Der Chiphersteller Intel hat sich in die vielleicht größte Krise seiner bisherigen Geschichte manövriert. Das Foundry-Geschäft sorgt Quartal für Quartal für Milliardenverluste, Consumer-Chips können mit der Konkurrenz nur noch bedingt mithalten und in Sachen KI kam der Konzern bislang noch nicht einmal ansatzweise auf die Füße. All das und noch mehr hat zur Folge, dass nun an allen Ecken und Enden gespart wird und der Aktienkurs ins Bodenlose gefallen ist.
Bei gerade einmal 18,51 US-Dollar ist das derzeitige 52-Wochen-Tief vorzufinden, was mit der niedrigste Stand der letzten zehn Jahre ist. Dass die Aktie zum Wochenende bei immerhin 21,84 Dollar notiert, ist frischen Übernahmegerüchten zu verdanken. Das „Wall Street Journal“ berichtete als erster darüber, dass Qualcomm nach Intel greifen könnte. Es soll sogar schon ein konkretes Angebot geben. Beziffert wurde jenes allerdings nicht und auch eine Bestätigung der beteiligten Unternehmen steht bislang noch aus.
Intel: Gelegenheit macht Käufer?
So lässt sich für den Moment nur spekulieren, was an den Gerüchten dran sein mag. Im ersten Moment scheint die Gelegenheit für Qualcomm günstig zu sein. Da die Intel-Aktie auf Jahressicht um etwa 40 Prozent in die Tiefe stürzte, wäre eine Übernahme zu Preisen möglich, von denen vor einiger Zeit viele nicht einmal zu träumen gewagt hätten. Wenn es also je einen interessanten Zeitpunkt für eine Übernahme gegeben hat, dann wohl genau jetzt.
Auf der anderen Seite wird Intel mit gut 90 Milliarden Dollar noch immer recht sportlich bewertet und bei einer vollständigen Übernahme müsste Qualcomm wohl noch einen gewissen Aufpreis zahlen. Da das Unternehmen per Juni „nur“ knapp 12 Milliarden Dollar an Cash-Reserven hatte, wären massive Kredite und/oder Kapitalerhöhungen im großen Stil notwendig. Das scheinen die Anleger von Qualcomm zu fürchten und die Aktie gab am Freitag um 2,9 Prozent bis auf 168,92 Dollar nach.
Die Intel-Aktie reagiert positiv
Intel Aktie Chart
In die andere Richtung ging es hingegen für die Aktie von Intel. Mit einem Plus von 3,3 Prozent konnte der schwer angeschlagene Titel zumindest ein wenig Boden gutmachen, ohne allerdings im Chart echte Ausrufezeichen zu hinterlassen. Für die leidgeplagten Anleger wäre eine mögliche Übernahme ein Szenario, mit dem sich je nach Einstiegszeitpunkt hübsche Gewinne einfahren oder wenigsten Verluste begrenzen lassen könnten.
Selbst wenn die Spekulationen sich bewahrheiten sollten, wäre aber eher nicht mit einem schnellen Abschluss zu rechnen. Aufgrund der schieren Größe von Intel würden die Kartellbehörden ein genaues Auge auf einen Zusammenschluss werden. Es könnte darauf hinauslaufen, dass eine Übernahme verweigert oder nur auf bestimmte Geschäftsbereiche beschränkt wird.
Eine dumme Idee?
Die ersten Analysten reagierten bereits auf die Berichte, darunter Dylan Patel, welches das Ganze beim Kurznachrichtendiens „X“ als eine dumme Idee bezeichnete. Auch wenn Qualcomm mit einer solchen Übernahme die eigene Stellung wohl massiv stärken könnte, so wären auch enorme Überlappungen zu erwarten. Zudem habe Qualcomm keine Möglichkeit, die enormen Kosten von Intel bei Datacentern und Fertigungsgeschäft signifikant zu reduzieren. Das Unternehmen würde sich dieser Auslegung zufolge also vor allem ein großes Sorgenkind ins Haus holen.
Eine Sensation ist es schon, dass Intel überhaupt als möglicher Übernahmekandidat gehandelt wird. Vor wenigen Jahren wäre das noch vollkommen undenkbar gewesen. Es zeigt aber auch, wie sehr der einstige Platzhirsch abgestürzt ist. Der Blick in die Zukunft ist geprägt von fast schon verzweifelt wirkenden Sparmaßnahmen und keinen erkennbaren Signalen für ein etwaiges Comeback.
Nur nicht zu früh freuen
Doch nicht alles, was vorstellbar ist, wird an der Börse auch automatisch zur Realität. Die Munkeleien rund um Intel und Qualcomm sind mit größter Vorsicht zu behandeln. Selbst wenn Verhandlungen hinter den Kulissen stattfinden sollten, so würde das noch nicht zwingend bedeuten, dass jene auch zu einem Ergebnis kommen werden. Da auch die Politik sehr interessiert auf das Thema zu blicken scheint, erhöht das Risiko für Anleger sich nur noch mehr.
Fest auszugehen ist von einer Übernahme durch Qualcomm bislang noch keinesfalls. Qualcomm hätte das auch kaum nötig. Der Konzern feiert große Erfolge mit Mobilchips und kann sich diesbezüglich über fehlendes Wachstum kaum beklagen. Sollte es zu einem Deal kommen, könnte es im ungünstigsten Fall so unerfreulich wie bei Bayer und Monsanto ablaufen.
Ein gefährliches Spiel für die Intel-Aktie
Angetrieben durch blanke Spekulation gab es bei der Intel-Aktie jüngst ausnahmsweise mal grüne Vorzeichen zu sehen. Der scheint dürfte aber sehr wahrscheinlich trügen. Charttechnisch bleibt es beim Abwärtstrend und sollten die Gerüchte sich nicht möglichst schnell bestätigen, dürfte der Rückenwind alsbald schon wieder nachlassen. Erreicht wurde bislang in erster Linie, dass die zuvor kaum noch vorhandenen Erwartungen der Börsianer wieder etwas in die Höhe geschraubt wurden.
Das erhöht die potenzielle Fallhöhe für die Intel-Aktie nur noch weiter. Auch wenn das Wetten auf eine möglichst großzügige Übernahme-Offerte verlockend erscheinen mag, so könnte es von einer nüchternen und nachhaltigen Anlagestrategie kaum weiter entfernt sein. Die gestiegene Unsicherheit ist sogar noch ein Argument weniger für spontane Zukäufe. Anleger sehen sich das Schauspiel von der Seitenlinie aus an und warten mindestens, bis es auch von offizieller Seite etwas zu hören gibt.
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