Im Gespräch: All for One – Konversionsspezialist für SAP

All for One hilft mittelständischen Firmen dabei, ihre ERP-Systeme auf die neueste SAP-Software umzustellen. CEO Michael Zitz erläutert, welches Potenzial darin steckt.

Auf einen Blick:
  • EBIT im letzten Geschäftsjahr verdoppelt
  • Aktienrückkauf geplant
  • Wie kann das Wachstumsmomentum gehalten werden?
  • Was wird für das neue Jahr erwartet?

Die All for One Group ist ein führender IT-Dienstleister und Beratungsunternehmen mit Fokus auf die digitale Transformation von mittelständischen Unternehmen in der DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz). Das Unternehmen bietet ein breites Spektrum an Dienstleistungen, das von ERP-Lösungen (Enterprise Resource Planning) über Cloud-Dienste bis hin zu Managed Services und Strategieberatung reicht.

Im Zentrum stehen dabei vor allem Lösungen auf Basis der SAP-Technologie sowie branchenspezifische Anwendungen. Kernbereiche des Geschäftsmodells sind SAP-Lösungen und Implementierung, Digitale Transformation, Managed Services und Cloud-Hosting und Cybersecurity / Compliance. All for One richtet sich insbesondere an den Mittelstand, also Unternehmen, die oft vor der Herausforderung stehen, begrenzte IT-Ressourcen mit den Anforderungen moderner Digitalisierung in Einklang zu bringen. Branchenfokus liegt unter anderem auf Maschinenbau, Automotive, Chemie und Life Sciences.

Auf dem Eigenkapitalforum 2024 hatten wir Gelegenheit, uns mit dem CEO von All for One, Michael Zitz, zum einen über die deutliche Profitabilitätssteigerung im letzten Geschäftsjahr zu unterhalten. Weiterhin ging es um das neue Aktienrückkaufprogramm, die Wachstumstreiber im Geschäftsportfolio und um die Prognose für das neue Jahr.

Transkript des Interviews

Carsten Müller: Hallo und herzlich willkommen hier bei Finanztrends. Wir befinden uns auf dem Eigenkapitalforum 2024, organisiert von der Deutschen Börse AG, und wir nutzen natürlich die Gelegenheit, mit Unternehmensvertretern zu sprechen, um zu erfahren, wie ihr Geschäft läuft und wo die entsprechenden Wachstumsperspektiven liegen. Ich freue mich, Herrn Zitz, den CEO der All for One Group, hier begrüßen zu dürfen. Herr Zitz, herzlich willkommen!

Michael Zitz: Vielen Dank für die Einladung.

Carsten Müller: Sehr gerne. Lassen Sie uns direkt ins Thema einsteigen. Sie haben gerade vorläufige Geschäftszahlen vorgestellt und ein Umsatzwachstum von 5 % gemeldet. Gleichzeitig haben Sie aber einen deutlich überproportionalen Gewinnanstieg verzeichnet. Wie kommt es dazu? Was waren die treibenden Kräfte hinter diesem Gewinnsprung?

Michael Zitz: Zum einen sind wir sehr zufrieden mit unserem vergangenen Geschäftsjahr. Wir haben unsere Ziele erreicht und die Guidance in jeder Hinsicht eingehalten. Wir als vollwertiger SAP-Partner und mit unserem Fokus auf das SAP-Geschäft profitieren aktuell stark von der Welle der SAP-ERP-Transformationen. Unser Conversion-Angebot ist vollständig am Markt angekommen. Wir haben rechtzeitig mit diesem Thema begonnen und haben letztes Jahr viele Conversions umgesetzt und gestartet. Das zeigt sich natürlich auch in unseren Margen. Wir treiben das konsequent voran, und das spielt uns natürlich in die Karten.

Hinzu kommt „Rise with SAP“ mit dem neuen Provisionsmodell von SAP, auf das wir uns frühzeitig spezialisiert haben. Und genau das spiegelt sich jetzt letztlich auch in den Zahlen wider.

Carsten Müller: Sie haben gerade zwei Angebote erwähnt, die Sie an Unternehmen richten: Conversion und ERP. Gibt es noch andere Bereiche in Ihrem Leistungsspektrum? Ich habe beispielsweise „Grow with SAP“ gesehen. Können Sie unseren Zuschauern erklären, was das bedeutet?

Michael Zitz: Gerne. Das zentrale System in jedem Unternehmen ist ERP, und wir als Partner von SAP bieten zwei Plattformen an: Zum einen „Rise with SAP“ und zum anderen „Grow with SAP“. „Rise with SAP“ ist das Angebot für Bestandskunden, die von der alten Lösung auf die neue umsteigen möchten. „Grow with SAP“ richtet sich hingegen überwiegend an Neukunden, die SAP noch nicht nutzen und direkt in die Public Cloud gehen wollen.

Das beschreibt den Umfang der ERP-Lösungen. Um aber wirklich alle Geschäftsprozesse abzudecken, gibt es zusätzlich sogenannte „Lines of Business“-Lösungen, wie CRM, Personalmanagementlösungen, Supply-Chain-Lösungen und vieles mehr. All das wird natürlich von SAP angeboten.

Das Neueste, was SAP anbietet, ist ein Sprachassistent, der auf künstlicher Intelligenz basiert. Dieser wird aktuell von Microsoft angekündigt, konkret von Satya Nadella. Hier wird „Copilot“ in SAP integriert, und wir bringen dieses Potenzial entsprechend zu unseren Kunden, im Einklang mit unserer Vision, Technologie und Business miteinander zu verbinden.

Carsten Müller: Was für Wachstumsimpulse sehen Sie aktuell oder in der Zukunft?

Michael Zitz: Der Treiber im Markt ist ganz klar das angekündigte Ende der Wartung für die bestehenden ERP-Lösungen im Jahr 2027. SAP hat auch für 2024 einen besonderen Anreiz vorgesehen, und zwar für alle Kunden, die sich in diesem Jahr für eine Umstellung entscheiden. Das ist natürlich ein echter Schub für den Markt, der uns auch beflügelt. Das spüren wir bereits in unserer aktuellen Pipeline, insbesondere im ersten Quartal des neuen Geschäftsjahres, also im letzten Quartal des Kalenderjahres. Wir werden hier sicherlich wieder sehr gut starten.

Carsten Müller: Sie sind nicht nur in Deutschland tätig, sondern auch international, zum Beispiel in der Türkei und Ägypten. Welche Rolle spielt Internationalisierung generell für Ihr Geschäftsmodell? Gibt es Regionen, in die Sie expandieren möchten, und wollen Sie organisch wachsen oder zum Beispiel durch M&A in solche Märkte einsteigen?

Michael Zitz: Ganz klar. Unsere Kernmärkte sind derzeit Deutschland, Österreich, die Schweiz und Polen. Mit Ägypten, der Türkei und auch Polen haben wir regionale Delivery Center aufgebaut, die uns bei Projekten im deutschsprachigen Raum unterstützen und helfen, höhere Margen zu generieren. Bereits 25 % unserer rund 3000 Kollegen und Kolleginnen arbeiten in diesen Ländern. Für die Zukunft verfolgen wir in unserer M&A-Strategie zwei Richtungen:

Zum einen möchten wir neue Märkte erschließen, etwa potenzielle SAP-Märkte in den nordischen Ländern oder in Großbritannien. Zum anderen wollen wir unsere „Werkbank“ weiter ins Offshore-Geschäft verlagern. Hier ist Indien als nächstes Land im Fokus, aber auch andere Länder, die im Offshore-Umfeld tätig sind. Ziel ist es, unsere Kapazitäten und Leistungsfähigkeit weiter zu steigern.

Carsten Müller: Sie haben Künstliche Intelligenz bereits erwähnt. Entwickeln Sie hier eigene Lösungen, oder greifen Sie auf bestehende Produkte zurück? Und welche Trends sehen Sie aktuell in diesem Bereich?

Michael Zitz: Wir konzentrieren uns sehr auf die bestehenden Lösungen, die SAP bereitstellt. Diese basieren entweder auf der Azure-Plattform oder auf der SAP Business Technology Platform. Unser Ansatz ist es, diese Technologien mit den spezifischen Geschäftsanforderungen unserer Kunden in Einklang zu bringen. Das ist unsere Stärke, weil wir auf mehr als 25 Jahre Erfahrung in unseren Kernindustrien zurückblicken können. Wir nehmen diese Erfahrung, kombinieren sie mit den vorhandenen SAP-Lösungen und schaffen so Mehrwerte für unsere Kunden. Das Ergebnis: Effizienzsteigerungen und eine Beschleunigung der Geschäftsprozesse.

Carsten Müller: Sie hatten vorhin die verschiedenen Angebote für Ihre Kunden erwähnt, entweder den Wechsel von alten SAP-Modellen oder komplett neue Lösungen. Wie schätzen Sie das Potenzial in diesem Bereich ein? Irgendwann könnte es ja sein, dass alle bereits auf neue SAP-Lösungen umgestellt haben. Gibt es Zeiträume, mit denen Sie hier kalkulieren?

Michael Zitz: Wenn man nach vorne schaut, sehen wir 2027 als das Ende der Wartung für die bestehenden Systeme. Aber man muss ganz klar sagen, dass jeder Kunde die Möglichkeit hat, diese Wartung zu verlängern. Natürlich ist das mit höheren Kosten verbunden, in Form eines sogenannten „Extended Maintenance“-Fensters, wie es technisch genannt wird.

Aber aus meiner persönlichen Sicht wird dieses Conversion-Geschäft in den nächsten vier bis sieben Jahren auf jeden Fall noch eine zentrale Rolle spielen. Und man darf nicht vergessen, dass wir hier über das Cloud-Geschäft sprechen. Im Cloud-Geschäft bedeutet das: Jeder Kunde, der sich für die Cloud entschieden hat, bekommt alle sechs Monate neue Features und Innovationen. Hier braucht es einen verlässlichen Partner, der diese Neuerungen in die Geschäftsprozesse der bestehenden IT-Landschaft integriert.

Wir nennen diesen Ansatz einen „proaktiven Serviceansatz“. Das heißt, wir gehen aktiv auf den Kunden zu und zeigen ihm, was mit neuen KI-Funktionalitäten möglich ist, um den Wert und die Effizienz seiner Prozesse weiter zu steigern. Früher war es so, dass man ein Problem gelöst hat, der Kunde zufrieden war und das Projekt abgeschlossen wurde. Heute reicht das nicht mehr aus. Wir müssen proaktiv sein und dem Kunden zeigen, welchen Mehrwert er durch die neuen Technologien erzielen kann.

Carsten Müller: Lassen Sie uns vielleicht einen Blick auf das laufende Geschäftsjahr werfen, das nicht mehr allzu lange dauert. Sie hatten bereits Ziele formuliert. Sind Sie noch auf Kurs?

Michael Zitz: Ja, wir sind sehr gut ins Geschäftsjahr gestartet. Wir haben in den letzten Monaten immer gesagt, dass wir für dieses Geschäftsjahr eine EBIT-Marge zwischen 7 und 8 % erwarten. Das entspricht auch der aktuellen Guidance, die wir kommuniziert haben. Für die Geschäftsjahre 2025 und 2026 haben wir bereits einen Ausblick gegeben, bei dem wir eine weitere Margensteigerung über 8 % erwarten.

Das erreichen wir durch Maßnahmen wie den Ausbau unserer Offshore-Standorte, die Erschließung neuer Märkte im Norden und durch das Wachstum im Provisionsgeschäft. Wir fühlen uns hier auf einem sicheren Weg, sind optimistisch und warten jetzt die Entwicklungen in den ersten beiden Quartalen ab. Danach können wir konkreter planen, wie die weiteren Monate und Jahre aussehen werden.

Carsten Müller: Kommen wir abschließend noch zu Ihren Aktien. Sie haben ein Aktienrückkaufprogramm angekündigt. Welches Volumen hat dieses Programm, und über welchen Zeitraum wird es durchgeführt?

Michael Zitz: Der Zeitraum läuft bis März, genau wie es unsere derzeitigen Optionen aus der letzten Beschlussfassung von 2020 erlauben. Ich denke, das ist auch ein Signal an den Markt, dass wir Vertrauen in unser Geschäft haben und davon überzeugt sind. Bis zur nächsten Hauptversammlung ist das Programm in Kraft. Wir kaufen ein definiertes Volumen zurück, ähnlich wie beim letzten Programm, das wir bereits abgeschlossen haben. Jetzt haben wir ein neues Programm gestartet.

Wie wir mit diesen Aktien weiter verfahren, wird in Abstimmung zwischen Vorstand und Aufsichtsrat entschieden. Ob sie erneut ausgegeben werden, für Akquisitionen genutzt werden oder eine andere Funktion erfüllen – es gibt verschiedene Möglichkeiten, die heute noch nicht final festgelegt sind.

Carsten Müller: Sehr spannend. Wir bleiben gespannt, wie sich das weiterentwickelt. Vielen Dank, Herr Zitz, dass Sie sich heute die Zeit für uns genommen haben. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg hier auf der Konferenz und freue mich auf das nächste Gespräch!

Michael Zitz: Vielen Dank, Herr Müller. Bis zum nächsten Mal!

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