Liebe Leserinnen und Leser,
die ohnehin angeschlagene Aktie von FREYR Battery ist am Donnerstag um gut 25 % abgestürzt. Der Kursverlust hatte sich der Richtung nach vorher angedeutet, dem Tempo nach indes nicht. Grund für den Absturz ist mit hoher Sicherheit das Ergebnis des Quartalsberichtes.
Der Konzern hat seine Zahlen vorgelegt und damit offenbar an den Börsen größte Enttäuschung hervorgerufen. Dies wiederum ist überraschend. Ein Blick auf die Zahlen zeigt an sich, dass nicht alles so schlecht ist, wie es die Börsen vielleicht sehen. Oder die Erwartungen waren übersteigert.
FREYR Battery: Der tiefste Kurs aller Zeiten
Zunächst gilt es jedoch, die Börsenentwicklung darzustellen und einzuordnen. Der Kurs der Aktie ist um ca. 80 Cent eingebrochen. Die Notierungen haben dabei einen Abschlag erlitten, der so groß ist wie noch nie.
Die Kurse haben den tiefsten Stand aller Zeiten eingenommen. Das sogenannte Allzeit-Tief. Das bedeutet: In dieser Sekunde ist fast kein einziger Anleger im Gewinn. Die Verluste in einigen Depots mögen noch gering sein, in anderen sind sie immens. Das ist eine der Schwierigkeiten bei Erreichen eines Allzeit-Tiefs: Der Verkaufsdruck könnte massiv zunehmen, da die Investoren – ggf. – die potenziellen Verluste eindämmen wollen.
Mit anderen Worten: Es ist nicht auszuschließen, dass der technische Trend für einen weiteren Abverkauf sorgt. Das charttechnische Bild jedenfalls hinterlässt deutliche Bremsspuren. Es gibt nach unten keine Unterstützungen mehr. Aus dieser Perspektive, die nicht auf die Unternehmenszahlen abstellt, ist ein weitergehender Abverkauf naheliegend.
Die Statistik ist gleichfalls verheerend. Je nachdem, welcher Kurs zugrunde gelegt wird (und welcher Börsenplatz dabei genutzt wird): Der Verlust seit Jahresanfang beläuft sich auf ungefähr gut 64 %. Dies sind Werte, die mit hoher Sicherheit nicht einmal in den vergangenen Wochen für möglich gehalten worden sind.
Die Kursperformance der FREYR Battery-Aktie
Die große Frage dürfte sein: Findet sich ein Anker, an dem es Investoren gibt, die vermeintlich günstig die Aktie auflesen? Die Chancen sind nicht besonders groß, aber konträre Trading-Strategien sind am Markt nicht unüblich.
Wirtschaftlich betrachtet sind die Voraussetzungen für ein Comeback jedoch vergleichsweise schlecht.
Die Zahlen zum vergangenen Quartal, die bis dato von den meisten Analyten, die sich geäußert haben, nur niedergeschrieben und nicht bewertet werden.
Im 3. Quartal ist der Nettoverlust für das Unternehmen auf insgesamt 9,79 Millionen Dollar zu beziffern. Das ist angesichts eines bis dato erwarteten Jahresumsatzes von etwa 3 Millionen Dollar auf der einen Seite beträchtlich. Auf der anderen Seite jedoch ist das vergangene Jahr noch deutlich trüber gewesen.
Im vergangenen Jahr war das Nettoergebnis im 3. Quartal auf 93,85 Millionen Dollar taxiert worden. Das bedeutet, die Unternehmung ist relativ zur eigenen Historie deutlich rentabler geworden. Das hilft in der Bewertung noch nicht entscheidend, zeigt aber eine Richtung.
Aber: Der Nettoverlust wird für die ersten neuen Monate und drei Quartale auf 47,79 Millionen Dollar ausgewiesen. Dies sind gleichfalls deutlich weniger als ein Jahr zuvor, als es 124,09 Millionen Dollar waren. Die Frage: Ist dies viel oder wenig?
Der Nettoverlust ist am besten im Vergleich zu erwarteten Jahresergebnissen zu bewerten. Denn für das gesamte Jahr erwartete der Markt bislang zumindest nach den auf Marketscreener publizierten Schätzungen einen Betrag von netto -128 Millionen Dollar. Das bedeutet in der reinen Fortschreibung, dass die Verluste deutlich geringer ausfallen als für das Jahr projiziert.
Nun kann die Verlustentwicklung im 4. Quartal außergewöhnlich hoch sein (es müssten aus -47 Millionen Dollar noch einmal -81 Millionen Dollar in einem Quartal dazukommen) – aber die Wahrscheinlichkeit dafür ist auf den ersten Blick recht gering. Allerdings sind die Zahlen zu den Schätzungen mit Vorsicht zu genießen. Denn die Schätzung für die einzelnen Quartale liegt bei Verlusten in Höhe von jeweils knapp über – 30 Millionen Dollar. Es bleibt die Frage, ob die Schätzungen selbst nicht zu grob gewesen sind.
Als Zwischenfazit mag gelten: Das Jahr wird ersichtlich verlustreich, der Umsatz bleibt gering und die Börsen sind mit dem Fortschritt gegenüber dem vergangenen Jahr in keiner Weise zufrieden. Das ist die wirtschaftliche Wahrheit.
Charttechnisch und auch technisch gibt es keinerlei Signale dafür, dass es einen schnellen Turnaround nach dem Einbruch vom Donnerstag geben kann. Dies wiederum ist nicht unbedingt der Weisheit letzter Schluss.
Es gibt keine Trend-Impulse vom tiefsten Kurs aller Zeiten aus. Das ist die eine Seite der Medaille. Sollte aber die oben genannte wirtschaftliche Betrachtung doch richtig sein – und die Verluste zwar als hoch, aber unter den Ganzjahreserwartungen erscheinen lassen -, dann kann es ein spontanes Comeback geben. Den wahren „Wert“ einer solchen Aktie würden Value-Investoren bei massiven Verluste im Quartal, im ganzen Jahr und auch im kommenden Jahr nicht bestimmen wollen und auch nicht können. Aber die Verluste nach den Quartalszahlen wären im Vergleich schon zu hoch.
Komplett wird die Unsicherheit beim Blick auf die aktuellen Schätzungen von Analysten. Die sind lt. Marketscreener derzeit noch auf dem Stand der Vortage. Die Kurserwartung liegt um 245 % höher als der aktuelle Kurs. Das ist dem Umstand geschuldet, dass die Quartalsergebnisse noch nicht in dieses Zahlenmaterial eingeflossen ist. Nur zeigt sich auch hier: Der Markt rennt nach den Quartalszahlen deutlich davon – es bleibt möglich, dass Analysten mit etwas Abstand diese Reaktion als übertrieben erachten.
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