Hapag Lloyd-Aktie: Das könnte ganz bitter enden!

Hapag Lloyd wird auf der heutigen Hauptversammlung wohl eine einmalige Rekorddividende beschließen. Wie geht es mit der Aktie weiter? Analysten befürchten Schlimmes.

Auf einen Blick:
  • Die Aktie von Hapag Lloyd hat zuletzt von 360 auf 270 Euro nachgegeben
  • Heute aber wird von der Hauptversammlung wohl eine Rekorddividende beschlossen werden
  • Der Dividendenabschlag wird hoch ausfallen, doch es drohen weitere Kursrisiken
  • Analysten rufen für die Hapag Lloyd-Aktie extrem niedrige Kursziele auf, bis hin zu 130 Euro

Liebe Leserin, lieber Leser,

fast könnte man den Eindruck bekommen, der Dividendenabschlag bei der Aktie von Hapag-Lloyd sei bereits im Aktienkurs eingepreist. Bei knapp 360 Euro waren die Papiere der Hamburger Container-Reederei vor zwei Wochen gehandelt worden, aktuell sind es nur noch rund 270 Euro – ein Minus von 25 Prozent. Doch die vorgesehene Rekorddividende von 63 Euro je Hapag LLoyd-Aktie soll erst heute beschlossen werden, erst am morgigen Donnerstag wird sich das dann im Kurs bemerkbar machen. Schaut man ein Jahr zurück, könnte es dabei aber nicht bleiben. Auch die Analysten sehen schwarz.

Dividendenrendite von mehr als 20 Prozent

Doch zu den Fakten: Nach nunmehr drei Jahren virtueller Hauptversammlungen von Hapag Lloyd, wird die diesjährige am heutigen Mittwoch ab 10.30 Uhr in Präsenz in den Räumen des Congress Center Hamburg in Hamburg stattfinden. Auf der Tagesordnung stehen unter anderem der Konzernabschluss für das Geschäftsjahr 2022, der zusammengefasste Lagebericht für den Konzern und die Hapag-Lloyd AG sowie der Bericht des Aufsichtsrats. Und eben auch der Beschluss einer extrem hohen Dividende nach einem außergewöhnlich erfolgreichen Geschäftsjahr. Stand jetzt winkt eine Dividendenrendite von mehr als 20 Prozent.

  • Sollte man also die Chance nutzen und heute noch bei Hapag Lloyd einsteigen?
  • Erfahrungsgemäß eher nicht. Denn morgen ist der berüchtigte Ex-Tag

Hapag Lloyd-Aktie wird deutlich fallen

So wird der Tag genannt, ab dem Wertpapiere „ex“, also ohne ein bestimmtes Recht, etwa auf eine Dividende, gehandelt werden. Dies ist laut Börse Frankfurt bei deutschen Aktien in der Regel der Tag nach der Hauptversammlung, bei der die Dividende festgelegt worden ist. „Es beginnt die Ausschüttung der Dividende, die dann aus dem Börsenkurs herausgerechnet wird“, heißt es. Anleger, die bis einen Tag vor dem Ex-Tag den Anteil erworben haben, bekommen die Dividende ausgeschüttet. Rechnerisch fällt die Aktie also am morigen Donnerstag um diesen Wert, 63 Euro in diesem Fall, hinzu kommen davon unabhängige Kursbewegungen. Und das könnte noch ganz bitter enden.

Denn bereits im vergangenen Jahr hatte Hapag Lloyd eine – bis dato – außergewöhnlich hohe Dividende von 35 Euro an seine Aktionäre ausgeschüttet. Es war im Vergleich zu 2021, als lediglich 3,50 Euro ausbezahlt worden waren, eine Verzehnfachung. Der Schlusskurs der Aktie am Tag der Hauptversammlung, die im Vorjahr am 25. Mai stattfand, lag bei 448,40 Euro. Theoretisch hätte die Hapag Lloyd-Aktie am Folgetag, dem Ex-Tag, demnach bei etwa 413 Euro gehandelt werden müssen – und so kam es schließlich auch. Allerdings nur kurz.

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2022 ging es für Hapag Lloyd-Aktie weit hinunter

Bei einem Kurs von 415,80 auf Xetra startete der Handel am 26. Mai 2022, doch dann begann der schleichende Absturz. Am Abend standen nur noch 396,40 Euro auf dem Kurszettel, am Tag darauf schmierten die Anteilscheine dann richtig ab, fanden erst bei 345,80 Euro einen Boden. Wenngleich sich die Hapag LLoyd-Aktie zunächst wieder fing, ging es bis Anfang Juli 2022 dann weiter hinab auf bis zu 240 Euro. Statt der rechnerischen 35 Euro hatten die Papiere innerhalb von wenigen Wochen damit fast 200 Euro abgegeben.

Das muss in diesem Jahr nicht so kommen, doch die Analysten hatten bereits vor dem ebenso wundersamen wie kurzfristigen Aufstieg der Papiere im April vor der Hapag Lloyd-Aktie gewarnt.

  • Selbst der aktuelle Kursstand hat wenig mit den Erwartungen der Experten gemein
  • Sie rechnen vielmehr mit einem weiteren empfindlichen Rücksetzer, weit jenseits des Dividendenabschlags

Analysten mit extrem niedrigen Kurszielen

Besonders kritisch zeigte sich JPMorgan: Sie hatte das Kursziel für Hapag-Lloyd Mitte Februar von 143 auf 133 Euro gesenkt und die Einstufung auf „Underweight“ belassen. Analyst Samuel Bland verlieh der Aktie in seiner Branchenstudie zudem den Status „Negative Catalyst Watch“, da er nach der Dividendenzahlung Anfang Mai „auf Jahre hinaus“ von nur noch sehr geringen Mittelausschüttungen des Transport- und Logistikunternehmens an die Aktionäre ausgeht.

KurszielKurspotenzial
JP Morgan133,00€-51,10%
Warburg Research167,00€-38,60%
Deutsche Bank167,00€-38,60%
Goldman Sachs130,00€-52,21%

Und auch in der Reederei selbst ist man äußerst zurückhaltend. Man ist sich in Hamburg der außergewöhnlichen Umstände des Vorjahres bewusst. Die Umsätze hatten sich bei Hapag-Lloyd, geprägt durch Lieferengpässe und entsprechend hohe Frachtpreise, auf 34,5 Milliarden Euro erhöht. Dies führte 2022 zu einem EBITDA in Höhe von 19,4 Milliarden Euro, das EBIT betrug 17,5 Milliarden Euro. Doch bereits zum Ende des Jahres war die Frachtrate laut Hapag Lloyd deutlich gesunken, „aufgrund nachlassender Staus in den Häfen und einer geringeren Nachfrage“, wie es Anfang März hieß.

Hapag Lloyd rechnet mit Gewinneinbruch

Vorstandschef Rolf Habben Jansen hatte damals schon einen Gewinneinbruch für 2024 vorausgesagt. Wegen erheblich gesunkener Frachtpreise für Containertransporte und steigender Gesamtkosten rechne Hapag Lloyd mit einem Rückgang im laufenden Geschäftsjahr um rund 80 Prozent. Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) werde voraussichtlich nur noch zwei bis vier Milliarden Euro betragen, hieß es in einer Mitteilung. Man müsse, so Habben, „wieder um jeden Container kämpfen“.

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