Gazprom ist in den letzten Wochen des Krieges zu einem Sinnbild der prekären europäischen Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen geworden. Putin hat mit seiner völkerrechtswidrigen Invasion in der Ukraine seinem wichtigsten Energiekonzern jedenfalls einen Bärendienst erwiesen.
Nun steht Gazprom zusammen mit weiteren russischen Rohstoffriesen vor einem Scherbenhaufen: Wie aus Medienberichten hervorgeht, hat die US-Ratingagentur Fitch am Wochenende Gazprom und andere russische Konzerne weiter herabgestuft – auf „hauptsächlich CC“.
Fitch prognostiziert Zahlungsunfähigkeit von Gazprom
Das heißt: Fitch sieht es als wahrscheinlich an, dass Gazprom seinen finanziellen Verpflichtungen alsbald nicht mehr nachkommen könne – also zahlungsunfähig werde. Zuvor hatte bereits die Ratingfirma Moody’s eine ähnliche Einschätzung getroffen.
Fitch begründet die Herabstufung indes damit, dass Gazprom schlicht die Devisen fehlten, um die Zinsen in US-Dollar zu begleichen. Die USA und die EU hatten russische Dollar-Reserven wegen des Krieges eingefroren.
Gaslieferungen gehen munter weiter
Gazprom jedenfalls macht derzeit gute Miene zum bösen Spiel. Der Konzern betonte in den letzten Tagen immer wieder, dass man die Gaslieferverträge mit der EU einhalten werde.
Tatsächlich laufen die Pipeline-Transporte ungeachtet des Krieges weiter – auch durch die Ukraine. Die westlichen Regierungen befürchten, dass ein Stopp der Gazprom-Lieferungen zu einer Energieknappheit und zu massiven wirtschaftlichen Schäden führen könnte.
Europa bleibt also in Sachen Gas bis auf Weiteres abhängig von Russland. Umso mehr wollen die EU-Regierungen, darunter auch Deutschland, jene Abhängigkeit langfristig reduzieren. Gazprom dürften deshalb früher oder später wichtige Kunden wegbrechen. Zwar will man sich in den nächsten Jahren verstärkt China zuwenden, doch ein Wegfall der europäischen Gasabnehmer dürfte das Unternehmen nicht kompensieren können.
Aktie eingefroren
Die Gazprom-Aktie bleibt derweil weiterhin vom Handel ausgeschlossen. Nicht auszudenken, wie weit der Kurs bei Wiederaufnahme des Handels noch fallen könnte. Allein in der zweiten Februarhälfte krachte das Papier um 65 Prozent ein.
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