Liebe Leserin, lieber Leser,
seit Anfang des Monats befand sich die Aktie von Freyr Battery, von einem kurzen Ausbruchsversuch Mitte des Monats einmal abgesehen, tendenziell im Rückwärtsgang. Am 2. Februar noch mit 9,45 US-Dollar bewertet, ging es mit den Papieren des Batterieentwicklers zurück bis auf 8,26 Dollar am Mittwoch zum Handelsschluss in New York. Am Montag aber war plötzlich alles anders: Um mehr als 13 Prozent schob sich die Freyr-Aktie wieder auf 9,35 Dollar nach oben. Es war die Reaktion der Anleger auf die vorgelegte Bilanz des Unternehmens – und die Anleger scheinen plötzlich wieder überzeugt.
Freyr Battery macht überraschend Gewinn
Denn noch befindet sich der Entwickler für „Batteriezellen der nächsten Generation“, wie er selbstbewusst formuliert, im Aufbau. Umsätze kann Freyr Battery daher nicht vorweisen. Dass das 4. Quartal 2022 dennoch mit einem Gewinn abschloss, kommt zunächst also überraschend.
- Das Unternehmen meldete einen „den Stammaktionären zurechenbaren“ Nettogewinn von 25,3 Millionen US-Dollar
- Das vierte Quartal 2021 war noch mit einem Nettoverlust in Höhe von 28,9 Millionen US-Dollar beendet worden
Der Hintergrund: Das aktuelle Plus sei auf einen „nicht zahlungswirksamen Gewinn in Höhe von 59,8 Millionen US-Dollar aus der Anpassung einer Optionsverbindlichkeit zurückzuführen“, hieß es. Ein reiner Buchungsgewinn also.
Erste Batterie-Anlage noch im ersten Quartal
Und so müssen sich Anleger weiterhin auf Zukunftsversprechen des Unternehmens verlassen, und das Freyr-Management hat sie in diesem Punkt wohl erfreut. Man sei „auf dem besten Weg, den Betrieb der Qualifizierungsanlage („CQP“) im ersten Quartal 2024 aufzunehmen, wie zuvor kommuniziert, hieß es am Montag. Das Unternehmen habe alle 14 von 14 Werksabnahmen und 10 von 14 Standortabnahmen erfolgreich abgeschlossen, so die Mitteilung. Der projizierte Produktionshochlauf am CQP nach der Inbetriebnahme werde „voraussichtlich die Erstproduktion der 24M SemiSolidTM-Technologie markieren und die Realisierbarkeit der Plattform im GWh-Maßstab dokumentieren“.
Ein kleines Türchen des Scheiterns, zumindest was das Datum anbelangt, lässt sich Freyr Battery also offen. Stattdessen verwies man gerne auf die zurückliegenden Höhepunkte aus dem abgelaufenen Quartal. Im Dezember 2022 hatte Freyr etwa bekanntgegeben, dass das Unternehmen die formelle Gründung eines nachgelagerten Joint Ventures mit der Nidec Corporation abgeschlossen habe. Das Joint Venture mit dem Namen Nidec Energy AS soll wettbewerbsfähige, integrierte Batterie-Energiespeicherlösungen und Produkte mit geringer Umweltbelastung entwickeln und liefern.
Kapitalerhöhung belastete Freyr-Aktie
Im gleichen Monat allerdings hatte es eine Kapitalmaßnahme gegeben, die Anleger nicht so gerne sehen: Freyr schloss damals ein gezeichnetes, öffentliches Angebot über 23 Millionen weitere Stammaktien zu einem Angebotspreis von 11,50 US-Dollar pro Aktie vor Zeichnungsrabatten ab. Der Bruttoerlös des Angebots, das am 5. Dezember 2022 beendet worden war, betrug demnach 264,5 Millionen US-Dollar. Wenig überraschend also, dass die Freyr-Aktie zwischen November und Ende Dezember von gut 14 auf unter 8 US-Dollar abfiel.
Richtig in die Spur gekommen sind die Papiere seitdem nicht mehr, trotz des großen Sprungs am Donnerstag. Aktuell weist die Freyr-Aktie aus dem zurückliegenden Vierteljahr noch immer ein Minus von mehr als 40 Prozent aus. Selbst der Vergleich mit den Kursen aus dem Februar 2022 fällt leicht negativ aus. Dazwischen allerdings, Anfang Oktober nämlich, hatten sie sich bis auf gut 17 US-Dollar vorgearbeitet, zwischenzeitlich aber wieder rund die Hälfte an Wert verloren.
Freyr meldete ersten E-Mobilitäts-Kunden
Daran änderte auch eine gute Nachricht aus dem laufenden Quartal nichts: Freyr Battery hatte am 12. Januar in Impact Clean Power Technology (ICPT), ein polnischer Hersteller von Batteriesystemen für schwere Nutzfahrzeuge, seinen ersten Kunden im Bereich der E-Mobilität vermeldet. Im Rahmen der Vereinbarung werde Freyr von 2025 bis 2030 10 bis zu 14 GWh Batteriezellen auf Basis der SemiSolidTM-Plattform von 24M Technologies an Impact liefern, hieß es. Allerdings ist der Rahmenvertrag zwischen Freyr und ICPT noch nicht bindend.
Dennoch sind die Analysten mehrheitlich vom Batteriezellen-Hersteller in spe überzeugt, mehr noch als die Anleger: Zuletzt hatte die Bank of America (BofA) Anfang Februar ihre Kaufempfehlung für die Aktie bekräftigt. Die Analysten hoben „bewährte Zellchemie“ und die Fähigkeit zur Kapitalbeschaffung als wesentliche Unterscheidungsmerkmale für das Unternehmen hervor. Darüber hinaus sieht die BofA aufgrund der genehmigten oder geplanten Projekte in den USA und Europa „erhebliche Einnahmemöglichkeiten“, wie es in Medienberichten hieß.
Hohe Kursziele, gar Kursverdopplung?
Im Dezember hatte die Credit Suisse ihre Kaufempfehlung ebenfalls bestätigt. Die schweizer Großbank senkte zwar ihr Kursziel leicht, allerdings nur von 19 auf 18 US-Dollar, sieht also weiter eine annähernde Kursverdopplung als realistisch an. Andere sind ebenfalls optimistisch. Laut marketscreener.com ist sogar der skeptischste unter den derzeit neun Analysten, die Freyr beobachten, von einem Kursanstieg überzeugt:
Kursziel | Kurspotenzial | |
mittleres | 16,13 $ | 72,5% |
höchstes | 25,00 $ | 167% |
niedrigstes | 12,00 $ | 28,3% |
Ob die Anleger dem folgen werden? Auf der Handelsplattform Tradegate, wo es mit der Freyr-Aktie am Donnerstag von 7,86 auf 8,83 Euro nach oben gegangen war, hielten sich die Papiere am Dienstagmorgen immerhin relativ stabil.
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