Sehr geehrter Herr Rodriguez, die FinLab AG versteht sich als sogenannter Inkubator. Zuletzt konnten Sie die Aufmerksamkeit der Börsianer unter anderem auch durch Ihre Investments im Krypto-Bereich auf sich ziehen. Aber stellen Sie doch vielleicht Ihr Unternehmen mal selbst kurz vor!
Antwort von Juan Rodriguez: Sehr gerne. Zunächst einmal verstehen wir uns als börsennotierten Company Builder und Investor im FinTech/Blockchain-Bereich. Wir haben in 2015 angefangen in FinTech-Startups zu investieren. Dabei sind wir sehr selektiv vorgegangen und tun dies auch weiterhin, so dass es nur zwei bis drei Deals pro Jahr von uns gibt.
Dies liegt sicherlich auch daran, dass wir uns sehr frühzeitig (Seed-Phase) an Startups beteiligen und uns anschließend, Stichwort: Inkubator, eben auch sehr intensiv um die Unternehmen, an denen wir uns beteiligt haben, kümmern. Trotzdem sind so im Laufe der Zeit schon zehn Beteiligungen aufgebaut worden. Unsere ersten drei Beteiligungen waren im Jahr 2015 die Beteiligungen an Kapilendo, nextmarkets und Deposit Solutions, die wir allesamt bis heute halten.
Neben unserer Tätigkeit als Investor managen wir jedoch auch, quasi als Asset Manager, weitere Portfolios. So sind wir beispielsweise als Asset Manager für die Heliad Equity Partners, für die Patriarch Multi-Manager sowie für den EOS Venture Fund zuständig. Alles in allem sind das rund 600 Mio. Euro an Assets Under Management (AUM), die wir verwalten.
Da wir für diese Tätigkeit Geld in Form von Gebühren (Management wie auch Performance Fees) erhalten, ist die FinLab AG stets vom Beginn eines Geschäftsjahres an profitabel. Diese Einnahmen decken unsere kompletten Kosten ab und das darüber hinaus verdiente Geld können wir reinvestieren.
Ich habe ja eingangs bereits erwähnt, dass Sie sich auch in der Krypto-Szene durch entsprechende Investments einen Namen gemacht haben. Können Sie dazu etwas sagen?
Antwort von Juan Rodriguez: Ja, gerne. Als sich 2017 das Thema Kryptowährungen öffnete, haben wir dort in zwei Startups investiert, nämlich in die Bitcoin-Gold-Tauschbörse Vaultoro sowie in Iconic Lab. Dadurch sind wir in diesem Bereich tiefer eingestiegen und kamen über unser Netzwerk mit Brendan Blumer, CEO und Gründer von Block.one, dem Entwickler der Blockchain Software EOS.IO und Initiator des EOS Token, in Kontakt.
Im Sommer 2018 haben wir daher zusammen mit Block.one, der Company hinter EOS, den EOS Venture Fund ins Leben gerufen. Der Fonds hat eine Größe von 100 Mio. US-Dollar und ist zwischenzeitlich bereits an sechs Startups, die DApps auf Basis der EOS-Blockchain entwickelt haben, investiert. In zwei bis drei Jahren soll dann der komplette Fond in entsprechende Startups investiert sein.
Eine Frage dazu: 2017 war ja das Jahr des „Krypto Hypes“, 2018 folgte dann der große „Krypto Crash“. Jetzt haben Sie zwar bereits 2017 damit begonnen, sich mit Investments in die Krypto-Szene zu befassen. Die meisten Beteiligungen wurden jedoch erst 2018 eingegangen. Hatten Sie insofern nicht ein wenig Glück, dass Sie so die entsprechenden Beteiligungen günstiger erwerben konnten?
Antwort von Juan Rodriguez: Das kann man in der Tat so sehen, denn in 2018 sind die Bewertungen doch allesamt deutlich zurückgekommen. Insofern konnten wir uns insbesondere über den Zusammenbruch des ICO-Marktes freuen. Da der Einkauf natürlich immer auch im Gewinn liegt, hoffen wir nun, dass wir auf die richtigen Pferde gesetzt haben.
Wir sind dabei aber ziemlich guter Dinge. Allerdings wird, das gehört einfach zu unserem Geschäft, auch das ein oder andere Startup scheitern. Wir freuen uns jedoch sehr, dass wir vor großen Unternehmen wie der Commerzbank, der Deutschen Bank oder der Deutschen Börse tätig werden konnten, die gerade damit beginnen, ihre Blockchain Hubs aufzubauen.
Wenn Sie mal ein wenig in die Zukunft schauen: Planen Sie sich dann mehr auf die Blockchain und damit die Krypto-Szene zu fokussieren oder bleibt das nur ein Teil neben dem klassischen Geschäft?
Antwort von Juan Rodriguez: Prinzipiell werden wir unser Kerngeschäft, besonders auch das Asset Management, weiter führen und versuchen dort immer höhere Erträge zu generieren. Ferner werden wir auch weitere Investments im FinTech-Sektor tätigen, wobei unsere Kapazitäten mit zehn bis zwölf Beteiligungen langsam erschöpft sind. Daher liegt unser Fokus kurzfristig hier mehr auf der Entwicklung der bereits eingegangenen denn im Aufbau neuer Beteiligungen.
Was den EOS Venture Fund betrifft, haben wir hier natürlich noch eine Menge Geld, dass wir in den kommenden zwei bis drei Jahren komplett investieren möchten. Insofern werden wir da auf Sicht von zwei bis drei Jahren sicherlich noch 15 bis 20 Portfolio Companies hinzu gewinnen. Insofern könnte es vielleicht für Außenstehende so wirken, als ob wir uns mehr auf die Themen Blockchain/Krypto fokussieren wollen. Dies ist aber nicht der Fall.
Was einen längerfristigen Ausblick angeht, so ist das schwierig. Wir wollen aber in jedem Fall Geld verdienen und keines verbrennen. Lassen Sie mich in diesem Zusammenhang vielleicht kurz nochmal auf unsere Beteiligung an Deposit Solutions eingehen. Dort haben wir uns 2015 mit 12,5% beteiligt, inzwischen halten wir – nach mehreren Finanzierungsrunden und einem Teilexit in Höhe von 11,5 Mio. USD – noch ca. 8%.
Auf Basis der letzten Finanzierungsrunde vom August 2018 wird der Wert des Unternehmens inzwischen auf 500 Mio. USD beziffert. Somit ist allein diese Beteiligung aktuell 40 Mio. USD wert. Wir denken, dass in den kommenden 24 Monaten einige Exits realisiert werden können, die dann auch die Werthaltigkeit unseres Portfolios nochmals unterstreichen dürften.
Wenn man sich anschaut, dass unsere Aktie aktuell zwischen 12,50 und 13,50 Euro notiert, der Net Asset Value (NAV) aber bei über 20,00 Euro liegt, sehe ich hier durchaus ein erhebliches Kurspotenzial. Zumal sich die Aktie langfristig, trotz der Kursrücksetzer in den letzten Jahren, ja sehr gut entwickelt hat.
Herr Rodriguez, ich bedanke mich für das nette Gespräch und wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg!