Sehr geehrte Frau Schreiber, ich selbst kenne Funkwerk noch aus den wilden Zeiten des Neuen Marktes. Seit damals ist es jedoch ruhig um Ihr Unternehmen geworden. Stellen Sie daher mal den Leserinnen und Lesern, die die Funkwerk AG noch nicht kennen, Ihr Unternehmen kurz vor!
Antwort von Kerstin Schreiber: Sehr gerne. Die Funkwerk AG ist ein technologisch führender Anbieter von Informations-, Kommunikations- und Sicherheitssystemen. Wir liefern unseren Kunden professionelle Lösungen für Bahnbetriebe, Flughäfen, den ÖPNV, die Schifffahrt sowie intelligente Sicherheitssysteme für betriebliche Anwendungen, für große Gebäude, für Plätze und Industrieobjekte.
Können Sie das evtl. ein wenig konkreter ausführen? Handelt es sich dabei um Videoüberwachung oder sogar um entsprechende Zugangssysteme?
Antwort von Kerstin Schreiber: Im Bereich Mobilfunk liefern wir Cab Radios, die aus ein oder zwei Bediengeräten, Sprecheinrichtungen und Funkeinheiten mit Antenne bestehen. Mit Hilfe des Bediengerätes im Führerstand des Triebfahrzeugs wird der Zugfunk gesteuert. Es ist speziell für den Einsatz in Schienenfahrzeugen konzipiert. Darüber hinaus liefern wir eine Vielzahl von Zubehör für diese Systeme sowie kundenspezifische Softwarelösungen.
Im Bereich der Reisenden-Informationen liefern wir sowohl visuelle als auch akustische Anzeigesysteme. So sind bspw. die Anzeigetafeln auf dem Erfurter Hauptbahnhof aus dem Hause Funkwerk.
Zu guter Letzt zum Bereich der Videosysteme: Die Kernkompetenzen liegen im Bereich von IP-Lösungen in professionellen CCTV-Systemen (Closed Circuit Television) und digitalen Netzwerken für Videosystemanwendungen. Schwerpunkt dieser Anlagen sind Videokameras, Schwenk-/Neigeköpfe, digitale Videoübertragungssysteme, Aufzeichnungssysteme NVR / SAN, sowie ein Videomanagementsystem.
Jetzt habe ich kürzlich auch mit dem CEO von artec technologies gesprochen, die beispielsweise Bilder und Videos analysieren und auswerten können. Das ist aber nicht Ihr Geschäft, oder?
Antwort von Kerstin Schreiber: Bildauswertung können wir auch, obwohl wir keine eigene Intelligenz dafür entwickelt haben. Aber in unsere Lösungen lassen sich Subsysteme anderer Anbieter über Schnittstellen einbinden, so dass Bildauswertung letztlich zu unserem Leistungsumfang zählt. Als Wettbewerb zu artec sehen wir uns insofern nicht.
Da Sie ja über keine unternehmenseigenen Kameras verfügen, müssen Sie diese zukaufen. Haben Sie da eine entsprechende Kooperation oder kaufen Sie durchaus bei verschiedenen Herstellern?
Antwort von Kerstin Schreiber: Wir haben Kooperationsvereinbarungen mit verschiedenen Kameraherstellern und setzen somit nicht nur auf einen oder wenige spezielle Hersteller.
Wenn Sie sich das Marktumfeld, in dem Sie tätig sind, einmal näher anschauen. Wie sehen Sie das aktuelle Marktumfeld und wer ist aus Ihrer Sicht derzeit Ihr ärgster Wettbewerber?
Antwort von Kerstin Schreiber: Da muss man etwas differenzieren. Im Mobilfunkbereich sehe ich uns schon als klaren Marktführer. Ein dominanter Wettbewerber lässt sich in diesem Bereich nicht erkennen.
Im Bereich Fahrgast-Information agieren sehr viele verschiedene Anbieter. Wem man dort im Markt begegnet, ist aber sehr länderabhängig. In Deutschland würde ich hier aber schon zwei bis drei ernsthaftere Wettbewerber ausmachen, die BMG in Ulm ist beispielsweise ein langjähriger Marktbegleiter.
Und der Videobereich wird in Deutschland auch im Großen und Ganzen von drei, vier größeren Anbietern dominiert. Die größten Anbieter sind dabei jedoch Töchter beziehungsweise Geschäftsbereiche größerer Konzerne. Kunden von Funkwerk schätzen insbesondere die hohe Flexibilität, mit der wir in der Lage sind, auf individuelle Kundenanforderungen einzugehen.
Okay, Sie verstehen sich also selbst nicht als Anbieter von Standardlösungen, sondern entwickeln für jeden Kunden eine individuell passende Lösung?
Antwort von Kerstin Schreiber: Absolut korrekt. Das können wir aber auch nur in unserer Marktnische tun. Wenn wir ein Massenprodukt hätten, wäre das vermutlich unrentabel. Aber für unser Unternehmen hat sich dieser Ansatz bewährt.
Abschließende Frage: Das Geschäftsjahr 2019 ist ja schon weit fortgeschritten, um nicht zu sagen fast halb vorbei. Können Sie daher schon etwas zur Geschäftsentwicklung in 2019 sagen? Werden Sie die von Ihnen selbst gesetzten Ziele alle erreichen können?
Antwort von Kerstin Schreiber: Das Geschäftsjahr 2018 lief für uns sehr gut. Auch im ersten Quartal 2019 sehen wir weiterhin eine positive Geschäftsentwicklung. Bisher planen wir für 2019e mit einem Umsatzwachstum von +6%, was im Wesentlichen durch den Videobereich angefeuert werden sollte. Was das Ergebnis betrifft, erwarten wir einen Gewinn von ca. 10 Mio. Euro und fühlen uns auch mit dieser Prognose bis dato wohl.
Unser Wachstum soll dabei rein organisch erzielt werden. Wenn sich Gelegenheiten für die eine oder andere Akquisition ergeben würden, um das Wachstum weiter anzufachen, wären wir da nicht abgeneigt. Wir prüfen fortlaufend Opportunitäten.
Erlauben Sie doch noch eine allerletzte Frage: Sie haben mit Hörmann ja einen Großaktionär, der fast 80% des Aktienkapitals hält. In der Vergangenheit wurde daher auch schon öfter über eine mögliche Komplettübernahme von Funkwerk durch Hörmann spekuliert. Können Sie dazu etwas sagen?
Antwort von Kerstin Schreiber: Nein, ich habe dazu keinerlei Informationen. Daher gehe ich auch nicht davon aus, dass derzeit von Seiten unseres Großaktionärs daran gearbeitet wird.
Frau Schreiber, ich bedanke mich sehr für dieses nette Gespräch und wünsche Ihnen auch weiterhin viel Erfolg!