An den Märkten herrscht momentan so etwas Panikstimmung. Noch am Dienstag schienen sich die Wogen zu glätten, die der Zusammenbruch der Silicon-Valley-Bank zum Ende der vergangenen Woche ausgelöst hatte. Doch die Probleme bei der schon seit Monaten wankenden Schweizer Großbank Credit Suisse lassen bei Anlegern erneut die Alarmglocken schrillen.
An der NYSE brechen die Kurse der Credit Suisse zeitweise um mehr als 30 Prozent ein, wenngleich die Verluste im Tagesverlauf noch etwas eingedämmt werden können. Mit Kursen von 1,75 Dollar markiert die Aktie ein neues Allzeittief.
Was ist geschehen?
In der vergangenen Woche hatte das Schweizer Kreditinstitut kurzerhand die Offenlegung des Jahresabschlusses verschoben. Als Grund nannte die Bank kurzfristig eingetroffene Kommentare der US-Börsenaufsicht SEC wenige Stunden vor der geplanten Bekanntgabe. Um die Anmerkungen besser zu verstehen, habe man den Jahresbericht „kurz“ verschoben.
Nun sickern Details durch, wo genau die Probleme liegen. Die Bank hat bekanntgegeben, dass bei internen Überprüfungen der Abschlussberichte für die Jahre 2021 und 2022 „wesentliche Mängel“ festgestellt wurden und außerdem die Kontrollprozesse der Bank „nicht angemessen“ waren. Allein diese Nachricht genügt, um unter den Investoren große Unsicherheit zu schüren. Doch damit nicht genug.
In der Folge hat auch noch der größte Aktionär der Credit Suisse, die Saudi National Bank, mitgeteilt, dass man dem in Schieflage geratenen Geldhaus keine weitere Hilfe geben wolle. Erst Ende letzten Jahres hatten die Saudis die Credit Suisse mit einer Kapitalspritze gestützt und 10 Prozent der Aktien erworben.
An den Märkten geht die Angst um
Am Markt geht nun die Angst um den Fortbestand der Credit Suisse um, wenngleich auch hier davon auszugehen ist, dass die Regierung in der Schweiz entsprechende Maßnahmen ergreift, um die Kundeneinlagen zu sichern. Aktionäre dürften dagegen vermutlich leer ausgehen und auf ihren Verlusten sitzen bleiben. Prämien für Kreditausfallversicherungen bei der Credit Suisse lagen zuletzt 18x mal so hoch wie beim heimischen Rivalen UBS.
Die entscheidende Frage wird nun sein, ob sich aus der zeitlichen Nähe dieser beiden Ereignisse irgendein Zusammenhang ableiten lässt, der Hinweise auf einen Flächenbrand und eine systemische Bankenkrise liefert. Tatsächlich haben die Probleme bei der Silicon-Valley-Bank und der Credit Suisse abgesehen von der zeitlichen Nähe aber kaum etwas miteinander zu tun.
Bei der Silicon-Valley-Bank, die sich auf die Förderung von Tech- und Startup-Unternehmen fokussiert hat, haben die Zinserhöhungen der Fed dazu geführt, dass die Firmen sich die Kredite nicht mehr leisten konnten. Dagegen sind die Probleme bei der von Skandalen umwitterten Credit Suisse vielschichtiger und langwieriger. Der Aktienkurs befand sich schließlich schon seit 2007 in einer nicht enden wollenden Abwärtsbewegung.
Institutionelle Investoren schichten in Gold um
Trotzdem bleibt dieser Fall natürlich nicht ohne Folgen. An den Märkten kommt es wie schon am Montag zu einem sogenannten „Risk Off Game“. Konkret bedeutet dies, dass institutionelle Investoren riskante Anlagen wie Aktien verkaufen und das Kapital stattdessen in vermeintlich sichere Häfen wie den US-Dollar, Staatsanleihen oder in Edelmetalle wie Gold und Silber umschichten.
Der Goldpreis hat seit vergangenem Mittwoch – also auf 5-Tages-Sicht – einen Sprung um mehr als 100 Dollar gemacht. In Prozenten ausgedrückt ging es um mehr als sechs Prozent nach oben. Noch besser lief es für Silber, das gegenüber der Vorwoche fast neun Prozent zulegen konnte. Die Edelmetallnotierungen können von den aktuellen Entwicklungen an den Märkten also deutlich profitieren.
Goldpreis steigt trotz Dollarstärke
Und das, obwohl auch der Dollar an Stärke gewinnt. Für gewöhnlich korrelieren Gold- und Silberpreise negativ mit dem Dollarkurs, da sich die Edelmetalle für Investoren außerhalb des Dollarraums verteuern. Aktuell spielt die Bedeutung als sicherer Hafen in Krisenzeiten für Investoren aber vermutlich eine größere Rolle. Hinzu kommt, dass die Bankenkrise dazu führt, dass die Zinserwartungen an den Märkten gesunken sind.
Es wird davon ausgegangen, dass die Fed nun deutlich vorsichtiger agieren muss, um eine zweite Finanzkrise zu vermeiden. Laut dem Fed Watch Tool der CME Group gehen inzwischen mehr als die Hälfte der Marktteilnehmer davon aus, dass die US-Notenbank bei der kommenden Sitzung am 22. März mit den Zinserhöhungen aussetzen wird.
Auch davon dürften Gold- und Silberpreise profitieren, da sie negativ mit steigenden Zinsen korrelieren. Das liegt daran, dass Gold und Silber keine Zinsen abwerfen und in einem Marktumfeld mit steigenden Zinsen gegenüber anderen Anlagen wie Staatsanleihen an Attraktivität einbüßen.
Marktumfeld könnte Goldpreis weiter anschieben
Für den Goldpreis, der zu Wochenbeginn die 1.900-Dollar-Marke zurückerobern konnte und am Mittwoch im Hoch bis auf 1.937 Dollar je Feinunze stieg, stellt das Juni-Hoch aus dem Jahr 2021 bei 1.916 Dollar den nächsten zu überwindenden Widerstand dar. Schlusskurse oberhalb dieser Marke könnten Anschlusskäufe zu den jüngsten Hochs von Ende Januar und Anfang Februar bei 1.949 und 1.959 Dollar auslösen.
Weitere Kursziele liegen bei 1.965 / 1.973 / 1.998 und bei 2.000 Dollar. Anschließend wäre der Weg frei zum Doppeltop der Jahre 2020 und 2022 bei 2.070/2.075 Dollar. Im aktuellen Marktumfeld dürften mittelfristig sogar neue Höchstkurse im Bereich des Möglichen sein.
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