Wir befinden uns in Zeiten, die sich kein vernünftig denkender Mensch je wieder hätte wünschen sollen. Plötzlich bekommen Dinge, die in der Vergangenheit nach und nach aus dem Bewusstsein der Leute schwanden, wieder eine grundlegend neue Bedeutung. Die europäische Sicherheitsarchitektur muss angesichts des von Präsident Putin veranlassten Wahnsinns neu bewertet werden. Reichen bloße Worte vor dem Hintergrund missachteter Menschen- und Völkerrechte jetzt noch aus?
Klar ist, dass die Diplomatie niemals kapitulieren darf – selbst dann nicht, wenn Despoten wie gegenwärtig voll und ganz von ihren paranoiden Vorstellungen eingenommen werden. Trotzdem kann und muss jeder, der die Demokratie je zu schätzen gelernt hat, nun ein eindeutiges Signal senden. Und sei es noch so klein. Ein Anfang wäre beispielsweise die gezielte Entscheidung gegen ein Investment in die ADR’s von Gazprom.
Vielleicht mag man dadurch auf satte Renditen verzichten müssen, um die es an der Börse letztlich geht. Sie müssen sich jetzt festlegen. Wollen Sie potenzielle Gewinne durch den Kauf eines Unternehmens, dass zur Hälfte im Besitz eines durchgedrehten Mannes ist oder gewichten Sie stattdessen Ihre Menschlichkeit und Moral höher?
Wird es nun knapp?
Noch vor einem Jahr lief es für Gazprom-Aktionäre quasi wie am Schnürchen. Die Aktie zeigte seit langem, was sie draufhat. Dass nun bereits von einer potenziellen Insolvenz des Konzerns die Rede ist, hätte damals natürlich niemand ahnen können. Doch die Ratingagentur Fitch sieht unangenehme Wahrheiten kommen.
So beliefen sich beispielsweise die Unternehmensschulden im Mai des vergangenen Jahres auf stattliche 8,5 Milliarden US-Dollar. Auf diese Summe müssen natürlich Zinsen gezahlt werden, die zu großen Teilen in US-Dollar beglichen werden müssen. Gazprom dürfte allerdings vor Schwierigkeiten stehen, in der aktuellen Lage überhaupt noch an Devisen zu gelangen. Es bleibt spannend, wie der Konzern dieses Problem bewältigen möchte.
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