Impfstoff-Aktien: BioNTech und Valneva – Jetzt wird’s richtig spannend!

Verkehrte Welt bei den Impfstoff-Titeln: BioNTech verlor trotz guter News vor dem Wochenende weiter an Börsenwert; Valneva zog deutlich an, ganz ohne Nachricht.

Nein, die zurückliegende Börsenwoche war zweifellos nicht die für die Aktien der Impfstoff-Entwickler BioNTech und Valneva, zumindest nicht an der Börse. Sowohl die Aktien des deutschen als auch des französisch-österreichischen Biotech-Unternehmens verloren zunächst massiv an Wert. Vor dem Wochenende aber entwickelten sich die Papiere völlig gegensätzlich. Während BioNTech weiter abgab, zog die Valneva-Aktie wieder deutlich an. Verkehrte Welt: Nach der Nachrichtenlage hätte es genau andersrum sein müssen.

BioNTech erhält weitere Zulassung in den USA

Denn während von Valneva vor dem Wochenende keinerlei ermutigende Nachrichten eingingen, hatte BioNTech eine solche im Gepäck: Gemeinsam mit Partner Pfizer gab das Mainzer Unternehmen bekannt, dass die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA eine Notfallzulassung für den COVID-19-Impfstoff von BioNTech/Pfizer bei Kindern im Alter von 6 Monaten bis 4 Jahren erteilt habe. „Die 3-µg-Dosis wurde sorgfältig auf Grundlage von Daten zur Sicherheit, Verträglichkeit und Immunogenität als bevorzugte Dosis für Kinder unter 5 Jahren ausgewählt“, wie BioNTech in der Mitteilung betonte.

  • Der FDA-Beratungsausschuss für Impfstoffe empfahl die Impfung demnach einstimmig
  • Pfizer und BioNTech werden jetzt mit der Auslieferung von pädiatrischen 3-µg-Dosen entsprechend der Vorgaben der US-Regierung beginnen

„Millionen älterer Kinder auf der ganzen Welt sind bereits mit unserem COVID-19-Impfstoff geimpft worden, der dazu beiträgt, symptomatische, schwere Erkrankungen und Krankenhausaufenthalte zu verhindern “, sagte Albert Bourla, Chairman und CEO von Pfizer. „Wir wissen, dass vielen Eltern in den Vereinigten Staaten dringend auf die Zulassung eines Impfstoffs für ihre Kinder unter fünf Jahren gewartet haben und freuen uns daher sehr, dass wir ihnen nun eine Impfoption mit einem vorteilhaften Sicherheitsprofil anbieten können“. Man sei allen Eltern und Erziehungsberechtigten dankbar, die durch die Teilnahme ihrer Kinder an der klinischen Studie die Zulassung möglich gemacht haben.

BioNTech-Aktie fällt weiter zurück

„Es ist unser erklärtes Ziel, Menschen aller Altersgruppen unseren COVID-19-Impfstoff zugänglich zu machen“, kommentierte Ugur Sahin, CEO und Mitgründer von BioNTech, die Zulassung in den USA. Eltern in den Vereinigten Staaten hätten nun die Möglichkeit, ihre Kinder unter fünf Jahren impfen zu lassen „und wir arbeiten daran, dass dies bald auch in anderen Ländern weltweit möglich sein wird“, so der BioNTech-CEO. Die Notfallzulassung basiert laut BioNTech auf Daten einer randomisierten, kontrollierten Phase-2/3-Studie, die 4.526 Kinder im Alter von 6 Monaten bis 4 Jahren umfasst.

Nachdem die BioNTech-Aktie bereits seit Wochenbeginn stark gefallen war, änderte diese Nachricht aus den USA nichts Grundsätzliches an deren Richtung. Nur kurz schoben sich die Papiere um rund zwei Prozent ins Plus bis auf 126,70 Euro. Doch am Freitagnachmittag fiel die BioNTech-Aktie bereits ins Minus. Bei 136,20 Euro waren die Anteilsscheine am Freitag der Vorwoche noch gehandelt worden, 121,35 Euro standen nach einem weiteren Abschlag von zwei Prozent im Xetra-Handel vor diesem Wochenende auf dem Kurszettel – ein Wochenminus von rund elf Prozent.

Valneva verringert Kursverluste

Valneva hingegen legte am Freitag – nach schwachem Beginn und ohne neue Nachricht – plötzlich deutlich zu: Am Ende stand im Handel in Frankfurt ein Plus von mehr als sieben Prozent auf 7,93 Euro. Dennoch muss diese Kursbewegung richtig eingeordnet werden: In den Tagen zuvor war die Valneva-Aktie derart abgeschmiert, dass sie noch immer gut ein Drittel weniger wert ist als vor Wochenfrist. Das hat seinen Grund.

Am Montag hatte Valneva mitgeteilt, dass die Vereinbarung mit der Europäischen Union bezüglich des Impfstoffkandidaten VLA2001 auf der Kippe steht: Bedingt durch eine Verzögerung im Zulassungsprozess durch die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) hat die Europäische Kommission offenbar die ursprünglich vereinbarte Abnahmemenge im Zulassungsfall massiv nach unten geschraubt. Bis zu 60 Millionen des inaktivierten Impfstoffes wollten die EU-Länder einst abnehmen. Laut des Magazins Business Insider sollten allein zwölf Millionen Dosen an Deutschland gehen, jetzt ist von nur noch von rund einer Million die Rede. „Ich kann zu Details natürlich nichts sagen, aber die Größenordnung kommt hin“, sagte Valneva-CEO Thomas Lingelbach im Interview.

Valneva stellt Impfstoffprogramm in Frage

Das hat Folgen: Die von der Kommission angegebenen vorläufigen, inoffiziellen Mengenangaben würden „nicht ausreichen, um die Nachhaltigkeit des COVID-19-Impfstoffprogramms von Valneva zu gewährleisten“, wie das Unternehmen mitteilte. Dies würde auch die Entwicklung des Programms über das derzeitige Produktprofil hinaus erschweren, hieß es. „Sollten sich diese Angaben konkretisieren, wird Valneva nicht in der Lage sein, den Vorabkaufvertrag so anzupassen, dass er eine Reduzierung des Auftrags ermöglicht, und die Europäische Kommission wird die Vereinbarung daher wahrscheinlich kündigen“, hieß es. Infolgedessen hätten die Europäer keinen Zugang zu Valnevas inaktiviertem Impfstoff.

Das kam freilich an den Märkten nicht gut an, weshalb die Aktie von Valneva prompt in den Kurskeller rauschte. Wenngleich sich auch die Aktie von BioNTech ebenfalls schwer tut, steht sie im mittelfristigen Vergleich noch gut da:

Performance1 Monat3 Monate6 Monate
BioNTech-Aktie-17,8%-23,8%-33,6%
Valneva-Aktie-17,1%-53,1%-70,1%

Quelle: finanzen.net

Fällt am Dienstag die Entscheidung?

Trotz des Hoffnungsschimmers am Freitag ist weiter völlig ungewiss, ob Valneva am Aktienmarkt noch einmal zurückkommen wird. Unabhängig davon, dass das Zulassungsverfahren bei der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) tatsächlich wie geplant weitergeht. Die EMA hatte die Einreichung des Zulassungsantrags am 19. Mai 2024 akzeptiert „und es wird erwartet, dass der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) voraussichtlich in der Woche vom 21. Juni 2024 eine endgültige Abstimmung vornehmen wird“, wie Valneva zum Wochenbeginn ebenfalls mitteilte. Mit anderen Worten: Am morgigen Dienstag wird’s noch einmal richtig spannend.

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