Sehr geehrter Herr Rohbeck, sehr geehrter Herr Ermich, die Philion SE ist noch ein junges Unternehmen am Kapitalmarkt und DEINHANDY eine der beiden Tochtergesellschaften. Stellen Sie daher Ihre Unternehmen unseren Leserinnen und Lesern einmal kurz vor!
Antwort von Michael Rohbeck: Die Idee hinter Philion ist relativ einfach. Wir sind im Telekommunikationsmarkt aktiv und betrachten diesen als einen Konsolidierungsmarkt. Erstaunlicherweise handelt es sich hier sogar um einen relativ verstaubten Markt, auf dem man immer noch über Tarifverträge und kaum über Digitalisierung spricht.
Auf dem deutschen Markt gibt es mit der Deutschen Telekom (T-Mobile), Vodafone und Telefónica Deutschland (E-Plus und O2) drei große Netzbetreiber sowie mit United Internet (1&1 Drillisch) und freenet (Mobilcom-Debitel) zwei große unabhängige Player. Im stationären Markt tummeln sich zudem zahlreiche kleinere Wettbewerber mit insgesamt mehr als 3.500 Stores. Dies schreit nach Konsolidierung und bietet uns Chancen. Über eine Buy-and-Build-Strategie wollen wir einen im deutschen Markt einzigartigen Omni-Channel-Champion aufbauen.
Darum haben wir von Philion Anfang 2018 zunächst Fexcom übernommen. Dies ist der größte unabhängige Filialist mit rund 160 Standorten in Deutschland. Dann haben wir uns Ende 2018 bei DEINHANDY beteiligt und kooperieren darüber hinaus mit ihrem Hauptgesellschafter, der Schweizer mobilezone. Gemeinsam haben wir ein Konzept entwickelt, die Online- und Offline-Welt unter der Marke DEINHANDY zusammen zu führen.
Robert Ermich ergänzt: Ein wesentlicher Unterschied von DEINHANDY gegenüber 1&1 Drillisch und Co. ist, dass diese auf ihre eigenen Marken beschränkt sind. Das wiederum sind wir nicht, wir bieten alles an.
Aber lassen Sie mich auf das Thema Beratungsdienstleistungen zurück kommen. Wir glauben, dass dies schon heute, aber noch mehr in der Zukunft, ein Thema ist, bei dem die Kunden auch auf Offline-Angebote setzen. Damit meine ich noch nicht einmal den klassischen Mobilfunkvertrag, sondern zusätzlich auch neue, komplexere Themen wie Smart Home etc., diese Geräte werden über das Smartphone gesteuert und erhöhen den Beratungsbedarf.
Das ist eine interessante Aussage von Ihnen, da DEINHANDY ja doch eher als ein Online-Anbieter in diesem Markt bekannt ist, oder?
Antwort von Robert Ermich: Ja, das stimmt. Aber wenn Sie sich mal umschauen, dann hat inzwischen sogar der weltgrößte Online-Einzelhändler stationäre Filialen aufgebaut. Wir sehen hier Amazon auf dem richtigen Weg und wollen diesen daher ebenfalls einschlagen, da wir starke Potenziale in der Zusammenarbeit zwischen Online und Offline sehen.
Okay, kommen wir zurück zu Philion. Wie sehen Sie Ihr Unternehmen heute im Markt positioniert?
Antwort von Michael Rohbeck: Die 1&1-Gruppe ist praktisch ausschließlich online-orientiert, wohingegen freenet wesentlich auf den stationären Vertrieb setzt. Wir glauben aber, dass die Kunden zukünftig nicht mehr zwischen online und offline unterscheiden wollen. Daher setzen wir auf das Beste aus beiden Welten.
Für die kurze Zeit, die wir in diesem Markt tätig sind, kann sich die Entwicklung durchaus sehen lassen. So haben wir den Börsengang des Unternehmens mittels eines Reverse IPOs geschafft, sind in den regulierten Markt gegangen und haben uns dank der beschriebenen Akquisitionen operativ positioniert. Jetzt gilt es, dass Omni-Channel-Konzept konsequent umzusetzen.
Robert Ermich ergänzt: In den vergangenen Monaten haben wir unser Konzept in 11 Filialen getestet und sind vom Erfolg begeistert. Die Stores profitieren von dem hohen Bekanntheitsgrad der Marke. Online profitieren wir davon, dass Kunden im Zweifel auch in eine Filiale gehen können. Dies sorgt für Vertrauen und mehr Vertragsabschlüsse. Jetzt sind wir bereit für den Rollout.
Gleichzeitig wollen Sie auch weiter wachsen?
Antwort von Michael Rohbeck: Richtig. Mit unseren rund 160 Stores liegen wir natürlich noch ein gutes Stück hinter freenet mit mehr als 500. Da wir auch online stark sind, sind 300 Stores für uns eine wichtige Marke, um flächendeckend die Vorteile von Omni-Channel nutzen zu können. Diese 300 wollen wir in wenigen Jahren durch weitere Übernahmen erreichen.
Gemeinsam mit einem starken Online-Geschäft erwarten wir so ein starkes Umsatzwachstum von 50 Mio. Euro in 2018 auf mittelfristig deutlich über 300 Mio. Euro. Da wir noch in der Aufbauphase sind, waren wir 2018 noch nicht profitabel. Allerdings möchten wir in 2019 wenigstens eine schwarze Null ausweisen. Mittelfristig halten wir dann eine EBIT-Marge von mehr als 5% für möglich.
Das hört sich ja durchaus interessant an, aber ist das auch wirklich realistisch? Sie haben ja den Telekommunikationsmarkt eingangs selbst noch als Konsolidierungsmarkt bezeichnet.
Antwort von Michael Rohbeck: Wenn wir die schlanken Prozesse des Online-Geschäfts auf die Stores übertragen und auf beiden Kanälen die Vertriebsvorteile nutzen, dann ist dies keineswegs utopisch.
Lassen Sie mich nochmal auf das Stichwort Smart Home zurück kommen. Wie sehen Sie da den Markt und die Entwicklung, auch vor dem Hintergrund, dass Deutschland ja eher ein digitales Entwicklungsland ist?
Antwort von Robert Ermich: Ja, es stimmt tatsächlich, dass der deutsche Markt bei solchen Themen noch etwas hinterher hinkt. Umso wichtiger ist es jedoch, die Menschen über die Chancen und Möglichkeiten zu informieren und ihnen vor Ort persönlich komplexere Produkte zu erklären. Und da kommt dann wieder der Faktor Offline-Beratungsdienstleistungen ins Spiel.
Online sind wir ja mit DEINHOME, bereits auf dem Markt aktiv. Ziel ist es, dass wir zukünftig unseren Kunden alles aus einer Hand anbieten können. So wäre beispielsweise auch noch der Start von weiteren Vertragsprodukten im Haushaltssegment möglich.
Herr Rohbeck, Herr Ermich, ich bedanke mich für das nette Gespräch und wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg!