Freenet: Was für eine Dividenden-Maschine!

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

wenn Sie auf der Suche nach den Top-Dividendentiteln am deutschen Aktienmarkt sind, werden Sie sicherlich relativ schnell auf die Aktie von freenet stoßen. Schließlich überzeugt der größte netzunabhängige Mobilfunkanbieter Deutschlands seit Jahren mit hohen Dividendenrenditen und einem starken Cashflow seine Aktionäre. Doch diese Bilanz wurde im letzten Jahr jäh unterbrochen, als die Ausschüttungspolitik plötzlich deutlich wackelte. War dies nur ein Corona bedingter Ausrutscher oder müssen Aktionäre in Zukunft immer wieder mit solchen Fehltritten in der ansonsten so konstant hohen Dividendenpolitik bei freenet rechnen?

Hohe Dividenden sind Firmenpolitik

Traditionell können sich die Aktionäre bei freenet auf hohe Ausschüttungsquoten verlassen. So strebt das Unternehmen eine konstante Ausschüttung von 80 Prozent des Free Cashflows an. Im Geschäftsjahr 2020 betrug dieser freie Geldmittelzufluss 237,3 Millionen Euro, bei einem EBITDA von 425,9 Millionen Euro. Setzen wir diese beiden Zahlen zueinander in Relation, so wird die hohe Conversation Rate von EBITDA zu Cashflow deutlich. Auch eine positive Eigenschaft, welche freenet seit Jahren auszeichnet.

Somit konnte freenet an seine Aktionäre eine stetig steigende Dividende pro Aktie ausschütten. Lag der Betrag 2009 noch bei überschaubaren 0,20 Euro pro Aktie, erreichte er für das Geschäftsjahr 2018 einen Rekordstand von 1,65 Euro pro Anteilsschein. Doch für das folgende Jahr zog das Management die Reißleine und schlug lediglich die Auszahlung einer Mindestdividende von 0,04 Euro pro Aktie vor. Grund dafür war nahezu einzig und allein die Corona Situation, denn im Frühjahr 2020 konnte kaum einer verlässlich abschätzen, welche Auswirkungen die Pandemie auf die finanzielle Situation des Unternehmens mit Sitz in Büdelsdorf haben würde.

Einzig und allein dieser Schritt der Vorsicht ist der Grund für den Knick in der Dividendenhistorie von freenet. Denn schon in diesem Jahr wurde wieder ein Betrag von 1,50 Euro pro Aktie zuzüglich 0,15 Euro Sonderdividende ausgeschüttet. Dies entsprach zum Auszahlungstag einer Dividendenrendite von stolzen 7,5 Prozent. Damit gehört freenet zur Creme de la Creme der deutschen Dividendenaktien. Zumal auch die finanzielle Situation des Unternehmens sich seit November letzten Jahres deutlich verbessert hat.

Erfolgreicher Schuldenabbau

Das Unternehmen erhielt aus dem Verkauf des Sunrise-Aktienpakets an den US-Kabelanbieter Liberty Global rund 1,2 Milliarden Schweizer Franken und konnte somit ein Bankdarlehn von 610 Millionen Euro problemlos vorzeitig zurückzahlen. Gleichzeitig fiel der Verschuldungsgrad von freenet auf das rund 1,7-fache des EBIDA, ein absolut akzeptabler Wert. Damit steht das Unternehmen finanziell auf sehr soliden Füßen, was die Sicherheit der Dividende für die nächsten Geschäftsjahre garantieren sollte.

Dividende steuerfrei kassieren

Apropos Dividende, hier hat freenet noch eine steuerliche Besonderheit aufzuweisen. Die Dividende der freenet AG wird aus dem sogenannten steuerlichen Einlagekonto geleistet. D.h. Sie als Aktionär bekommen die Auszahlung ohne Abzug von Kapitalertragsteuer und Solidaritätszuschlag auf Ihr Konto, quasi brutto für netto! Erst wenn der Anleger seine Aktien in der Zukunft verkaufen würde, käme es zu einer Nachversteuerung der Dividenden. Lohnt es sich daher also, die Aktien von freenet einfach liegen zu lassen, frei nach dem alten Kostolany Motto: „Aktien kaufen und schlafen legen“?

freenet ein Langfrist-Investment?

Nun, die Freenet Aktie ist durchaus ein Titel, wo der Aktionär so eine Vorgehensweise in Betracht ziehen könnte. Denn aktuell spricht nichts gegen den weiteren Erfolg des Geschäftsmodells. Auf der einen Seite läuft das Geschäft als netzunabhängiger Mobilfunkanbieter sehr solide. Mit zuletzt 8,6 Millionen gemeldeten Abonnenten verfügt das Unternehmen über ein stabiles und profitables Kerngeschäft. Das kleinere Segment TV und Medien ist auf deutlichem Wachstumskurs, hier wurde im ersten Quartal 2021 ein Zuwachs des Kundenbestandes um 35,2 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal erreicht.

Unter diesem Hintergrund kann es also durchaus Sinn machen, die Aktie als Langfristinvestment im eigenen Depot einzustufen. Natürlich sollte heutzutage kein Aktionär nach der erwähnten Kostolany Methode verfahren. Denn wir befinden uns in einer schnelllebigen Zeit, Geschäftsmodelle, die heute gut funktionieren, können schon in naher Zukunft wackeln, Rahmenbedingen sich drastisch verändern oder neue Konkurrenten auftauchen. Deshalb empfehle ich auch jedem Aktionär, welcher eher langfristig orientiert ist, lesen Sie sich zumindest die Quartalsberichte des Unternehmens durch, um einen Eindruck zu bekommen, wie die Geschäfte Ihres Investments laufen. Nur so können Sie vermeiden, dass Sie zu lange an einer Aktie festhalten, obwohl die Ergebnisse das nicht mehr rechtfertigen.

Offenlegung gemäß §34b WpHG wegen möglicher Interessenkonflikte: Der Autor ist in den besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten derzeit investiert.

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