Gewinnmitnahmen am Aktienmarkt nicht vergessen!

Guten Tag, allerseits! Viele Aktienindizes klettern auf neue Gipfel oder nähern sich zumindest ihren historischen Höchstständen (Dax). Das überrascht die meisten Anleger. Die Börsen nehmen viel vorweg, vielleicht zu viel. Aber inzwischen fühlt sich ermutigt durch die Hoffnungsschimmer im amerikanisch-chinesischen Handelskonflikt sowie die positive Mehrheit der jüngsten Konjunktur- und Unternehmensdaten. Keine einfache Situation für die Privatanleger. Je nach individueller Performance ist es sinnvoll, in beide Richtungen dabei zu sein: gezieltes Stockpicking, andererseits auch Gewinnmitnahmen.

Für viele Aktienfans ist es jedenfalls angesagt, das Depot einmal durchzuchecken. Ein typisches Beispiel, wie man es nicht machen sollte, hat mir vergangene Woche mich ein alter Bekannter geliefert. Nach langer Funkstille hat er wieder mal angerufen und hörbar nervös gefragt, was ich so von der Börse hielte. Der Grund: Er hat jetzt (!) mit Erstaunen festgestellt, dass sich sein viel zu großes Depot (über 100 Einzelwerte, unsystematisch, aus aller Welt) anders als Dax & Co. gar nicht in Rekordhöhen bewegt. Ich schildere ihm die seit längerem stark uneinheitliche Kursentwicklung an wichtigen Aktienmärkten und empfehle ihm, seinen Bestand endlich mal zu bereinigen.

Die OECD hat in der vergangenen Woche Argumente geliefert für meine grundsätzliche Empfehlung, sich zukunftsträchtigen Themen zu widmen. Beispiel das Gesundheitswesen, also internationale Aktien von Pharma bis Medizintechnik, die man unter Health Care zusammenfasst. Laut dieser Studie werden die OECD-Länder bis 2030 im Schnitt voraussichtlich rund 10,2 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts (BIP) für Gesundheitskosten aufwenden, 1,4 Prozentpunkte mehr als bisher. Damit wachsen die Gesundheitsausgaben in fast allen OECD-Ländern schneller als die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit. Zu den Kostentreibern gehört unter anderem die steigende Zahl chronischer Erkrankungen, die auch auf die Bevölkerungsalterung zurückzuführen ist.

Kennen Sie den „Milliardärseffekt“, geschätzte Anleger? Der treibt die Outperformance an der Börse an! In den 15 Jahren bis Ende 2018 entwickelten sich an den Aktienmärkten notierte Unternehmen von Milliardären um 8,7 Prozent besser als die globale Benchmark. Und: Von Milliardären kontrollierte Unternehmen erzielten in den zehn Jahren bis Ende 2018 eine um 16 Prozent höhere Eigenkapitalrendite und übertrafen damit den MSCI AC World Equity Index, der im Durchschnitt nur 11 Prozent aufweisen konnte. Dieser Milliardärseffekt wird auf die Bereitschaft der Superreichen zurückzuführen, intelligente Risiken einzugehen und langfristig zu planen und zu investieren. Das kann für aktive Stockpicker doch Anreiz genug sein, das eigene Kapital dort zu investieren, wo Milliardäre das Sagen haben.

Aber, wie gesagt, das Gewinnmitnehmen nicht vergessen! Das macht nach meiner Einschätzung überall dort Sinn, wo mittlerweile fette Kursgewinne in Büchern stehen. Außerdem können Sie (wenn noch nicht geschehen) die verschiedenen Möglichkeiten von Angeboten auszuloten, die Gewinne nach beiden Seiten ermöglichen. Dazu gehören beispielsweise die „Twin-Win-Zertifikate“. Der Vorteil: Ganz gleich, in welche Richtung sich der Basiswert bewegt, der Zeichner kann sowohl bei steigenden als auch bei fallenden Kursen verdienen. Bitte aber die Konstruktionen der einzelnen Angebote genau prüfen und vergleichen! Weitere Möglichkeiten für vorsichtige Investoren bieten „Protective-Put-Strategien“.

Was auch immer – die in Frage kommenden Anlageklassen und Anlageinstrumente müssen (zu) Ihnen passen, liebe Leser!

Machen Sie weiter mit – und machen Sie’s gut!

Herzlich, Ihr „Börsen-Dino“ Hermann Kutzer

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