Im Gespräch: Neue ZWL – Im Spannungsfeld Elektromobilität und Verbrenner

Die Neue ZWL Zahnradwerk Leipzig GmbH ist als Spezialist für Getriebe- und Antriebstechnik mittendrin in der Fragestellung, welche Technik sich durchsetzen wird.

Auf einen Blick:
  • Ein Rückblick auf das 1. Halbjahr
  • Herausforderungen und Chancen im 2. Halbjahr
  • Mittelstandsanleihen als Finanzierungsinstrument
  • Hat die VW-Krise Einfluss auf das eigene Geschäft?

Die Neue ZWL Zahnradwerk Leipzig GmbH (NZWL) ist ein international agierender Automobilzulieferer mit Hauptsitz in Leipzig, Deutschland. Das Unternehmen entwickelt, produziert und vertreibt eine breite Palette von Antriebskomponenten, darunter Zahnräder, Synchronisierungen, Wellen, Getriebebaugruppen und vollständig montierte Getriebe. Diese Produkte finden Anwendung in Pkw und Nutzfahrzeugen.

NZWL beliefert renommierte Automobilhersteller wie Volkswagen, Audi, Porsche, Seat, Škoda, Daimler, Scania, BMW und ZF. Seit 2012 ist das Unternehmen auch in der Serienfertigung von Komponenten für die Elektromobilität tätig und unterstützt damit die wachsende Nachfrage nach umweltfreundlichen Fahrzeugtechnologien. Neben dem Hauptsitz in Leipzig verfügt NZWL über Produktionsstandorte in der Slowakei und China, was eine globale Präsenz und die Fähigkeit zur effizienten Belieferung internationaler Märkte sicherstellt.

Die Neue ZWL ist auch regelmäßiger Emittent von Mittelstandsanleihen. So hat man erst kürzlich einen weiteren Bond mit Laufzeit bis 2029 platzieren können. Dieser wurde auch in der aktuellen Monatsausgabe des Gewinn Courier besprochen. Im Interview mit Finanztrends hat der Vorstandschef Dr. Hubertus Bartsch erklärt, warum Mittelstandsanleihen für das Unternehmen immer wieder genutzt werden. Außerdem ging es um den operativen Geschäftsverlauf und welche Bedeutung die aktuelle VW-Krise für das eigenen Unternehmen hat.

Transkript des Interviews

Carsten Müller: Hallo und herzlich willkommen bei Finanztrends. Wir befinden uns auf dem Eigenkapitalforum 2025 in Frankfurt und haben Unternehmensvertreter eingeladen, um über die aktuelle Situation in ihren Firmen und die Perspektiven zu sprechen. Ich freue mich sehr, heute Dr. Hubertus Bartsch, CEO der Neue ZWL Zahnradwerk GmbH, begrüßen zu dürfen. Herzlich willkommen, Herr Dr. Bartsch!

Dr. Hubertus Bartsch: Vielen Dank, Herr Müller.

Carsten Müller: Lassen Sie uns direkt mit Ihrem letzten Halbjahresbericht beginnen. Die Zahlen sahen sehr gut aus: ein Umsatzwachstum von 6,2 % und ein konsolidiertes Ergebnis von 1,3 Millionen Euro. Was waren die wesentlichen Treiber?

Dr. Hubertus Bartsch: Die treibenden Kräfte waren vor allem der Markt für traditionelle Antriebstechnologien, der sehr gut lief. Leider war das Geschäft mit elektrischen Antriebstechnologien im Vergleich dazu schwächer. Unser Ergebnis spiegelt daher eine Mischung wider: Auf der traditionellen Seite konnten wir ein Plus von 6,2 % erzielen, während die Elektroseite hinter den Erwartungen zurückblieb. Auch unser Geschäft in China, das 2023 stark gelitten hatte, lief im ersten Halbjahr wieder stabil und schloss mit einer schwarzen Null ab. Diese Stabilität war für uns insgesamt positiv.

Carsten Müller: Jetzt haben wir schon November. Wie verlief die zweite Jahreshälfte bisher?

Dr. Hubertus Bartsch: Die Bedingungen sind ähnlich wie im ersten Halbjahr. In Europa und speziell in Deutschland ist die Lage aktuell schwierig, insbesondere in der Automobilindustrie und im Bereich E-Mobilität. Viele Erwartungen, die in E-Mobilität gesetzt wurden, haben sich durch Rücknahmen von Subventionen nicht erfüllt. Trotzdem sind wir stolz darauf, etwa mit dem Porsche Taycan sehr präsent zu sein. Während wir ursprünglich mit Stückzahlen von 10.000 bis 20.000 pro Jahr gerechnet haben, liegt die Produktion inzwischen bei über 50.000 Fahrzeugen. Auch wenn diese Zahlen leicht zurückgegangen sind, sind sie für uns immer noch ein solides Ergebnis.

Carsten Müller: Sie konnten kürzlich bedeutende neue Aufträge, auch im Bereich Elektromobilität, vermelden. Wie sehen Sie die Entwicklung dieses Marktes?

Dr. Hubertus Bartsch: Die Elektromobilität ist ein Markt, der sich langfristig etablieren wird, auch wenn es in der Anfangsphase Rückschläge gibt. Unterschiedliche Länder bewerten diesen Markt jedoch sehr unterschiedlich. In China, wo wir ein gutes Geschäft machen, wird E-Mobilität stark vorangetrieben. Wir sehen im vierten Quartal sowohl in China als auch in Europa eine deutliche Verbesserung der Lage. Insgesamt bewegen wir uns trotz Herausforderungen innerhalb unseres geplanten Rahmens, wenn auch eher an der unteren Grenze.

Carsten Müller: Sie sind als Emittent von mittelständischen Anleihen aktiv. Kürzlich haben Sie eine neue Anleihe mit einem ursprünglichen Volumen von 15 Millionen Euro platziert, von denen bisher 7,5 Millionen Euro gezeichnet wurden. Wie war die Resonanz der Investoren, und planen Sie, das Volumen weiter zu erhöhen?

Dr. Hubertus Bartsch: Traditionell hatten wir früher oft eine vollständige Platzierung innerhalb weniger Tage. Doch die letzten Jahre, angefangen mit der Corona-Krise, haben die Märkte erheblich verändert. Inflation, Lieferkettenprobleme und geopolitische Spannungen haben das wirtschaftliche Umfeld erschwert. Trotzdem sehen wir eine gute Resonanz auf unsere Anleihe. Sie bietet sowohl uns als auch den Investoren eine stabile Perspektive, da unser Geschäft langfristig orientiert ist und auf starken Beziehungen zu unseren Kunden basiert.

Carsten Müller: Warum setzen Sie weiterhin auf Anleihen als Finanzierungsinstrument?

Dr. Hubertus Bartsch: Ursprünglich entstand diese Entscheidung aus einer gewissen Zurückhaltung der Banken, als wir beispielsweise Geschäfte mit China finanzierten. Unsere Anleihen sind mittlerweile ein bewährtes Instrument, da wir sie professionell vorbereiten und platzieren. Zudem haben wir immer klar kommuniziert, wie wir das Kapital nutzen, anstatt nur Geld einzusammeln und später über dessen Verwendung nachzudenken. Diese Transparenz schafft Vertrauen bei unseren Investoren.

Wir sind mittlerweile zum zehnten Mal an die Börse gegangen. Letztes Jahr konnte ich aufgrund eines Unfalls auf dem Weg hierher nicht teilnehmen, aber wir haben dennoch eine Anleihe erfolgreich platziert. Diese Anleihe hatte ursprünglich ein relativ hohes Volumen, und der Umtausch wurde abgeschlossen. Die zusätzlichen Verkäufe, die wir daraufhin getätigt haben, waren vergleichsweise klein.

Im ersten Halbjahr dieses Jahres haben wir die Gelegenheit genutzt, weitere Kunden gezielt anzusprechen und noch ein oder zwei zusätzliche Platzierungen vorzunehmen. Insgesamt haben wir dadurch etwa 12 Millionen Euro erreicht. Trotz vieler Gerüchte über die Märkte wurde die Anleihe sehr gut angenommen, und wir haben bewiesen, dass unsere Erwartungen realistisch sind.

Die Anleihe, die wir kürzlich im November zurückgezahlt haben, lief reibungslos. Der Anteil war relativ klein, und für die nächste Anleihe im Jahr 2025 wurde ein signifikanter Teil bereits umgetauscht. Von den ursprünglichen 15 Millionen sind nun nur noch etwa 8 Millionen offen, die im nächsten Jahr zurückgezahlt werden müssen.

Das zeigt unseren Investoren, dass wir unsere Verpflichtungen kontinuierlich und planmäßig erfüllen, ohne bis zur letzten Minute auf die Mittel zu warten. Dadurch können wir die Anleihen effizient umschichten, refinanzieren oder vollständig zurückzahlen.

Ein weiteres positives Signal: Wir haben in der Vergangenheit oft die Frage gehört, ob wir Geld aus China nach Europa bringen können. Natürlich kann man es nicht einfach im Rucksack mitnehmen, aber wir haben es geschafft, Dividenden nach Europa auszuzahlen. Das war für uns ein wichtiger Schritt und hat in diesem Jahr funktioniert. Dadurch konnten wir die erste Jahreshälfte mit einem Plus abschließen.

Carsten Müller: Sie haben China als wichtigen Markt erwähnt. Gibt es andere Regionen, in denen Sie Wachstumspotenzial sehen?

Dr. Hubertus Bartsch: Unsere Hauptkunden sind die Marken des VW-Konzerns, mit denen wir etwa 70 bis 72 % unseres Umsatzes erzielen. Wir bedienen sowohl die Kernmarke VW als auch deren Tochtermarken wie Skoda oder Cupra. Diese Marken verlagern ihre Produktion zunehmend in regionale Märkte wie Osteuropa, wo wir in der Slowakei produzieren. Dies stärkt unsere regionale Verbindung und macht uns zu einem wettbewerbsfähigen Partner.

Carsten Müller: Abschließend: VW ist ein bedeutender Kunde für Sie. Wie reagieren Sie auf die Sparmaßnahmen im VW-Konzern?

Dr. Hubertus Bartsch: Die Entscheidungen über Sparmaßnahmen werden ohne uns getroffen, aber wir werden von den Konsequenzen betroffen sein. Ich bin jedoch zuversichtlich, dass VW die nötige Stärke hat, um diese Herausforderungen zu bewältigen, ähnlich wie sie es in der Vergangenheit getan haben.

Carsten Müller: Vielen Dank, Herr Dr. Bartsch, für das interessante Gespräch. Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg und gute Gespräche auf dem Eigenkapitalforum.

Dr. Hubertus Bartsch: Vielen Dank, Herr Müller.

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