schützende Stop-Loss-Order, um Verlustpositionen bei einem vorher festgelegten Kursniveau automatisch zu schließen. Händler verwenden zudem Instrumente der technischen Analyse wie gleitende Durchschnitte und stochastische Oszillatoren, um Handelskonfigurationen zu finden, die mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit eintreten werden.
Der Handelsstil der einzelnen Trader unterscheidet sich jedoch durch den Zeitrahmen bzw. die Haltedauer, in dem Aktien, Rohstoffe oder andere Handelsinstrumente gekauft und verkauft werden. Trader lassen sich daher im Allgemeinen in eine von vier Kategorien einteilen:
- Scalp Trader: Halten Positionen nur für Sekunden bis Minuten und lassen keine Positionen über Nacht offen.
- Day Trader: Halten Positionen nur während des Handelstages und nicht über Nacht.
- Swing Trader: Halten Positionen maximal einige Tage bis Wochen.
- Position Trader: Können Positionen auch über Monate bis Jahre halten.
Ein weiterer wichtiger Unterschied zwischen Investieren und Traden ist die Risikobereitschaft. Trader sind in der Regel bereit, höhere Risiken einzugehen, um kurzfristige Gewinne zu erzielen. Investoren hingegen sind eher an langfristigen Gewinnen interessiert und kaufen daher bevorzugt nicht spekulative Aktien mit hohem Substanzwert.