Liebe Leserinnen und Leser,
wir befinden uns inmitten eines wirtschaftspolitischen Experiments von historischem Ausmaß. Der „Tariffs Tuesday“ liegt hinter uns – ein Tag, der nicht nur einen Namen bekam, sondern an dem die USA tatsächlich 25% Zölle auf Importe aus Kanada und Mexiko sowie eine Erhöhung der China-Zölle um 20% verhängt haben. Die Märkte reagierten mit beunruhigender Volatilität. Und das stellt eine Frage in den Fokus: Ist der sogenannte „Trump-Put“ noch in Kraft – oder erleben wir gerade, wie ein jahrelanger Börsenmythos zerbricht?
Ein böses Erwachen?
Donald Trump hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er den Aktienmarkt als eine Art persönliches Barometer für den Erfolg seiner Politik sieht. Diese Annahme – in Anlehnung an den berühmten „Greenspan Put“ als „Trump Put“ bezeichnet – wird nun ernsthaft auf die Probe gestellt. Die Idee der „Trump-Put“ basiert auf der Annahme, dass der frühere und womöglich zukünftige US-Präsident wirtschaftspolitische Maßnahmen stets so gestaltet, dass sie den Aktienkursen zugutekommen – oder bei Kurseinbrüchen zumindest schnell gegengesteuert wird.
Doch die neuen Strafzölle auf Kanada, Mexiko und China lassen Zweifel an diesem Narrativ aufkommen. Die USA haben eine 25%-Tarifhürde gegen ihre direkten Nachbarn errichtet und die Abgaben auf chinesische Waren um 20 % erhöht. Besonders brisant: Die Finanzmärkte haben darauf nicht so reagiert, wie man es erwarten würde. Statt einer Flucht in den US-Dollar erlebte der Greenback einen unerwarteten Rückschlag.
Historisch gesehen war der Dollar immer eine Art „Sicherer Hafen“ – selbst in Zeiten, in denen die Krise von den USA selbst ausging. Ein Beispiel ist das Jahr 2011, als Standard & Poor’s das US-Staatsrating herabstufte, Investoren aber trotzdem in den Dollar flohen. Doch jetzt zeigt sich ein anderes Bild: Die Euro-Stärke und der Dollar-Schwäche signalisieren, dass Investoren sich offenbar nicht mehr so sicher sind, ob die USA langfristig als Stabilitätsanker taugen.
Eine chaotische Wirtschaftspolitik schlägt durch
Während die Finanzmärkte ihre Unsicherheit zeigen, wurden auch die Erwartungen an die Federal Reserve neu justiert. Plötzlich preist der Markt mit steigender Wahrscheinlichkeit Zinssenkungen ein – ein Widerspruch zu den inflationstreibenden Effekten der neuen Zölle. Dass sich die Fed dieser neuen Marktstimmung tatsächlich anpassen wird, ist jedoch fraglich.
Doch das größte Rätsel bleibt: Warum setzt Trump diese Zölle überhaupt durch? Die Märkte hatten angenommen, dass er wirtschaftsfreundlich handeln würde. Doch entweder hat sich diese Annahme als Trugschluss erwiesen – oder der Präsident pokert hoch und wird am Ende einknicken. Sollte letzteres eintreten und die Zölle wieder gelockert werden, wäre das ein Indiz dafür, dass die „Trump-Put“-Strategie weiterhin gilt. Falls nicht, dann müssen sich Investoren wohl auf eine neue Realität einstellen.
Bitcoin: Die neue US-Reserve – oder ein Rohrkrepierer?
Nicht nur in der klassischen Finanzwelt sorgt Trump für Verwirrung. Auch die Krypto-Märkte erlebten ein auf und ab, nachdem der Präsident angekündigt hatte, eine „strategische Krypto-Reserve“ aufzubauen. Kurzzeitig erlebte Bitcoin einen Kurssprung – nur um wenige Stunden später wieder massiv abzustürzen.
Hier stellt sich eine zentrale Frage: Ist Trumps Pro-Krypto-Haltung wirklich ein fundamentaler Wendepunkt oder nur politisches Getöse? Immerhin hat Bitcoin seit seiner Amtsübernahme bereits über 22 % an Wert verloren, und viele Krypto-Anleger werden zunehmend skeptischer, ob die versprochenen Lockerungen bei der Regulierung wirklich kommen.
Interessant ist, dass selbst unter Krypto-Enthusiasten Uneinigkeit darüber herrscht, was eine staatlich gestützte Reserve eigentlich bedeuten würde. Während einige Investoren hoffen, dass dies Bitcoin stabilisieren könnte, befürchten andere eine zu große politische Einflussnahme. Zudem ist fraglich, welche Kryptowährungen neben Bitcoin in diese Reserve aufgenommen werden sollen. Besonders umstritten sind Altcoins wie ADA oder XRP, die Trump offenbar ebenfalls berücksichtigen will.
Das Paradoxe: Während Bitcoin-Anleger eigentlich ein Asset wollten, das unabhängig von staatlichen Einflüssen ist, spekulieren sie nun darauf, dass genau dieser Staat eine Sicherheitslinie für sie zieht.
US-Markt so konzentriert wie seit über 90 Jahren nicht mehr
Ein weiteres bemerkenswertes Detail dieser Woche kam von einer Analyse des Dimson, Marsh und Staunton Global Investment Returns Yearbook. Dieses Datenwerk untersucht langfristige Trends an den Kapitalmärkten und zeigt eine historische Besonderheit auf: Die Marktkonzentration in den USA ist auf dem höchsten Stand seit über 90 Jahren.
Die zehn größten Unternehmen machen heute einen größeren Anteil der US-Marktkapitalisierung aus als je zuvor – abgesehen von der Ära vor den Antitrust-Maßnahmen unter Theodore Roosevelt. Die sogenannte „Magnificent Seven“ (Apple, Microsoft, Google, Amazon, Nvidia, Meta und Tesla) dominieren die Märkte in einer Weise, wie es historisch fast nur mit den Industriegiganten um 1900 vergleichbar ist.
Dies wirft eine Frage auf: Steht uns eine neue Welle an regulatorischen Maßnahmen bevor, um diese Konzentration aufzubrechen? Während es in den 1930er Jahren eine entschlossene Zerschlagung monopolistischer Strukturen gab, scheint die Politik heute eher vorsichtig, solche Schritte zu gehen.
Ein Umdenken bei Anleihen und Aktien?
Langfristige Marktdaten zeigen zudem, dass das Zusammenspiel zwischen Anleihen und Aktien möglicherweise in eine neue Phase eintritt. In den letzten zwei Jahrzehnten galten Anleihen als Absicherung gegen schlechte Börsenphasen – wenn Aktien fielen, stiegen Bonds und umgekehrt. Diese negative Korrelation war jedoch ein historischer Ausreißer.
Über weite Teile des 20. Jahrhunderts hinweg bewegten sich Aktien und Anleihen oft im Gleichklang, besonders in Phasen steigender Inflation. Nun scheinen wir zu dieser Korrelation zurückzukehren: Während Inflationserwartungen steigen, bewegen sich sowohl Anleihen als auch Aktien teilweise synchron – eine Entwicklung, die für Portfoliomanager fundamentale Konsequenzen haben könnte.
Was bedeutet das für Anleger?
Die kommenden Wochen könnten zu einem entscheidenden Stresstest für viele der bisherigen Marktannahmen werden. Falls Trump die Strafzölle tatsächlich beibehält, wäre das ein massiver Einschnitt in das Selbstverständnis der Wall Street, dass die Politik sich den Kursverläufen unterordnet. Ebenso bleibt die Frage, ob Bitcoin tatsächlich zu einem „sicheren Hafen“ avanciert oder ob es sich um eine Spekulationsblase handelt, die zunehmend an Vertrauen verliert.
Und nicht zuletzt stellt sich die Frage, wie lange die außergewöhnliche Marktkonzentration der Tech-Giganten noch ohne regulatorische Eingriffe bestehen bleibt. Für Investoren heißt es nun, den Blick auf langfristige Entwicklungen zu schärfen und nicht nur kurzfristige Kursreaktionen zu verfolgen. Vielleicht ist es gerade jetzt an der Zeit, sich stärker mit alternativen Investments und einer breiteren Diversifikation auseinanderzusetzen.
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