In den letzten zehn Jahren haben insbesondere ETFs ein rasantes Wachstum erlebt. Bedeutet dies im Umkehrschluss, dass der „normale“, aktiv gemanagte Investmentfonds ein Auslaufmodell ist? Wohl kaum. Vermögensverwalter wie Blackrock oder Vanguard, die beiden größten Anbieter auf dem Markt, bieten nach wie vor beide Fondstypen an. Aber es gibt wichtige Unterschiede, die sich darauf auswirken können, wie viel Geld man verdient und wie man es verdient.
Sowohl offene Investmentfonds als auch börsengehandelte Fonds halten Portfolios aus Aktien und/oder Anleihen und manchmal auch exotischeren Dingen wie Edelmetallen oder Rohstoffen. Sie müssen sich an die gleichen Regeln halten, was sie halten dürfen, wie viel sie in einem oder wenigen Titeln konzentrieren dürfen, wie viel Geld sie im Verhältnis zur Größe ihres Portfolios aufnehmen dürfen und vieles mehr.
Darüber hinaus trennen sich die Wege. Was sind die Unterschiede? Wie finden Sie heraus, welcher Fondstyp am besten zu Ihnen passt?
Was ist ein ETF?
Der Name „Exchange-Traded Funds“ (börsengehandelte Fonds) sagt es schon: ETFs werden wie normale Aktien an der Börse gehandelt. Sie können jederzeit während einer Börsensitzung kaufen und verkaufen – zu dem Preis, der sich aus den Marktbedingungen ergibt, und nicht nur am Ende des Tages zum Schlusskurs.
Und es gibt keine Mindesthaltedauer. Dies ist besonders wichtig bei ETFs, die internationale Vermögenswerte abbilden. Stellen Sie sich vor, Sie halten einen ETF, der den amerikanischen Dow Jones oder den NASDAQ-Index abbildet. Am Morgen deutscher Zeit hat sich die Marktsituation geändert. An den europäischen und asiatischen Börsen spiegelt sich dies bereits in den ETF-Kursen wider, während in den USA noch tiefe Nacht herrscht. Dadurch können ETFs neue Marktgegebenheiten schneller abbilden als Investmentfonds.
Ein weiterer wesentlicher Unterschied besteht darin, dass viele ETFs einen Index abbilden, d.h. sie versuchen, die Renditen und Kursbewegungen eines Index, z.B. des DAX, nachzubilden. Dazu stellen sie ein Portfolio zusammen, das den Bestandteilen des Index möglichst genau entspricht.
Hoher Grad an Automatisierung
Das passive Management ist nicht der einzige Grund, warum ETFs in der Regel günstiger sind. Indexnachbildende ETFs haben geringere Kosten als indexnachbildende Investmentfonds, und aktiv gemanagte ETFs sind günstiger als aktiv gemanagte Investmentfonds. Dafür gibt es konkrete Gründe.
Bei einem börsengehandelten Fonds haben die Fondsmanager viel weniger zu tun, da Käufer und Verkäufer miteinander handeln und so den Preis bestimmen. Die ETF-Anbieter wollen jedoch, dass der Preis des ETF (der durch den Handel während des Tages bestimmt wird) so nahe wie möglich am Nettoinventarwert des Index liegt. Um dies zu erreichen, passen sie das Angebot an Anteilen an, indem sie neue Anteile schaffen oder alte Anteile zurücknehmen. Ist der Preis zu hoch? Die ETF-Anbieter schaffen sofort ein größeres Angebot, um den Preis wieder zu senken. Das macht aber in der Regel kein Manager, sondern ein Computerprogramm. Das senkt natürlich die Kosten.
Zum Verständnis: Die meisten ETFs sind als Trusts oder Kommanditgesellschaften strukturiert und werden nicht direkt an einer Börse gehandelt. Stattdessen werden die Anteile des ETF an einer Börse gehandelt. Der ETF selbst gibt in der Regel nur dann neue Anteile aus, wenn Anleger in den Fonds investieren, um sicherzustellen, dass die Anzahl der ausgegebenen Anteile der Nachfrage entspricht.
Was ist ein Investmentfonds?
Normale Investmentfonds können – im Gegensatz zu ETFs – nicht an der Börse gehandelt werden. Daher überweisen Sie Ihr Geld entweder direkt oder über einen Broker an den Fondsmanager, um sich in den Fonds einzukaufen. Der Kaufpreis richtet sich nach dem Nettoinventarwert des Fonds (engl. Net Asset Value = NAV).
Der NAV wird in der Regel auf der Grundlage der aktuellen Marktpreise der im Fonds gehaltenen Wertpapiere ermittelt. Dazu gehören sowohl Wertpapiere als auch andere Vermögenswerte wie Barmittel, Derivate und sonstige Anlagen.
Die Verbindlichkeiten des Fonds umfassen in der Regel alle laufenden Kosten des Fonds wie z.B. Verwaltungs-, Rechts- und Buchhaltungskosten sowie Gebühren für die Verwahrung und Verwaltung des Fondsvermögens.
Die Anzahl der ausgegebenen Anteile des Fonds ergibt sich aus der Anzahl der verkauften Anteile abzüglich der zurückgenommenen Anteile. Der NAV wird in der Regel einmal täglich (nach Börsenschluss) berechnet und veröffentlicht, um den Anlegern eine aktuelle Bewertung ihrer Fondsanteile zu ermöglichen.
Wenn Sie Ihre Anteile verkaufen, läuft das gleiche Verfahren ab. Sie sollten sich jedoch nicht zu sehr beeilen. Einige Investmentfonds erheben eine Gebühr, manchmal in Höhe von 1 % des Anteilswerts, wenn Sie Ihre Anteile vorzeitig verkaufen. Die Mindesthaltefrist beträgt in der Regel mindestens 90 Tage ab Kauf.
Flexibler, aber teurer
Anlagefonds können Indizes nachbilden, die meisten werden jedoch aktiv verwaltet. In diesem Fall wählt das Fondsmanagement nur einzelne Titel aus dem Index aus, um den Index möglichst zu „schlagen“. Ziel ist es also, die Wertentwicklung des gesamten Index zu übertreffen. Allerdings müssen sich die Manager an ein Regelwerk halten, den so genannten Prospekt, der ihre Anlageentscheidungen regelt.
Im Gegensatz zu börsengehandelten Fonds können Investmentfonds ihr zugrundeliegendes Portfolio frei ändern, müssen aber ihre neuen Positionen und deren prozentualen Anteil am Portfolio veröffentlichen. ETFs hingegen handeln nur, wenn sich die Zusammensetzung eines Index ändert.
Dies ist jedoch mit zusätzlichen Kosten verbunden. Denn aktiv verwaltete Fonds müssen Geld für Analysten, Wirtschafts- und Branchenforschung, Unternehmensbesuche usw. ausgeben. Dadurch sind Investmentfonds für Anleger in der Regel teurer als ETFs.
Sowohl Investmentfonds als auch ETFs sind offene Fonds. Das bedeutet, dass die Anzahl der im Umlauf befindlichen Anteile je nach Angebot und Nachfrage nach oben oder unten angepasst werden kann. Wenn an einem bestimmten Tag mehr Geld in einen Investmentfonds fließt als aus ihm abfließt, müssen die Fondsmanager das Ungleichgewicht ausgleichen, indem sie das zusätzliche Geld an den Märkten anlegen. Kommt es zu einem Nettomittelabfluss, müssen sie einen Teil der Bestände verkaufen, wenn nicht genügend liquide Mittel im Portfolio vorhanden sind.
Zusammengefasst
Was sind also die wichtigsten Unterschiede zwischen ETFs und Investmentfonds?
- Eigentumsverhältnisse: Einer der Hauptunterschiede zwischen ETFs und Investmentfonds sind die Eigentumsverhältnisse. Im Gegensatz zu ETFs werden Investmentfonds nicht an einer Börse gehandelt, sondern von einer Investmentgesellschaft aufgelegt. Obwohl ETFs an einer Börse gehandelt werden, haben sie einen Preis, der den Wert der zugrunde liegenden Vermögenswerte des Fonds widerspiegelt. ETFs haben also einen „Preis“, der vom Markt bestimmt wird, während Investmentfonds einen „Nettoinventarwert“ (NAV) haben, der vom Fondsmanager festgelegt wird (nachdem er den tatsächlichen Wert der enthaltenen Wertpapiere überprüft hat).
- Handelsmerkmale: Sie können börsengehandelte Fonds wie Aktien im Laufe des Tages kaufen. Bei Investmentfonds kaufen Sie ebenfalls im Laufe eines Geschäftstages, zahlen aber für Ihre Anteile den am Vortag ermittelten Schlusskurs. Der Nettoinventarwert eines Investmentfonds ist der Preis, zu dem Sie die Anteile des Fonds kaufen oder verkaufen. Der Nettoinventarwert eines ETF basiert auf dem aktuellen Wert der zugrunde liegenden Vermögenswerte des Fonds.
- Fondsmanager: Ein weiterer wichtiger Unterschied zwischen ETFs und Investmentfonds ist die Rolle des Fondsmanagers. Der Fondsmanager eines ETFs achtet in der Regel nur darauf, dass die Zusammensetzung des ETFs z.B. der aktuellen Gewichtung und Ausstattung des abgebildeten Index entspricht. Ein Investmentfondsmanager hingegen kann seinen Investmentansatz (im Rahmen des Prospekts) häufiger ändern.
Vorteile von ETFs auf einen Blick
Niedrige Kosten
Die relativ einfache und kostengünstige Verwaltung von ETFs führt in der Regel zu deutlich niedrigeren Kostenquoten als bei Investmentfonds. Dies ist ein wichtiger Vorteil für langfristige Anleger, insbesondere wenn die Kosten über einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten betrachtet werden.
Die durchschnittliche Kostenquote von ETFs und aktiv verwalteten Investmentfonds kann je nach Region und Anlageklasse variieren. In den USA liegt die durchschnittliche Kostenquote für ETFs zwischen 0,19% und 0,25%, während die durchschnittliche Kostenquote für aktiv verwaltete Investmentfonds zwischen 0,5% und 0,75% liegt.
In Europa ist die durchschnittliche Kostenquote bei ETFs etwas höher und liegt zwischen 0,25% und 0,35%, während die durchschnittliche Kostenquote bei aktiv verwalteten Investmentfonds zwischen 1% und 1,5% liegt.
Liquidität
ETFs können jederzeit zum aktuellen Kurs gehandelt werden, während Investmentfonds nur zum Schlusskurs des Vortages gekauft oder verkauft werden können. Die Liquidität börsengehandelter Fonds kann für Anleger von Bedeutung sein, die ihre Bestände noch vor Tagesende verkaufen müssen. Außerdem gibt es bei ETFs keine Sperrfristen für den Verkauf von Anteilen.
Vorteile von Investmentfonds auf einen Blick
Anlagemöglichkeiten
Anlegerinnen und Anleger können aus einer breiten Palette von Investmentfonds wählen, darunter Fonds, die auf langfristiges Wachstum, kurzfristige Erträge und eine Vielzahl von Marktsegmenten ausgerichtet sind. Im Gegensatz dazu konzentrieren sich die meisten börsengehandelten Fonds auf ein bestimmtes Marktsegment, z.B. auf Aktien mit hoher Marktkapitalisierung.
Diversifizierung der Anlagen
Investmentfonds bieten in der Regel eine größere Diversifizierung als ETFs. Dies liegt daran, dass viele Aktien-ETFs eng auf ein bestimmtes Marktsegment ausgerichtet sind, während die meisten Investmentfonds ein Engagement in einer breiteren Palette von Anlageklassen (Aktien, Anleihen usw.) bieten.
Professionelles Management
Der Anlageverwalter eines Investmentfonds kann die Vermögenswerte des Fonds aktiv verwalten und versuchen, durch die Auswahl von Aktien eine bessere Wertentwicklung als der Markt zu erzielen. Da ETFs passiv verwaltet werden, sind sie beispielsweise von der Wertentwicklung eines bestimmten Index abhängig.
Welcher Fonds ist der richtige für mich?
Bei der Wahl zwischen ETFs und Investmentfonds sollten Anleger ihre langfristigen Ziele, ihren Zeithorizont und ihre Risikobereitschaft berücksichtigen. Wenn Sie bereit sind, ein gewisses Risiko einzugehen, können Sie in Investmentfonds investieren. Einzelne Fondsmanager haben in der Vergangenheit bewiesen, dass sie – zumindest über längere Zeiträume – den Markt übertreffen können. Aber auch das Gegenteil ist möglich. Wer das Risiko in seinem Portfolio reduzieren möchte, sollte in ETFs investieren.
Investmentfonds bieten zwar ein Maß an Diversifikation, das vielen ETFs fehlt. Ihre höheren Kosten können Sie jedoch dazu zwingen, Anteile zu einem ungünstigen Zeitpunkt zu verkaufen, um Ihre Anlageziele zu erreichen. Wenn Sie langfristig investieren möchten, bieten sowohl Investmentfonds als auch börsengehandelte Fonds kostengünstige und diversifizierte Möglichkeiten zum Aufbau eines Notgroschens. Wenn Sie Ihr Portfolio jedoch häufig umschichten möchten, sind börsengehandelte Fonds möglicherweise die bessere Wahl.