Die Weltwirtschaft ist in diesem Jahr deutlich ins Wanken geraten. Galoppierende Inflationsraten – in Deutschland lag die Teuerungsrate im September erstmals seit dem Ende des 2. Weltkrieges bei 10 Prozent – und die falkenhafte Haltung der Notenbanken schüren Ängste vor einer globalen Rezession. Dazu kommen gestörte Lieferketten, Covid-Ausbrüche in China und die durch den Ukraine-Krieg hervorgerufene Energiekrise. All diese Faktoren lassen für die weitere Konjunkturlage nichts Gutes erahnen. Dementsprechend schlecht ist die Stimmung bei Verbrauchern und Unternehmen.
Jeremy Grantham hat einen Crash vorausgesagt
Jeremy Grantham, Gründer des Bostoner Vermögensverwalters GMO, hat in der Vergangenheit schon so manchen Crash korrekt vorausgesagt. In den späten 1980er-Jahren warnte er zutreffend vor Blasen in Japan und sagte auch den Crash an den Tech-Märkten zur Jahrtausendwende voraus. Auch im Vorfeld der Finanzkrise 2008 bewies Grantham das richtige Gespür und warnte vor einer Blase am US-Häusermarkt.
Anfang dieses Jahres prognostizierte Grantham, dass die großen amerikanischen Benchmark-Aktien vor einer Korrektur um fast 50 Prozent stünden. Der S&P 500 hat von Januar bis Juni mit einem Kursrückgang um 20,58 Prozent die schlechteste Performance in einem ersten Halbjahr seit 1970 verzeichnet. Im Nasdaq 100 beliefen sich die Abschläge sogar auf fast 30 Prozent, während der Leitindex Dow Jones das Minus auf etwas mehr als 15 Prozent begrenzen konnte.
Dow Jones gleitet in einen Bärenmarkt ab
In der Zwischenzeit befindet sich aber auch der Blue-Chip-Index Dow Jones nach der am Markt verbreiteten Definition in einem Bärenmarkt. Hiernach setzt ein Bärenmarkt ein, sobald eine Aktie oder ein Index mehr als 20 Prozent unterhalb des letzten Höchststandes notieren. Beim Dow wurde dieser Zustand erstmals Ende September erreicht.
Aktuell drohen S&P 500 und Nasdaq 100 unter die Tiefstände von Anfang Juni und Ende September zu rutschen, der Dow hat das Juni-Tief inzwischen auf nachhaltiger Basis unterschritten. Tun es ihm S&P 500 und Nasdaq 100 gleich, wäre dies für den Rest des Jahres freilich kein gutes Zeichen. Dann könnte der Bärenmarkt auch im Herbst und bis in den Winter Bestand haben.
Laut Grantham könnten schwache Firmenbilanzen und sinkende Gewinnmargen Katalysatoren für weiter nachgebende Kurse sein. „Ich gehe jede Wette ein, dass wir es wirtschaftlich und finanziell ziemlich schwer haben werden, bevor das System durchgespült ist“, betont Grantham. „Was ich nicht weiß, ist: Werden die Dinge außer Kontrolle geraten wie in den 1930er Jahren, wird es sich in Grenzen halten wie im Jahr 2000 oder irgendwo in der Mitte liegen?“
Stimmung unter Fondsmanagern auf dem Tiefpunkt
Auch für Aktienfonds, Rentenfonds und Mischfonds könnte es somit ungemütlich bleiben. Eine von der Bank of America zwischen dem 2. und dem 8. September durchgeführte Studie hat ergeben, dass sich die Stimmung unter den globalen Fondsmanagern immer weiter eintrübt. Im August erhöhte sich die durchschnittliche Kassaquote der von ihnen verwalteten Fonds von 5,7 auf 6,1 Prozent. Seit Beginn der Erhebungen gab es lediglich im Zuge der Terroranschläge vom 11. September 2001 einen höheren Wert.
Während die Bargeldquoten auf einem historisch hohen Niveau liegen, sind die Aktienquoten auf einem historisch niedrigen Niveau. Die Zahl der Anleger, die von einer Rezession ausgehen, ist auf den höchsten Stand seit Mai 2020 gestiegen. Demnach rechnen inzwischen netto 92 Prozent der Umfrageteilnehmer damit, dass die Unternehmensgewinne im nächsten Jahr sinken werden.
Liegt in der schlechten Stimmung die große Chance?
Wenn selbst die Profi-Fondsmanager verzweifeln, sind dies natürlich keine guten Voraussetzungen, dass es kurzfristig zu einer Trendwende kommt. Allerdings könnte auch genau darin die große Chance liegen. Wenn die Stimmung bereits im Keller ist, wird es zunehmend schwierig, Marktteilnehmer negativ zu überraschen. Schließlich ist mittlerweile schon so viel negatives Momentum in den Kursen eingepreist.
Viele Anleger haben ihre Anteile bereits verkauft und warten mit einer Menge Cash an der Seitenlinie, um vom wieder anziehenden Gesamtmarkt zu profitieren. Daher könnten schon kleinere positive Nachrichten und entsprechende Signale der Fed, den aggressiven Straffungskurs zu drosseln, genügen, um eine Kettenreaktion im Sinne steigender Kurse auszulösen. Ob wir allerdings noch eine Jahresendrallye erleben, ist angesichts der nun anstehenden Berichtssaison fraglich. Ganz anders könnten die Dinge jedoch nach der Jahreswende aussehen.
Langfristig streben die Märkte nach oben
Auch wenn es momentan düster aussieht, sollte man sich als Anleger von der schlechten Stimmung nicht infizieren lassen und Ruhe bewahren. Langfristig streben die Aktienmärkte nach oben und werden daher auch gewiss neue Höchststände erreichen. Schwache Phasen, wie wir sie derzeit erleben, hat es immer wieder gegeben. Wer im allgemeinen Verkaufsrausch die Nerven behält und zudem die günstigen Kurse für Nachkäufe nutzt, kann im nachfolgenden Bullenmarkt hohe Profite erzielen.
Aktienfonds unter der Lupe
Um Anreize zu liefern, sei auf die langfristige Performance einiger ausgewählter Aktienfonds hingewiesen. Der M&G Global Themes Fonds startete unter dem Namen M&G Global Basics einst als rohstoff-lastiger Fonds und investiert inzwischen entlang der vier Bereiche Infrastruktur, Demografie, Umwelt und Innovation. Zu seinen größten Einzelpositionen zählen Alphabet, Prairiesky Royalty, Franco Nevada und Microsoft. Die laufenden Kosten des Fonds betragen 1,86 % p.a.. Auf Sicht von 20 Jahren (Zeitraum 01.10.2002 bis 30.09.2024) wurde eine Rendite von 467,7 Prozent erzielt.
Eine ähnlich gute Performance (454,4 Prozent) erreicht der Gottlieb Daimler Aktienfonds DWS, der sich je zur Hälfte am Stoxx Europe 600 und am MSCI World Index orientiert. Damit ist der Fonds weniger US-lastig investiert als klassische globale Aktienfonds. Am höchsten gewichtet sind derzeit Positionen von Roche, Nestlé und BHP Group. Die US-Quote liegt bei rund 42 Prozent. Zudem punktet der Fonds mit geringen laufenden Kosten von 0,53 % p.a.
Ein weiterer interessanter Fonds ist der UniGlobal von Union Investment. Er gilt als Klassiker unter den weltweiten Aktienfonds. Der Fokus liegt auf stabilen Geschäftsmodellen und soliden Bilanzen. Derzeit gehören ExxonMobil, JPMorgan Chase und Apple zu den Top-Ten-Holdings. Der Fonds erreicht eine 20-Jahres-Performance von 436,6 Prozent und hat laufende Kosten von 1,45 % p.a..
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