Im Gespräch: ServiceWare – KI im Callcenter

Wie KI im Service-Bereich von Unternehmen einsetzbar wird, zeigt ServiceWare mit seiner Plattfform. Welche Wachstumschancen es gibt, besprechen wir mit CEO Dirk Martin.

Auf einen Blick:
  • Welche Vorteile bietet der Einsatz von KI im Service?
  • 9M-Zahlen Revue passiert
  • Abgrenzung von Wettbewerbern
  • Transformation des Geschäftsmodells

Serviceware ist ein führender Anbieter von Softwarelösungen im Bereich Enterprise Service Management (ESM). Das Unternehmen hilft Organisationen, ihre internen und externen Services effizienter zu gestalten, indem es Prozesse digitalisiert und automatisiert. Die Produktpalette von Serviceware umfasst Module für IT-Service-Management, Finanzmanagement, Kundenservice, und weitere Unternehmensbereiche. Ziel ist es, durch integrierte Lösungen Kosteneinsparungen zu erzielen und die Servicequalität zu erhöhen.

Das Geschäftsmodell von Serviceware basiert auf einem modularen Software-as-a-Service (SaaS)-Ansatz, der es Kunden ermöglicht, einzelne Module je nach Bedarf zu nutzen und in bestehende IT-Landschaften zu integrieren. Diese Flexibilität macht die Lösungen für Unternehmen jeder Größe attraktiv. Zudem bietet Serviceware Beratung und Implementierungsservices an, um die Einführung der Softwarelösungen zu begleiten und den größtmöglichen Nutzen zu erzielen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Optimierung von Serviceprozessen durch Datenanalyse und Künstliche Intelligenz.

Mit der zunehmenden Bedeutung der Digitalisierung in Unternehmen wächst der Markt für Enterprise Service Management stetig, und Serviceware ist bestens positioniert, um von diesem Trend zu profitieren. Das Unternehmen hat in den letzten Jahren seinen internationalen Kundenstamm kontinuierlich erweitert und investiert in den Ausbau seiner SaaS-Plattform. Mit einer klaren Wachstumsstrategie, die auf Innovation und Effizienzsteigerung abzielt, bleibt Serviceware ein wichtiger Akteur in der Optimierung von Unternehmensservices.

Auf dem Eigenkapitalforum 2024 in Frankfurt haben wir mit dem Vorstandsvorsitzenden von Serviceware, Dirk Martin, gesprochen. Zum einen ging es um den Einsatz von KI auf der Plattform von Serviceware, andererseits um die kürzlich vorgelegten 9-Monats-Zahlen, insbesondere über das starke Wachstum im SaaS-Bereich. Thema war auch die laufende Transformation von einem klassischen Lizenzgeschäft zum SaaS-Ansatz und natürlich zum Ausblick.

Transkript des Interviews

Carsten Müller: Hallo und herzlich willkommen hier bei Finanztrends. Wir sind beim Eigenkapitalforum 2024, das von der Deutschen Börse AG organisiert wird. Wir laden Unternehmensvertreter ein, um mit ihnen über den aktuellen Stand ihrer Firmen, Technologien und Geschäftsstrategien zu sprechen. Heute freue ich mich besonders, Dirk Martin, CEO von Serviceware, bei uns begrüßen zu dürfen. Hallo Herr Martin, willkommen!

Dirk Martin: Vielen Dank für die Einladung!

Carsten Müller: ServiceWare wird häufig genannt, wenn es um den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) geht. Lassen Sie uns damit anfangen: Sie integrieren KI stark in Ihre Produkte. Was genau planen Sie, und wie weit soll das ausgebaut werden?

Dirk Martin: ServiceWare bedient den Markt für Service-Management, und unser Fokus liegt auf Service Excellence. Genau hier setzen wir KI ein – warum? Weil wir damit viele Prozesse automatisieren können, was die Qualität erheblich steigert. Es geht darum, automatische Antworten und Lösungen zu generieren, und das ist unser Kerngeschäft. Aus diesem Grund nutzen wir verschiedene KI-Modelle, die Dinge effizienter und automatisierter machen.

Carsten Müller: Lassen Sie uns über die Zahlen sprechen, die Sie Ende Oktober veröffentlicht haben. Die Neunmonatszahlen zeigen ein sehr ordentliches Umsatzwachstum von 12,5 %. Besonders im SaaS-Bereich (Software as a Service) konnten Sie überproportional wachsen. Was waren die treibenden Kräfte hinter diesem Wachstum?

Dirk Martin: Es war ein Rekordquartal für uns – über das Jahr hinweg sind wir insgesamt um über 10 % gewachsen. Der SaaS-Bereich wächst überproportional, weil wir uns mitten in der Transformation vom klassischen Lizenzgeschäft hin zum SaaS-Geschäft befinden. Wir haben hier schon viel erreicht, und der SaaS-Umsatz steigt entsprechend stark, da wir uns darauf konzentrieren, ausschließlich neue SaaS-Geschäfte abzuschließen.

Carsten Müller: Welche Rolle spielt die Internationalisierung Ihres Geschäfts, insbesondere nach dem Börsengang 2018?

Dirk Martin: Internationalisierung ist ein Bereich, in den wir stark investieren wollen, da wir überzeugt sind, dass unser Produkt auch international skalierbar ist. In diesem Jahr konnten wir einige sehr große Kunden gewinnen – einen in Asien und einen weiteren in der Benelux-Region. Das zeigt, dass unsere Software weltweit einsetzbar ist.

Unser Fokus liegt zunächst auf den großen Unternehmen, weil wir dort den größten Nutzen für unsere Kunden schaffen können. Besonders erfolgreich sind wir in der Energie- und Einzelhandelsbranche. Das sind Bereiche, in denen die Kosten genau im Blick behalten werden, und hier helfen wir unseren Kunden, Kosten zu sparen.

Carsten Müller: KI ist ein Hype-Thema auf dem Markt. Wie differenzieren Sie sich technologisch von Ihren Mitbewerbern?

Dirk Martin: Das Wichtigste ist, dass wir schon beim Börsengang gesagt haben, dass wir stark in Machine Learning investieren – damals wurde es noch nicht KI genannt. Seit 2018 arbeiten wir intensiv an diesem Thema und haben hier einen klaren First-Mover-Vorteil. Wir haben nicht in die Modelle selbst investiert, sondern in die Daten, die wir gegen die Modelle laufen lassen, um bessere Ergebnisse zu erzielen.

Das war ein kluger Schachzug, denn als OpenAI und ChatGPT aufkamen, konnten wir deren leistungsstarke Modelle nutzen. Unsere Stärke ist, dass wir diese Technologien frühzeitig in den Mittelpunkt unserer Entwicklung gestellt haben.

Carsten Müller: Gibt es technologische Trends, die Sie identifiziert haben und die Sie auf Ihrer Agenda halten, um Ihre technologische Führungsposition zu verteidigen?

Dirk Martin: Ja, ein strategischer Schritt war unsere Übernahme der Wissensmanagement-Software Sabio im Jahr 2018. Dadurch konnten wir strukturierte Daten effizient mit KI nutzen. Der Schlüssel liegt darin, welche Daten wir in die KI-Modelle einspeisen, denn die Ergebnisse hängen stark von der Qualität der Eingabedaten ab.

Dank unseres frühen Fokus auf strukturierte Daten profitieren unsere Kunden heute davon. Das macht uns technologisch führend.

Carsten Müller: Die Umstellung von einem klassischen Lizenzmodell hin zu einem reinen SaaS-Geschäft läuft noch. Streben Sie eine 100%-Umstellung an, oder gibt es weiterhin eine Nachfrage nach dem Lizenzmodell?

Dirk Martin: Unser Ziel ist es, alles neue Geschäft als SaaS abzuwickeln. In Deutschland sind viele Kunden jedoch noch an On-Premises- und Lizenzmodelle gewöhnt. Das hängt nicht von uns ab, sondern von unseren Kunden, und wir leben von unseren Kunden. Es wird also immer einige geben, die weiterhin Lizenzmodelle bevorzugen, und wir bedienen das auch weiterhin. Aber dieser Bereich wird deutlich abnehmen, und das zeigt sich auch daran, dass der SaaS-Umsatz überproportional wächst.

Carsten Müller: Für das laufende Geschäftsjahr haben Sie ein Umsatzwachstum von 10 bis 15 % angekündigt. Wie sehen Sie Ihre Entwicklung?

Dirk Martin: Wir werden in diesem Jahr die 100-Millionen-Euro-Umsatzmarke knacken. Letztes Jahr lagen wir bei knapp 91,5 Millionen Euro. Die 100 Millionen waren für uns immer eine magische Grenze, und es ist ein großer Meilenstein, diese nun zu erreichen.

Carsten Müller: Abschließend: Sehen Sie besondere Herausforderungen oder Chancen für Ihr zukünftiges Wachstum? Wie stehen Sie zu M&A?

Dirk Martin: Glücklicherweise haben wir eine sehr hohe Liquidität und ausreichend Cash-Reserven. Wir stehen Übernahmen offen gegenüber, aber nur, wenn sie wirklich zu uns passen und unseren Kunden einen Mehrwert bieten.

Technologisch wird KI das prägende Thema der nächsten Jahre sein. Unsere Aufgabe wird es sein, diese Technologien nahtlos in unsere Lösungen zu integrieren, damit unsere Kunden maximal davon profitieren können.

Carsten Müller: Vielen Dank, Herr Martin, für das Gespräch. Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg und gute Gespräche auf dem Eigenkapitalforum. Bis zum nächsten Mal!

Dirk Martin: Vielen Dank, Herr Müller! Bis bald!

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