Eisenerz: Preis-Wahnsinn – wie geht es weiter?

Liebe Leserinnen und Leser,

Anfang Mai war es so weit: Zum ersten Mal überhaupt hat der Preis für eine metrische Tonne Eisenerz die 200-Dollar-Marke überschritten. Zum Vergleich: Vor ziemlich genau einem Jahr waren es gerade einmal knapp 60 Dollar. In nur 12 Monaten hat sich der Weltmarktpreis für Eisenerz also mehr als verdreifacht.

Aber warum?

Nun, Eisenerz ist ein maßgeblicher Bestandteil von Stahl. Ohne das Erz kann schlicht und ergreifend kein Stahl hergestellt werden. Stahl wiederum ist der Standardwerkstoff im Maschinenbau – zum Beispiel für Krane, Pumpen, Turbinen und Förderanlagen. Zudem ist er ein wichtiger Werkstoff im Bauwesen, etwa für Häuser oder Brücken. Und nicht zuletzt spielt Stahl auch beim Automobilbau eine essenzielle Rolle.

Die Nachfrage nach Stahl und damit nach Eisenerz ist also fest verknüpft mit der konjunkturellen Entwicklung. Dies zeigt sich aktuell mehr denn je. Denn: Angesichts der Impfkampagne rückt die Eindämmung der Corona-Pandemie näher und damit auch die Hoffnung auf eine schnelle wirtschaftliche Erholung.

Entsprechend ist der Bedarf an Eisenerz derzeit enorm, vor allem in China, wo die Post-Corona-Ära längst angebrochen ist. Gleichzeitig kann das Angebot auf dem Weltmarkt wegen der nach wie vor gestörten Lieferketten nicht mit der Nachfrage mithalten.

Wie andere Industrie-Rohstoffe ist Eisenerz deshalb derzeit unglaublich begehrt und folglich teuer.

Wer profitiert?

Aktuell sind es vor allem die australischen Rohstoffriesen, die durch den Preis-Boom satte Gewinne einfahren. Darunter BHP, Fortescue und Rio Tinto.

Allein im letzten Jahr erwirtschaftete zum Beispiel der Minenkonzern Rio Tinto unter anderem wegen der ab April 2020 stark steigenden Eisenerzpreise einen Nettogewinn von sagenhaften 9,77 Milliarden Dollar.

Die rege Nachfrage aus China sowie die weltweiten Lieferbeschränkungen hätten die Preise für Eisenerz nach oben getrieben und steigende Kosten kompensiert, hatte das Unternehmen anlässlich der Jahresbilanz betont. Konzernchef Jakob Stausholm sprach von einem außergewöhnlichen Jahr.

Und wie geht es weiter?

Die Analysten von Fitch Solutions schraubten kürzlich ihre Erwartungen für den Erzpreis nach oben. Demnach soll der Preis im laufenden Jahr durchschnittlich 160 Dollar je Tonne betragen. Zuvor hatte man ein Drittel weniger veranschlagt. Im nächsten Jahr werde das Preismittel dann immer noch bei 130 Dollar liegen. Zum Vergleich: In den fünf Jahren zwischen 2016 und 2020 hatte der Durchschnittspreis für die Tonne Erz bei 78 Dollar gelegen.

Auf langfristige Sicht allerdings erwarten viele Experten eine Normalisierung des Eisenerzpreises. Denn: Früher oder später dürfte sich das Angebot wieder der Nachfrage angleichen.

Gleichzeitig setzt die chinesische Regierung derzeit alle Hebel in Bewegung, um mit den Eisenerzlieferanten niedrigere Preise auszuhandeln. Da China der größte Stahlproduzent und der größte Eisenerzverbraucher der Welt ist, ist Peking selbstredend an einer solchen Preisreduktion interessiert – die Minenkonzerne freilich weniger.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihren Investments.

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