Liebe Leserin, lieber Leser,
Montagfrüh war der Frust bei den europäischen Anlegern von FREYR Battery groß: Der Batterieentwickler hatte das Ergebnis einer Abstimmung vom Freitag über die mögliche Verlegung des Firmensitzes von Luxemburg in die USA noch nicht kommuniziert, die Aktie verlor. Als gegen Mittag dann die entscheidende Nachricht kam, ging es mit der FREYR-Aktie in Frankfurt plötzlich steil nach oben. Doch was soll man sagen? Am Ende des Tages war der Frust noch größer, die Papiere verloren nicht nur den gesamten Zugewinn, sie rutschten sogar ins Minus. Der Hintergrund: Die Anleger in New York reagierten völlig anders als erwartet.
FREYR Battery darf in die USA umziehen
Dabei war es gegen Mittag mitteleuropäischer Zeit endlich raus: FREYR Battery gab bekannt, dass das Unternehmen auf seiner außerordentlichen Hauptversammlung am 15. Dezember 2024 die erforderlichen Stimmen zur Genehmigung aller Vorschläge erhalten habe. Das betraf auch die angestrebte Unternehmensverlegung nach Delaware, wovon sich das Start-up einige Vorteile verspricht: „Daher geht FREYR davon aus, den zuvor angekündigten Prozess zur Verlegung des Sitzes von Luxemburg in die Vereinigten Staaten bis zum Jahresende 2024 abzuschließen“, so die Mitteilung.
„Im Namen des Vorstands und des Managements bedankt sich das FREYR-Team für die Unterstützung seiner eingetragenen Aktionäre bei der Verabschiedung aller Vorschläge auf der außerordentlichen Hauptversammlung“, kommentierte Tom Einar Jensen, Executive Chairman von FREYR, das Ergebnis. Mit dieser Abstimmung werde FREYR bis zum Jahresende 2024 ein US-amerikanisches Unternehmen, „was uns den Weg ebnet, die zuvor angekündigten Vorteile für die Aktionäre zu realisieren“, so Jensen. „Da sich Giga America zunächst in Coweta County, Georgia, entwickelt, sind wir nun in der Lage, FREYR als ersten US-basierten Skalierungspartner der Wahl für Batterietechnologielösungen zu etablieren.“
FREYR verspricht Aktionären einige Vorteile
Die Aktionäre sollten laut Management davon nicht nur kurzfristig profitieren: So sei der Vorstand von FREYR Battery „davon überzeugt, dass die Verlegung des Firmensitzes in die USA den Shareholder Value langfristig steigern wird, indem potenzielle strategische Chancen und Vorteile entstehen“, so die Mitteilung. Dazu zählt demnach vor allem die Vereinfachung der Unternehmensstruktur von FREYR sowie die Straffung der Berichtsanforderungen, was
- die von FREYR unternommenen Anstrengungen zur Bewertung, Umsetzung und Einhaltung mehrerer Regulierungs- und Berichtsanforderungen für FREYR auf konsolidierter Basis erleichtere
- und zudem die Möglichkeit biete, die finanzielle Flexibilität in den Bereichen Treasury, Cash Management, Risikomanagement und Steuern des Unternehmens zu verbessern
Mindestens ebenso bedeutend sei „die Verbesserung der Eignung von FREYR für die Aufnahme in Aktienindizes (…), wodurch eine deutliche Steigerung der Mittelzuflüsse zu seinen Stammaktien erreicht wird“, glaubt man im Management des Batterieentwicklers.
Eine Einladung ist keine Zusicherung
Mit der Entscheidung verbunden ist laut FFREYR zudem, dass das U.S. Department of Energy („DOE“) das Unternehmen nun zur Einreichung des Teil-II-Darlehensantrags im Rahmen des DOE Title 17-Programms für FREYRs Giga America-Projekt aufgefordert habe. Das DOE-Darlehensantragsverfahren sei „ein Schlüsselelement der Kapitalbildungsstrategie von FREYR zur Finanzierung des Baus des Giga America-Projekts“. Allerdings: Die Aufforderung des DOE, einen Teil-II-Antrag einzureichen, stelle keine Zusicherung dar, „dass das DOE den Antragsteller zum Due-Diligence- und Term-Sheet-Verhandlungsprozess einlädt“, heißt es einschränkend.
Dennoch glaubt Birger Steen, Chief Executive Officer von FREYR, dass die Einladung zum Teil-II-DOE-Darlehensantrag „ein wichtiger nächster Schritt auf dem Weg von FREYR zur Finanzierung unseres Giga America-Projekts“ sei. Dazu gehört demnach, auch auf die Vorteile des US-amerikanischen Inflation Reduction Act (IRA) zuzugreifen zu können. FREYR arbeitet nach eigenen Angaben aber weiterhin mit potenziellen Investoren zusammen, um Eigenkapital auf Projektebene bereitzustellen, um die Eigenkapitalkomponente der erwarteten Kapitalaufwendungen und der mit dem Projekt verbundenen Organisationsentwicklung zu finanzieren.
Bei FREYR ist noch gar nichts sicher
Mit anderen Worten: Gesichert ist in dieser Hinsicht auch durch die Entscheidung in der Hauptversammlung noch nichts. Das war den Anlegern in New York offenbar bewusst, denen in Europa eher weniger. Nach Bekanntwerden schoss die Aktie in Frankfurt zunächst um mehr als neun Prozent auf bis zu 1,89 Euro, nur um später sogar auf weniger als den Schlusskurs vom Freitag bei 1,70 Euro zurückzufallen.
- Es war die Reaktion der Anleger auf die Kursentwicklung an der Nasdaq
- Von einem Kurssprung war dort nichts zu bemerken, im Gegenteil
- Letztlich ging die FREYR-Aktie hier wie dort mit einem Minus aus dem Handel
Kurzum: Ein Investment in den Batterieentwickler bleibt eine hoch spekulative Angelegenheit. Das wird deutlich, wenn man sich den mittel- und langfristigen Kursverlauf der FREYR-Aktie zu Gemüte führt: Nach dem doppelten Frusterlebnis am Montag – und weiteren Verlusten am Dienstag im frühen Handel – notiert die FREYR-Aktie aktuell bei knapp 1,70 Euro. Damit haben die Papiere binnen eines Vierteljahres zwei Drittel ihres Werts eingebüßt. Das Minus aus dem vergangen Jahr beläuft sich gar auf rund 80 Prozent.
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