Im Gespräch: Mountain Alliance – Digitales Business im Fokus

Die Venture-Capital-Firma Mountain Alliance plant 2-3 Exits pro Jahr. Wie das zu schaffen ist, darüber sprachen wir mit Daniel Wild, stv. Aufsichtsratschef.

Auf einen Blick:
  • Wie das Portfolio von Mountain Alliance strukturiert ist
  • Wie geht es weiter bei Lingoda?
  • Diskrepanz zwischen Aktienkurs und Net Asset Value

Die Mountain Alliance AG hat sich als Beteiligungsgesellschaft auf innovative und wachstumsstarke Unternehmen im digitalen Bereich spezialisiert. Mit einem diversifizierten Portfolio aus Technologie-, E-Commerce- und Plattform-Unternehmen unterstützt Mountain Alliance seine Beteiligungen nicht nur finanziell, sondern auch strategisch. Dabei liegt der Fokus auf zukunftsorientierten Geschäftsmodellen mit hohem Skalierungspotenzial.

Die Redaktion von Finanztrends traf auf dem Eigenkapitalforum 2025 Daniel Wild, Gründer und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender von Mountain Alliance AG. Wir sprachen über die aktuelle Marktsituation, Strategien zur Portfolio-Optimierung und die Zukunftsperspektiven des Unternehmens. Das vollständige Interview mit spannenden Einblicken in die Pläne von Mountain Alliance finden Sie im folgenden Beitrag.

Transkript des Interviews

Carsten Müller: Hallo und herzlich willkommen bei Finanztrends! Wir befinden uns auf dem Eigenkapitalforum 2025, organisiert von der Deutschen Börse AG. Wir laden Unternehmensvertreter und Analysten ein, um über aktuelle Strategien und Perspektiven am Kapitalmarkt zu sprechen. Heute begrüße ich Daniel Wild, Gründer und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Mountain Alliance. Herr Wild, danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben. Lassen Sie uns mit einer grundlegenden Frage beginnen: Sie sind Venture Capitalist. Dieses Berufsbild kennt man eher aus den USA. Warum haben Sie sich für diesen Bereich entschieden?

Daniel Wild: Das ist tatsächlich eine spannende Frage, auf die es viele Antworten gibt. Die erste ist, dass Deutschland dringend Venture Capital braucht. Wir haben eine Produktivitätslücke zwischen der EU, insbesondere Deutschland, und den USA von rund 12 Prozentpunkten, und diese wird immer größer. Technologische Unternehmen sind entscheidend, um die Produktivität zu steigern.

Als Investor konzentriere ich mich fast ausschließlich auf Software, insbesondere Business-to-Business-Software, die die Produktivität steigert. Obwohl ich als Venture Capitalist tätig bin, sehe ich mich eher als Unternehmer. Ich habe Ende 1999 mein erstes Unternehmen gegründet und an die Börse in London gebracht. Seitdem bin ich in verschiedenen Rollen aktiv. Mountain Alliance ist in gewisser Weise die Nach-Nachfolgegesellschaft meiner früheren Unternehmung und verfügt über ein „Late-Stage-Venture“-Portfolio.

Sehr wichtig ist mir auch zu erwähnen, dass ich privat sehr früh in Venture Capital investiere, aber diese Investments strikt von Mountain Alliance und den börsennotierten Aktivitäten trenne. Für die Aktionäre der Mountain Alliance fokussiere ich mich auf die sichereren, reiferen Investments. Private Investitionen gehe ich mit deutlich höherem Risiko ein, da ich dort in sehr frühe Phasen investiere.

Mit Mountain Alliance bieten wir eine Art demokratischen Zugang zu Venture Capital. Venture Capital ist normalerweise etwas für wohlhabende Investoren, die mindestens 10 Millionen, besser 50 Millionen Euro in Fonds investieren können. Dort legen sie dann typischerweise 2 bis 3 % ihres Vermögens in Venture Capital an. Diese Fonds haben oft Investitionsvolumen von mehreren hundert Millionen Euro.

Bei Mountain Alliance kann man schon ab 3 Euro pro Aktie in ein diversifiziertes „Late-Stage-Venture“-Portfolio einsteigen. Wir ermöglichen so einem breiteren Publikum den Zugang zu einem professionell gemanagten Venture-Capital-Portfolio.

Carsten Müller: Welche Struktur hat Ihr Portfolio? Gibt es besondere Highlights?

Daniel Wild: Unser Portfolio umfasst derzeit 18 Unternehmen, und wir setzen bewusst auf reifere Unternehmen, um die hohen Ausfallrisiken in der Anfangsphase zu vermeiden. Wir haben uns auf Unternehmen mit einem durchschnittlichen Alter von fünf bis sechs Jahren spezialisiert. Dies reduziert die Wahrscheinlichkeit von Ausfällen erheblich. Statistisch gesehen erzielen Unternehmen zwischen ihrem achten und zehnten Jahr die höchsten Exiterlöse. Indem wir in Portfolios mit reiferen Unternehmen investieren, können wir regelmäßig Exits realisieren. Tatsächlich haben wir in den letzten vier Jahren jedes Jahr zwei Exits gemacht, und das werden wir auch dieses Jahr wieder schaffen.

Carsten Müller: Lingoda, eine Online-Sprachlernplattform, ist eine Ihrer größten Beteiligungen. Können Sie uns ein Update dazu geben?

Daniel Wild: Lingoda ist eine unserer spannendsten Beteiligungen. Das Unternehmen wird in diesem Jahr voraussichtlich einen Umsatz von 60 bis 70 Millionen Euro erzielen und wächst weiterhin stark. Ein entscheidender Meilenstein wird erreicht, wenn das Unternehmen monatliche Umsätze von 100 Millionen Euro erreicht – das könnte in etwa einem Jahr der Fall sein.

Ab diesem Punkt wird Lingoda sehr attraktiv für Käufer, und wir gehen davon aus, dass es in den nächsten 18 Monaten zu Verhandlungen über einen Verkauf kommen könnte. Wir sind allerdings nur der zweit- oder drittgrößte Anteilseigner, weshalb wir nicht allein über den Zeitpunkt eines Verkaufs entscheiden.

Carsten Müller: Wenn Sie eine Beteiligung verkaufen, bevorzugen Sie dann einen Börsengang oder einen Verkauf an andere Investoren?

Daniel Wild: Es gibt drei Möglichkeiten für einen Exit: ein Börsengang, ein Verkauf an strategische Käufer („Trade Sale“) oder ein Verkauf an bestehende Anteilseigner. Derzeit sehen wir die meisten Exits durch Trade Sales, da das Umfeld für Börsengänge nicht optimal ist. Ein Beispiel für einen erfolgreichen Trade Sale aus unserem Portfolio ist Alphapet, dessen letzte Anteile wir in diesem Jahr an einen Mitgesellschafter verkauft haben.

Carsten Müller: Der aktuelle Marktwert von Mountain Alliance scheint deutlich unter dem inneren Wert Ihres Portfolios zu liegen. Wie sehen Sie die Perspektive, diese Lücke zu schließen?

Daniel Wild: Der Net Asset Value (NAV) unseres Portfolios liegt bei rund 46 Millionen Euro, was einem NAV pro Aktie von 6,66 Euro entspricht. Der aktuelle Aktienkurs liegt jedoch nur bei knapp 3 Euro. Das zeigt, dass es ein großes Potenzial gibt, diese Lücke zu schließen, entweder durch bessere Kommunikation oder durch weitere erfolgreiche Exits. Unser Anteil an Lingoda allein hat einen Wert von fast 20 Millionen Euro. Ich bin überzeugt, dass wir mit Exits wie Lingoda den Wert unseres Unternehmens deutlich sichtbarer machen können.

Carsten Müller: Gibt es bestimmte Trends oder Bereiche, in denen Sie Ihr Portfolio erweitern möchten?

Daniel Wild: Wir bleiben stark auf Business-to-Business-Software fokussiert, da wir uns in diesem Bereich sehr gut auskennen. Aber wir haben auch andere spannende Beteiligungen, wie Qwello, ein Unternehmen, das mittlerweile fast 12.000 Ladestationen für Elektrofahrzeuge in Europa betreibt. Qwello wächst weiterhin stark und könnte ein großer Player in diesem Markt werden.

Carsten Müller: Wie sieht es allgemein mit Ihren Investitionen aus? Gibt es auch europäische oder internationale Beteiligungen?

Daniel Wild: Grundsätzlich haben wir nichts dagegen, europäische Investments im Portfolio zu haben. Aber wie Sie schon sagten, der Venture-Capital-Markt in Deutschland ist nicht so euphorisch wie in den USA oder anderen Ländern. Genau deshalb können wir in Deutschland aktuell sehr günstig kaufen – und zurzeit sogar besonders günstig. Die allgemein gedrückte Stimmung hierzulande bietet uns hervorragende Gelegenheiten. Deshalb arbeiten wir gerade daran, ein weiteres Portfolio zu erwerben.

Unser Fokus liegt darauf, deutsche Technologie zu kaufen, sie auszubauen und die Unternehmen während unserer Beteiligung europaweit zu expandieren, einige sogar bis in die USA.

Carsten Müller: Wenn Sie eine Beteiligung halten, sind Sie dann auch operativ im Management der Unternehmen aktiv?

Daniel Wild: Genau, wir managen die Unternehmen nicht operativ. Wir haben derzeit 18 Beteiligungen, von denen wir bei drei die Mehrheit halten. Wenn wir die Mehrheit besitzen, sind wir faktisch Unternehmer. Das bedeutet, wenn ein Managementteam nicht funktioniert, ersetzen wir es. Falls es gerade kein Management gibt, übernehmen wir auch selbst operative Rollen. In der Vergangenheit bin ich beispielsweise selbst als Geschäftsführer bei einer Tochtergesellschaft eingesprungen oder habe Positionen gewechselt – etwa vor drei Jahren vom Vorstand in den Aufsichtsrat der Mountain Alliance.

Unsere Verantwortung als Mehrheitseigentümer ist es, sicherzustellen, dass das richtige Management am Werk ist, um den Wert der Unternehmen zu steigern.

Carsten Müller: Ihr Unternehmen ist insgesamt sehr schlank aufgestellt. Ist die aktuelle Portfolio-Größe von 18 Beteiligungen optimal, oder streben Sie eine Erweiterung an, etwa auf 20 oder 30 Beteiligungen? Würde das auch bedeuten, dass Sie Ihr eigenes Unternehmen entsprechend vergrößern müssten?

Daniel Wild: Das ist eine sehr gute Frage. Am Ende kommt es immer darauf an, wie der geschaffene Wert bei den Aktionären ankommt. Ich selbst bin einer der größten Anteilseigner – entweder der zweit- oder drittgrößte. Als Aktionär habe ich großes Interesse daran, dass die von uns geschaffenen Werte durch Dividenden ausgeschüttet oder sinnvoll reinvestiert werden. Gleichzeitig ist es uns wichtig, wenig für Overhead auszugeben. Aktuell sind wir sehr schlank aufgestellt, was unsere Verwaltungskosten betrifft.

Sollten wir ein, zwei weitere größere Portfolios erwerben, bräuchten wir etwas mehr Managementkapazität und würden entsprechend aufstocken. Grundsätzlich bleiben wir jedoch bei einer schlanken Organisation. Typischerweise berechnet ein Venture-Capital-Unternehmen etwa 2 % Verwaltungsgebühren auf das verwaltete Vermögen. Bei unseren knapp 50 Millionen Euro würde das etwa 1 Million Euro ausmachen. Wir liegen jedoch deutlich darunter.

Carsten Müller: Vielen Dank, Herr Wild, für das interessante Gespräch. Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg und spannende Gespräche auf dem Eigenkapitalforum!

Daniel Wild: Vielen Dank für das Interview und hoffentlich kauft der eine oder andere!

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