Liebe Leserin, lieber Leser,
was für ein Sprung für die Aktie von FREYR Battery am Montag. An der Nasdaq legten die Papiere des Batterieentwicklers um 17 Prozent zu auf 1,74 US-Dollar, auch an den europäischen Handelsplätzen ging es zweistellig nach oben. Ein Erfolg, „sensationell“ gar, wie bereits zu lesen war? Mitnichten. Davon abgesehen, dass es im frühen europäischen Handel am Dienstag bereits wieder zurückgeht, ist bei FREYR gar nichts gut. Die Aktie hat nach einem beispiellosen Absturz am Freitag auf Wochensicht noch immer weit mehr als die Hälfte ihres Werts verloren. Das hat zweifellos Gründe – und die Analysten wirken zunehmend ratlos.
FREYR Battery reduzierte seine Verluste deutlich
Denn auf den ersten Blick waren die Quartalszahlen, die FREYR in der Vorwoche vorgelegt hatte, gar nicht so übel. Das sich noch im Aufbau befindliche Unternehmen, das nach eigenem Bekunden Batterien der nächsten Generation an die Automobil- und Speicherbranche liefern will, hatte einen bereinigten Verlust von 7 Cent pro Aktie ausgewiesen. Das war im Vergleich zum Vorjahresquartal, als das Unternehmen ein Minus von 80 Cent pro Aktie meldete, eine deutliche Verbesserung.
- Die durchschnittliche Erwartung für das Quartal lag laut der Nachrichtenagentur Reuters bei einem Verlust von sogar 31 Cent pro Aktie
- Bereits im 2. Quartal hatte FREYR Battery die Prognosen geschlagen, waren lediglich -0,18 statt der prognostizierten -0,26 Dollar aufgelaufen
Unter dem Strich lag der Verlust in Q3/23 laut Mitteilung bei 9,79 Millionen US-Dollar, auch das eine enorme Reduzierung gegenüber dem Minus von 93,9 Millionen US-Dollar noch im Vorjahresquartal. Für das Gesamtjahr rechnet FREYR nun mit einem Fehlbetrag von insgesamt 129 Millionen Dollar. Keine große Überraschung für ein Start-up, das noch keinerlei Umsätze macht. Doch genau darin liegt das Problem.
FREYR steckt offenbar in akuten Geldnöten
Die eigentliche Dramatik des Quartalsberichts verbarg sich nämlich an anderer Stelle: Es wird wohl noch viel länger dauern, bis das so verheißungsvoll gestartete Start-up in die Serienproduktion seiner neu entwickelten Akkus einsteigen wird. Mehr noch: Es könnte im Zweifel überhaupt nicht dazu kommen. FREYR Battery steckt offenbar in akuten Geldnöten, Kostensenkungsmaßnahmen werden notwendig, Investitionen gekappt oder zurückgestellt.
FREYR habe beschlossen, „die Ausgaben für Giga Arctic im Jahr 2024 zu minimieren“, hieß es. „Das Batteriewerk in Norwegen galt als Prestigeobjekt und war für viele Beobachter ein Hoffnungsträger“, heißt es auf finanzen.net. Im Vorquartal hatte FREYR für das Vorhaben noch 100 Millionen Euro aus dem Innovationsfonds der Europäischen Union erhalten. Nun sollen Investitionen in die Fabrik eingedämmt werden, zugleich wolle das Start-up „die europäische Regierung um weiter Subventionen bitten“, so der Bericht. Ausgang: ungewiss!
Analysten mit surrealen Kurszielen
Für einige Analysten, die bar jeder Seriosität, zuletzt noch surreale Kursziele für FREYR aufgerufen hatten, ist das ebenfalls ein Offenbarungseid. BTIG hat nun reagiert und die Aktie aufgrund der Verzögerungen, die das Ausführungsrisiko erhöhten, von „Kaufen“ auf „Neutral“ herabgestuft, meldet Seeking Alpha. „Das Unternehmen zog außerdem sein Kursziel von 14 US-Dollar zurück.“ Ein neues aufzurufen traut sich das Finanzdienstleistungsunternehmen offenbar nicht.
Analyst Gregory Lewis sagte demnach, dass FREYR Battery in seiner jüngsten Telefonkonferenz bekannt gegeben habe, dass sich die vollständige Inbetriebnahme seiner CQP-Anlage verzögere, die für die Skalierung einer kommerziellen Batteriezelle erforderlich sei. „Die Verzögerung wirkt sich auf die Guss- und Einheitszellenmontageanlagen aus, deren Vollbetrieb nun für 2024 geplant ist“, so Lewis.
Projekt „Giga Arctic“ wird auf Eis gelegt
Dazu werde der Ausbau von Giga Arctic wegen fehlender Finanzierung durch Norwegen und die EU auf Eis gelegt. „Fazit: Der langsame Produktionsanstieg des CQP vor dem Hintergrund der Unsicherheit über den Zeitpunkt der Finanzierung der Projekte „Giga Arctic“ und „Giga America“ (beide hatten Starttermine im Jahr 2025 angestrebt) führt zu unserer Herabstufung auf Neutral“, schrieb Lewis.
Und so hat sich das durchschnittliche Kursziel laut marketscreener.com nach der Hiobsbotschaft vom späten Donnerstag mittlerweile deutlich nach unten bewegt. Lag dieses zuletzt noch bei 11,57 US-Dollar, werden von den derzeit acht Analysten, die das Start-up beobachten, jetzt noch 8,98 Dollar erwartet. Doch auch darin steckt, vorsichtig ausgedrückt, jede Menge Phantasie.
- Die FREYR-Aktie müsste sich hierfür um rund 410 Prozent steigern
- Das wäre tatsächlich mehr als eine Verfünffachung des Preises
FREYR-Aktie ist schlicht ein Zock
Dass dieses Szenario Wirklichkeit wird, ist wohl weniger wahrscheinlich als die Zahlungsunfähigkeit des Unternehmens. Den Kurssprung vom Montag als Zeichen der Hoffnung zu sehen, wäre völlig abwegig. Es ist schlicht die Zeit der Zocker, die bei einem vermeintlich niedrigen Einstiegskurs eine riskante Wette mit ungewissem Ausgang eingehen. Wer vor einem Jahr ähnlich agierte, hatte aufs falsche Pferd gesetzt: Die FREYR-Aktie verlor seitdem rund 90 Prozent an Wert.
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