Liebe Leserin, Lieber Leser,
Evotec hat eine sehr problematische Zeit hinter sich. Im vergangenen Jahr geriet der Konzern nach einem Hacker-Angriff schwer in die Bredouille. In der Folge konnten Finanzberichte nicht fristgerecht geliefert werden und die Börse kennt seit dem Wirecard-Skandal bei solchen Themen kein Pardon mehr. Die Aktie musste sich aus dem MDAX verabschieden, fand dort aber weiterhin keine Ruhe.
Im laufenden Jahr stand Evotec vor allem unter dem Eindruck von nicht rechtzeitig gemeldeten Insider-Trades des ehemaligen Vorstandschefs Werner Lanthaler, der in der Folge nach rund 15 Jahren seinen Posten aufgab. Die Aktie stürzte zeitweise bis auf nur noch etwas mehr als fünf Euro zurück. Ende 2023 notierte der Titel noch bei mehr als 20 Euro. Die enormen Abwertungen haben den Konzern nun endgültig zu einem Übernahmekandidaten gemacht.
Es wird ernst bei Evotec
Gemunkelt wurde darüber an den Märkten schon seit Längerem. Nun hat der US-Konzern Halozyme Therapeutics Nägel mit Köpfen gemacht. Recht überraschend und anscheinend ohne vorherige Gespräche mit der Konzernleitung wurde in der Nacht zu Freitag ein Übernahmeangebot vorgelegt. Zwei Milliarden Euro oder elf Euro je Anteilsschein liegen dafür auf dem Tisch. Für langjährige Investoren wäre es noch immer eine Enttäuschung. Möglicherweise ist das letzte Wort aber noch nicht gesprochen.
Wie im „Handelsblatt“ zu lesen ist, gibt es noch manchen Finanzinvestor, der sich ebenfalls für eine Übernahme erwärmen könnte. Bereits im Oktober sicherte sich der Finanzinvestor Triton 9,99 Prozent der ausstehenden Anteilsscheine. Die Nachrichtenagentur „Bloomberg“ will in Erfahrung gebracht haben, dass dort momentan ebenfalls ein Übernahmeangebot vorbereitet wird. Insider berichten zudem, dass es noch weitere Interessenten geben könnte.
Zündet jetzt der Turbo bei der Evotec-Aktie?
Ein möglicher Bieterkrieg wäre für die Anteilseigner ein sehr hübsches Szenario. Im besten Fall wird der Kaufpreis und damit auch der Aktienkurs immer weiter in die Höhe getrieben. Am Freitag reagierte die Evotec-Aktie bereits auf das Angebot von Halozyme. Es ging um 21,3 Prozent bis auf 10,47 Euro in die Höhe. Kurse im zweistelligen Bereich gab es seit dem Frühjahr nicht mehr zu sehen.
Evotec Aktie Chart
Allerdings bleibt offen, ob es von hier aus tatsächlich noch weiter in die Höhe gehen könnte. Das Management von Evotec reagiert bisher eher verhalten auf die Übernahmeambitionen. Das Angebot soll nun analysiert werden, bevor über weitere Schritte entschieden wird. Enthusiasmus sieht freilich anders aus. Es ließe sich aber auch darüber spekulieren, dass die Zurückhaltung gerade mit Blick auf mögliche weitere Angebote sehr bewusst entsteht.
Eine einmalige Gelegenheit
Das Interesse an Evotec kommt nicht von Ungefähr. Das Unternehmen hat sich in den letzten Jahren zu einem der größten und wichtigsten Playern in der europäischen Biotech-Branche gemausert. Interessante Chancen bietet sowohl die eigene Pipeline als auch das lukrative Geschäft als Auftragsforscher. Zumindest in der Vergangenheit freuten sich Anleger mit schöner Regelmäßigkeit über Meldungen zu Meilensteinzahlungen in Millionenhöhe. Mit einer Übernahme könnte sich ein Konzern wie Halozyme Zugriff auf das Knowhow von Evotec zu potenziell geringeren Kosten sichern und gleichzeitig der Konkurrenz ein Schnippchen schlagen.
Die Gelegenheit für einen Kauf könnte einmalig sein. Bisher warteten viele Marktakteure den Verfall der vergangenen Monate und die Krise bei Evotec wohl noch ab. Nachdem die Kurse Mitte Oktober in eine dezente Erholung übergingen, scheint der Tiefpunkt nun überwunden zu sein. Vor diesem Hintergrund passt es, dass Übernahmeambitionen genau jetzt konkreter werden.
Eine riskante Angelegenheit
Die jüngsten Entwicklungen sorgen für allerlei frische Fantasien an der Börse und im besten Fall könnte die Evotec-Aktie von hier aus noch so manchen Kurssprung erleben. Investments vor diesem Hintergrund sind aber zweifelsohne eine spekulative und damit riskante Angelegenheit. Das gilt insbesondere, sollten die Kurse demnächst noch über tatsächlich vorliegende Übernahmeangebote hinausgehen.
Offen bleibt auch, ob sich alle Investoren auf eine Übernahme problemlos einlassen werden oder es aus dieser Richtung vielleicht zu Widerständen kommen könnte. Auf den ersten Blick scheint eine Übernahme ein bequemer und schneller Weg aus der Krise heraus zu sein. Das bedeutet aber noch nicht, dass auch alle Beteiligten diese Option bevorzugen würden.
Fazit des Tages: Jetzt wird spekuliert!
Entkoppelt hat die Evotec-Aktie sich spätestens jetzt von fundamentalen Entwicklungen. Selbst bei den Analysten stehen Übernahmefantasien im Vordergrund. Bereits reagiert auf das vorliegende Angebot hat Warburg Research, wo es bei einem Kursziel in Höhe von 14 Euro bleibt. Die Börsenprofis gehen also davon aus, dass der Kaufpreis noch ein gutes Stück nach oben getrieben werden könnte.
Doch auch die besten Analysten können über die weiteren Ereignisse rund um die Evotec-Aktie nur spekulieren. Zunächst ist eine abwartende Haltung zu raten, bis sich ein möglicher Übernahmekampf klarer abzeichnet. Sollten dabei aber zwei oder mehr Interessenten ihren Hut in den Ring werfen, so würde sich auch für Anleger eine seltene Gelegenheit ergeben. Wer jetzt schon einsteigt, sichert sich potenziell die größten Chancen, muss aber auch mit höheren Risiken leben. Abwägen darüber muss letzten Endes jeder für sich selbst. Sicher für den Moment ist wohl lediglich, dass es bei Evotec demnächst richtig spannend werden wird.
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