Die heutige Interviewpartnerin ist Kerstin Schreiber. Frau Schreiber ist CEO der Funkwerk AG.
Die Funkwerk-Gruppe ist ein Anbieter von innovativen Kommunikations-, Informations- und Sicherheitssystemen, welche in Deutschland hergestellt werden. Mit maßgeschneiderten Konzepten steuert und rationalisiert Funkwerk betriebliche Abläufe in den Bereichen Mobilität und digitale Infrastruktur.
Frau Schreiber, der Markt wird momentan von Hilfsprogrammen überflutet, erwarten Sie nachhaltige Veränderungen bei den Finanzierungsbedingungen? Können Sie mir diese Entwicklung vielleicht einmal aus Ihrer Sicht skizzieren?
Frau Schreiber: Wenn Sie Hilfsprogramme schreiben, unterstelle ich für die Beantwortung Förderprogramme, die gegebenenfalls zu zusätzlichem Geschäft für Funkwerk führen.
Tatsächlich ist es so, dass in den aktuellen durch Corona bedingten Förderwerkzeugen auch Programme sind, die zu einem temporären Sondergeschäft für Funkwerk führen können.
Beispielhaft darf ich Programme wie den Digitalpakt Deutschland und das Konjunktur- und Krisenbewältigungspaket und Zukunftspaket des Koalitionsausschusses vom 03. Juni 2020 anführen. Der Koalitionsausschuss hat sich am 3. Juni 2020 zu einem umfassenden Konjunktur- und Krisenbewältigungspaket sowie einem Zukunftspaket verständigt, wonach innerhalb des 50 Milliarden Euro umfassenden Stabilitätspaketes auch ein Teilpaket in Höhe von 150 Millionen Euro zur Verbesserung des Mobilfunk-Empfangs entlang der 39.000 Kilometer Schienenwege in Deutschland subsummiert ist. Der Bund will im verbleibenden Jahr 2020 und im Jahr 2021 die Modernisierung unterstützen, der Betrag soll unter anderem auch der Ertüchtigung von GSM-R Komponenten im Sprach- und Datenfunk dienen. Wir verfügen sowohl über komplette GSM-R Zugfunksysteme als auch störfeste Funkmodule und können den Eisenbahnverkehrsunternehmen entsprechende technische Lösungen bieten. Der vorgenannte Zeitraum für die Umrüstung ist für den Investitionsgütermarkt sehr kurz. Letztlich ausschlaggebend wird sein, inwiefern unsere Kunden von diesen Förderinstrumenten Gebrauch machen, was wir Stand heute nicht verlässlich beurteilen können. Fakt ist ein, eine Förderperiode von maximal 18 Monaten ist für einen Investitionsgütermarkt komplexer Systems sehr kurz.
Für die Finanzierungsbedingungen unseres Geschäfts werden sich daraus keine Änderungen ergeben, inwiefern sich diese für unsere Kunden ändern, entzieht sich unserer Kenntnis.
Gab es denn sonstige Veränderungen in Ihrem Unternehmen, die durch die Corona-Pandemie entstanden sind? Bei vielen Unternehmen ist ja beispielsweise die Themen Kurzarbeit oder auch die Inanspruchnahme von Soforthilfen aufgekommen, waren Sie davon ebenfalls betroffen? Und wie würden Sie die langfristigen Folgen für Ihr Unternehmen einschätzen?
Frau Schreiber: Ja, auch bei Funkwerk bekommen wir die Folgen der Pandemie vielfältig zu spüren, wenngleich wir insgesamt momentan noch weniger stark betroffen sind als andere Branchen. Uns bislang unmittelbar betreffende Auswirkungen sind beispielsweise Projekt- und Terminverschiebungen und die drastische Reisebeschränkung, die unsere tägliche Arbeit erheblich einschränkt, in Deutschland und den angrenzenden Ländern sind uns Vor-Ort-Einsätze inzwischen wieder möglich. Auch Zahlungsverzögerungen auf Kundenseite bewirken Störungen in der Prozesskette und können zu temporär höherem Working Capital führen. Unser operativer Geschäftsbetrieb ist allerdings gesichert, wir entwickeln, produzieren und liefern. Installationen und Serviceeinsätze vor Ort waren in den vergangenen Monaten stark eingeschränkt. Mit den vorhandenen Notfallplänen können wir die Kernfunktionen im Funkwerk-Konzern gut aufrechterhalten, sofern sich die Situation nicht wieder signifikant verschlechtert. Insbesondere die Meldungen der letzten Tage zu wieder rasant steigenden Fallzahlen in Europa bereiten uns Sorge. Die Lieferketten sind aktuell überwiegend intakt. Nachdem im Zeitraum März bis Mai 2020 erhebliche Störungen innerhalb der logistischen Abläufe der Zulieferung und Versendung von Waren sowie der Arbeit auf den Baustellen beim Kunden das Tagesgeschäft prägten, ist in den letzten Wochen eine gewisse Entspannung und Normalisierung eingetreten, zumindest in Deutschland und den Zielländern, die aktuell nicht mehr in großem Ausmaß von der Ausbreitung des Covid-19-Virus betroffen sind.
Maßnahmen wie Kurzarbeit und Soforthilfen mussten wir nicht in Anspruch nehmen. An unsere Aktionäre haben wir im Juli 2020 die geplante Dividende in Höhe von 0,30 EUR/Aktie ausgezahlt.
Das klingt soweit gut. Inwiefern unterscheidet sich Ihr Unternehmen denn von anderen Wettbewerbern der Branche, was zeichnet Sie aus?
Frau Schreiber: Funkwerk ist ein mittelständisches Unternehmen mit hoher Flexibilität. Hinzu kommt die langjährige Expertise in den von Funkwerk adressierten Märkten. Wir verfügen über umfassendes Know-How in der Software und Hardware und sind somit in der Lage, Systemlösungen zu installieren. Wir bedienen aktuelle Technologien, sind aber gleichzeitig auch in der Lage, auf Basis von Vorgängertechnologien installierte Technik zu unterstützen. Diese Kompatibilität gibt unseren Kunden Investitionssicherheit und eine hohe Verfügbarkeit. Darüber hinaus verweisen wir auf unsere vollstufige Unternehmensorganisation mit einer Inhouse-Fertigung „Made in Germany“.
Und wenn wir jetzt mal in die Zukunft blicken – wo sehen Sie Ihr Unternehmen in fünf Jahren?
Frau Schreiber: Funkwerk hat das klare Ziel, sich weiter ertragsorientiert zu entwickeln. Wir streben an, nachhaltig führender Anbieter von Kommunikations- und Informationslösungen zu sein als auch sicherheitsrelevante Märkte weiter zu bedienen und neu zu erschließen. Die fortschreitende Digitalisierung und Automatisierung bietet Chancen, die wir unter Nutzung unserer Expertise über die Märkte und über zur Anwendung kommende Technologien konsequent nutzen werden.
Verstehe. Wenn Sie nun noch die Chance hätten einen potentiellen Anleger direkt anzusprechen – warum sollte er gerade in die Funkwerk AG investieren?
Frau Schreiber: Funkwerk ist ein langjährig erfolgreich am Markt etabliertes Unternehmen, das Überschüsse erwirtschaftet und ihre Anleger am Erfolg in Form von einer Dividende partizipieren lässt.
Ein klares Wort zum Schluss. Ich bedanke mich bei Ihnen für das aufschlussreiche Interview und wünsche Ihnen für die Zukunft alles Gute, Frau Schreiber!