Richard Grenell, US-Botschafter in Deutschland, hatte zuletzt immer wieder seine Abneigung gegenüber dem deutsch-russischen Pipeline-Projekt Nord Stream 2 öffentlichkeitswirksam zur Schau gestellt. Nun erhöhte der Diplomat abermals den Druck – nicht nur auf den Hauptbetreiber Gazprom und die Bundesregierung, sondern auch auf die anderen beteiligten Unternehmen.
Dies geht aus einem „Handelsblatt“-Interview hervor. Demnach drohte Grenell den an Nord Stream 2 beteiligten Firmen, dass diese „immer in Gefahr“ seien, durch Sanktionen in Mitleidenschaft gezogen zu werden. Er sei aber überzeugt, dass sich die betroffenen Unternehmen aus eigenem Antrieb aus dem Projekt zurückziehen würden.
Rohrverlege-Firmen im Visier
Laut Informationen des „Handelsblatt“ hat Washington vor allem die hochspezialisierten Baufirmen im Fokus. Diese verlegen im Auftrag des Betreiberkonsortiums die Rohre der Gasleitung am Meeresgrund. Betroffen wären demnach die Allseas Group mit Sitz in der Schweiz sowie die italienische Firma Saipem. Vor allem Allseas dürfte nach „Handelsblatt“-Angaben massiv von den Drohungen betroffen sein.
So verlege die Spezialfirma mehr als 90 Prozent der benötigten Rohre. Mit Sanktionen zum Nachteil der Rohrverleger könnten die US-Amerikaner jedenfalls einen besonders neuralgischen Punkt treffen, da sich jene Spezialfirmen nicht so einfach austauschen ließen. „Es dürfte so gut wie unmöglich sein, adäquaten Ersatz zu finden“, hieß es laut „Handelsblatt“ aus Branchenkreisen.
Berlin sieht europäische „Kerninteressen“ bedroht
Gegenüber der Wirtschaftszeitung sagte ein Allseas-Sprecher, dass man nicht über mögliche Sanktionen spekuliere. Auch stehe die Bundesregierung nach wie vor hinter Nord Stream 2 und lehne Strafmaßnahmen durch die Vereinigten Staaten ab.
Tatsächlich hatte Berlin zuletzt das Engagement rund um die Ostsee-Pipeline bekräftigt und die Einmischung der USA in innereuropäische Belange moniert. „Ich möchte nicht, dass die europäische Energiepolitik in Washington definiert wird“, hieß es etwa vom Außenstaatssekretär Andreas Michaelis, der vor allem europäische „Kerninteressen“ bedroht sieht.
USA vs. Nord Stream 2
Zur Einordnung: Die US-Regierung kritisiert die Pipeline, die russisches Erdgas über die Ostsee nach Deutschland leiten soll, wegen den zunehmenden geo-politischen Einflussmöglichkeiten seitens Russlands. Zudem forcieren die US-Amerikaner mit ihrem Flüssiggas derzeit eine Gas-Offensive in Europa, die durch das wachsende russische Engagement gefährdet würde.
Im August 2017 hatte der Kongress das Sanktionsgesetz „CAATSA“ mit deutlicher Mehrheit auf den Weg gebracht und damit US-Strafmaßnahmen gegen das ehrgeizige Projekt prinzipiell ermöglicht.
Auch deutsche Unternehmen mit im Boot
Das Betreiberkonsortium wird vom russischen Staatskonzern Gazprom geleitet und setzt sich darüber hinaus aus der E.ON-Abspaltung Uniper, der BASF-Tochter Wintershall, Royal Dutch Shell, OMV sowie Engie zusammen, die allesamt Finanzierungshilfen zugesagt haben. Die Projektgesellschaft hatte vor einigen Monaten mitgeteilt, dass der Bau der 1.200 Kilometer langen Gasleitung auch im Falle von US-Maßnahmen finanziert werden könne.
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