Liebe Leser,
die Aktie von Gazprom hat am Montag einen massiven Abschlag hinnehmen müssen. Die Notierungen sackten um deutliche -8 % nach unten. Dies dürfte ein herber Verlust auch in den Augen derjenigen sein, die zuletzt auf Unterstützung des Aktienkurses gesetzt hatten. Auf der anderen Seite jedoch ist klar, dass es sich hierbei auch um politische Abschläge handelt. Die Krise um die Ukraine und um Russland scheint zu eskalieren, insofern immer mehr Beobachter von einem möglichen Einmarsch Russlands sprechen.
Die Reaktion aus dem Westen wäre eindeutig: So würde Nord Stream 2 nicht genehmigt, drohten Politiker aus den USA wie auch aus Deutschland. Der Chef der EVP-Fraktion im EU-Parlament, Weber, früher selbst Kandidat der CSU für das Amt des EU-Kommissionspräsidenten, formulierte, dass Nord Stream 2 (dann) nicht kommen könne.
Von der Leyen mischt sich auch noch ein
An sich ist es für Anleger und Analysten wenig vielversprechend, politische Meinungsäußerungen in die Bewertung von Aktien fließen zu lassen. Hier jedoch ist es bemerkenswert, dass die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen gleichfalls auf den Plan trat. Sie formulierte zusätzlich, die EU würde sich langfristig von der Abhängigkeit vom russischen Gas befreien müssen.
Demnach werden oder würden die Geschäfte von Gazprom schlechter. Das jedenfalls ist die eine Seite der Medaille. Auf der anderen Seite ist immer noch offen, ob es überhaupt zu einem Einmarsch Russlands kommen wird. Falls dies nicht geschieht, entfiele den jüngsten Äußerungen nach zumindest indirekt die Notwendigkeit, auf Nord Stream 2 zu verzichten.
Gazprom ist der Auffassung, gestützt auf Daten einer europäischen Institution, die Gasreservelager in Europa würden auf einen Stand von etwa 5 % gesunken sein. Das wiederum könnte dazu führen, dass die Abhängigkeit vom russischen Gas – bei einer friedlichen Lösung des Konfliktes – die Genehmigung von Nord Stream 2 schnell erfolgen ließe, so zumindest die mögliche Erwartung.
Daher scheint das politische Ende offen. Der Markt hat allerdings sein Urteil offenbar gefällt. Die Aktie von Gazprom ist nun eindeutig im Abwärtstrend. Die Notierungen haben die Unterstützung bei 7 Euro massiv unterkreuzt. Die Aktie ist damit auch unter alle bedeutenden technischen Indikatoren gesunken. Der GD38, der GD100 und der GD200 gelen als eindeutig unterkreuzt. Dies wiederum wird bei der Aktie aus Sicht der technischen Analysten einen Ausbruch nach oben erschweren. Dennoch: Derzeit ist Vieles rund um Gazprom reine Spekulation. In diesem Sinne ist die Aktie Chance und Risiko zugleich. Die Volatilität ist zudem messbar immens gestiegen. Insofern ist der Titel trotz hoher Dividendenrendite vor allem Handelsgut für Trader.
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