Liebe Leserinnen und Leser,
während der Frühling mit Macht Einzug hält, beginnt an der Wall Street (und auch nachfolgend in anderen Märkten) wieder die Zeit der Wahrheit. Die Berichtssaison zum ersten Quartal 2025 steht vor der Tür, und selten war die Spannung so greifbar wie in diesen Tagen. Nach den tektonischen Verschiebungen der vergangenen Monate – von der politischen Neuausrichtung unter Präsident Trump bis zu den jüngsten Verwerfungen an den Märkten aufgrund des Zoll-Chaos – warten Investoren weltweit auf Antworten: Wie robust ist die amerikanische Wirtschaft wirklich? Werden die großen Technologieunternehmen ihre dominante Stellung behaupten können? Und vielleicht am wichtigsten: Wohin führt der Weg für den breiteren Markt?
Die ersten Vorboten stimmen vorsichtig. Mit 12% der S&P 500-Unternehmen, die bereits Ergebnisse gemeldet haben, zeichnet sich ein durchwachsenes Bild ab. Die aktuellen Zahlen vom Datenanbieter FactSet zeigen, dass 71% der Unternehmen die Gewinnerwartungen übertreffen – ein Wert, der unter dem 5-Jahres-Durchschnitt von 77% liegt. Noch deutlicher wird das Bild bei den Umsätzen, wo nur 61% der Unternehmen die Prognosen übertreffen konnten, verglichen mit einem 5-Jahres-Durchschnitt von 69%.
Die Glorreichen 7 – noch immer die tragenden Säulen?
Besonders aufschlussreich ist der Blick auf die sogenannten „Magnificent 7“ – jene Technologieriesen, die in den vergangenen Jahren den Markt dominiert haben. Nach den jüngsten Schätzungen werden die Magnificent 7 voraussichtlich ein Gewinnwachstum von beeindruckenden 14,8% für das erste Quartal verzeichnen. Ein beachtlicher Wert, der allerdings im Vergleich zum rasanten Tempo des Vorjahres bereits eine Verlangsamung darstellt.
Noch bemerkenswerter: Ohne diese sieben Unternehmen (Apple, Microsoft, Alphabet (Google), Amazon, Meta Platforms (ehemals Facebook), Nvidia und Tesla) würde das Gewinnwachstum für die verbleibenden 493 Unternehmen im S&P 500 auf magere 5,1% fallen. Diese Diskrepanz verdeutlicht, wie abhängig der Gesamtmarkt nach wie vor von der Performance dieser Elite-Gruppe ist.
Dabei scheint sich ein interessanter Wandel anzubahnen. Während die Magnificent 7 im Jahr 2024 noch ein astronomisches Gewinnwachstum von 36,5% erzielten, erwarten Analysten für 2025 „nur“ noch 15,9%. Im Gegenzug dürften die übrigen 493 Unternehmen des S&P 500 aufholen: Für sie wird ein Gewinnwachstum von 8,3% prognostiziert, gegenüber 4,9% im Vorjahr. Könnte dies der Anfang einer breiteren Marktrotation sein?
Besonders aufschlussreich ist, dass nicht mehr alle Mag-7 gleichermaßen zur Gewinnsteigerung beitragen. Unter den fünf größten Beitragsleistern zum Gewinnwachstum des S&P 500 im ersten Quartal sollen sich nur noch Amazon und Nvidia befinden – ein deutliches Zeichen dafür, dass die Kräfteverhältnisse auch innerhalb dieser Elite-Gruppe in Bewegung geraten. Doc h wer könnte noch zu den Gewinnern gehören, wer zu den Verlierern?
Sektorale Gewinner und Verlierer
Die Gesundheitsbranche steht mit einem prognostizierten Gewinnwachstum von 34,5% an der Spitze aller Sektoren. Der Technologiesektor folgt mit einem erwarteten Gewinnplus von 14%, wobei die Halbleiterindustrie mit einem Zuwachs von 32% besonders heraussticht.
Während diese Sektoren florieren, kämpfen andere mit erheblichem Gegenwind. Der Energiesektor, der im vergangenen Jahr noch zu den Überfliegern zählte, dürfte mit einem Gewinnrückgang von 14,5% die rote Laterne tragen – eine direkte Folge der im Jahresvergleich um 7% gesunkenen Ölpreise. Auch die Material- und Konsumgüterbranche stehen mit Gewinnrückgängen von 11,5% bzw. 8,3% unter Druck.
Die Kapitalfrage: Mehr ausgeben als einnehmen?
Neben den reinen Gewinnzahlen richtet sich der Fokus der Investoren verstärkt auf die Kapitalausgaben der Unternehmen. Es steht die Frage im Raum, wie Unternehmen angesichts der wachsenden wirtschaftlichen Unsicherheit mit ihren Investitionen umgehen werden.
Die Tendenz scheint klar: Viele Unternehmen reduzieren ihre Kapitalausgaben oder verschieben geplante Investitionen. So hat beispielsweise Microsoft überraschend den Bau von Rechenzentren in Ohio pausiert – ein deutliches Warnsignal. Gleichzeitig kürzen Transportriesen wie FedEx ihre Investitionspläne für das laufende Jahr.
Diese Entwicklung könnte eine gefährliche Kettenreaktion auslösen. Der Zusammenhang ist eindeutig: Was für ein Unternehmen Kapitalausgaben bzw. Investitionen sind, bedeutet für ein anderes Umsatz. Eine breite Zurückhaltung bei Investitionen könnte somit schnell auf die Gesamtwirtschaft durchschlagen.
Bewertungen im Fokus
Inmitten dieser gemischten Signale steht auch die Bewertung des Marktes auf dem Prüfstand. Mit einem Forward-KGV von 19,0 für den S&P 500 liegt die Bewertung zwar unter dem 5-Jahres-Durchschnitt von 19,9, aber noch immer über dem 10-Jahres-Durchschnitt von 18,3. Die jüngste Korrektur – der Index ist seit Ende März um mehr als 10% gefallen – hat die Bewertungen zwar etwas abgekühlt, aber von einer Schnäppchenjagd kann noch keine Rede sein.
Besonders bemerkenswert: Die Analysten bleiben trotz aller Unsicherheiten optimistisch. Ihre Kursziele implizieren im Durchschnitt ein Aufwärtspotenzial von 27,1% für den S&P 500 in den kommenden zwölf Monaten. Insbesondere für den Technologiesektor (+37,7%) und den Konsumsektor (+36,2%) werden signifikante Kursgewinne erwartet.
Ausblick: Was erwartet uns in den kommenden Wochen?
Die kommende Woche wird entscheidende Einblicke liefern. Mit 122 Unternehmen des S&P 500, darunter sieben Schwergewichte aus dem Dow Jones, steht uns eine wahre Flut an Unternehmensdaten bevor. Industrieriesen wie Caterpillar, General Electric und Boeing, der Telekommunikationsanbieter AT&T sowie der Chemiekonzern Dow werden wichtige Indikatoren für die Gesundheit der amerikanischen Wirtschaft liefern.
Besonders aufschlussreich werden die Prognosen für das laufende Quartal sein. Während die Zahlen für Q1 mit einem erwarteten Gewinnwachstum von 7,2% bereits eingepreist sein dürften, wird der Markt vor allem auf Hinweise zur weiteren Entwicklung achten. Für das Gesamtjahr 2025 rechnen Analysten mit einem Gewinnwachstum von 10,0% und einem Umsatzplus von 5,1%.
Die entscheidende Frage bleibt: Werden die Unternehmen angesichts der wachsenden Unsicherheiten an diesen optimistischen Prognosen festhalten können? Oder erleben wir in den kommenden Wochen eine Welle von Gewinnwarnungen, die den Markt erneut auf die Probe stellen?
Ein Indiz dafür, dass die Vorsicht zunimmt: 71% der S&P 500-Unternehmen, die bisher Ausblicke für das zweite Quartal gegeben haben, haben ihre Gewinnprognosen nach unten korrigiert – ein Wert, der sowohl über dem 5-Jahres-Durchschnitt von 57% als auch über dem 10-Jahres-Durchschnitt von 62% liegt. Die kommenden Wochen versprechen Spannung und vielleicht auch die eine oder andere Überraschung. Damit wünsche ich Ihnen einen schönen Ostersonntag.
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