Nachdem der US-Botschafter in Deutschland, Richard Grenell, zuletzt den Druck auf das russisch-deutsche Pipeline-Vorhaben Nord Stream 2 mit offen ausgesprochenen Sanktionsdrohungen gegen beteiligte Unternehmen erhöht hatte, tritt nun auch sein russischer Amtskollege Sergej Netschajew auf den Plan – selbstredend mit einer völlig anderen Sicht auf die Dinge.
So betonte der russische Botschafter in Berlin kürzlich gegenüber der „Neuen Osnabrücker Zeitung“, dass die Warnungen von Seiten der USA, wonach Nord Stream 2 als politische „Energiewaffe“ eingesetzt werde, widersprüchlich seien.
Netschajew: USA verfolgen eigene Interessen
„Es ist schwer zu glauben, dass ein Land, das die Regeln freien und fairen Handels ruiniert, seine Konkurrenten mit Einfuhrzöllen belegt, die Parole `Amerika First` auf seine Fahnen schreibt und größten europäischen Konzernen offen mit rechtswidrigen Sanktionen droht, sich nun wirklich um europäische Interessen sorgt“, so Netschajew. An dem Gazprom-Projekt sind unter anderem die E.ON-Abspaltung Uniper sowie die BASF-Tochter Wintershall beteiligt – allerdings nur mit Finanzhilfen und nicht als Betreiber. Aufgrund einer neuen EU-Richtlinie muss Gazprom wohl allerdings bald den Betrieb der noch im Bau befindlichen Röhre abgeben und sich rein auf die Gasförderung konzentrieren.
Der Diplomat monierte weiter, dass die USA nicht von der Fürsorge für Europa getrieben sei, sondern aus der Bestrebung heraus, „seine Konkurrenten zur Seite zu schieben und europäischen Verbrauchern teures LNG [Flüssigerdgas, Anm.d.A.] aus Amerika aufzudrängen“. Bei LNG gehe es vielmehr „um einen Energieträger, der nicht nur auf möglichst umweltschädliche Art und Weise abgebaut wird, sondern auch einem fairen Wettbewerb nicht standhalten kann.“
Botschafter sieht Vorteile für Deutschland
Netschajew fügte indes an, dass Russland und Deutschland seit Jahrzehnten durch erfolgreiche Gasallianzen verbunden seien. „Diese ganze Zeit war unser Land ein zuverlässiger Partner, der die Bundesrepublik störungsfrei mit Energieträgern belieferte“, betonte er. Zudem gebe es künftig keinen Grund, dass sich hieran etwas ändern werde. So werde der Gasbedarf Deutschlands durch den Verzicht auf Kohleförderung und Atomkraft eher noch weiter zunehmen, konstatierte Netschajew.
„Die Gaspipeline Nord Stream 2 stellt die kürzeste Gaslieferroute aus dem hohen Norden Russlands nach Deutschland dar. Diese Strecke ist um knapp 2.000 Kilometer kürzer als der Weg durch die Ukraine. Das hat nicht nur einen maßgeblichen Einfluss auf den Endpreis für Verbraucher, sondern ermöglicht es, jegliche Transitrisiken aus der Welt zu schaffen.“ Netschajew zufolge werde die Pipeline dazu beitragen, Arbeitsstellen in Deutschland zu schaffen und den Energiebedarf zu möglichst annehmbaren Preisen zu decken. „Nord Stream 2 wird den Interessen einfacher Verbraucher und ebenso der deutschen Industrie entsprechen.“
Das Ukraine-Problem
Netschajew machte aber auch klar, dass Russland wegen Nord Stream 2 die bestehenden Gasleitungen nach Europa nicht aufgeben werde. Insbesondere jene durch die Ukraine sollen ihm zufolge auch weiterhin betrieben werden.
Mit Unterstützung einiger europäischer Staaten und den USA hatte die Ukraine deutlichen Protest gegen die Pipeline eingelegt, die russisches Erdgas durch die Ostsee und damit um die Ukraine herum nach Deutschland bzw. in weitere EU-Staaten leiten soll. Nach Inbetriebnahme würde somit der bisherige Gastransport durch das russische Nachbarland obsolet, wodurch die für die Ukraine wichtigen Transitzahlungen wegfielen, so die Bedenken aus Kiew.
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