Liebe Leser,
wer als deutscher Anleger nur den heimischen DAX handelt und die Gewinne seit Jahresbeginn mit denen anderer Indices vergleicht, der kann in diesen Wochen leicht neidisch werden, denn der DAX präsentiert sich seit einigen Wochen bereits als fußkrank. Er hinkt den Entwicklungen in anderen Teilen der Welt hoffnungslos hinterher.
Sehr groß wird der Neid, wenn die DAX-Anleger ihre Blicke nach China wenden, denn an den Börsen in Shanghai und Shenzhen wird eine Party gefeiert, welche den CSI-300-Index seit Jahresbeginn schon um 25 Prozent hat steigen lassen. Im CSI-300-Index sind die meist gehandelten festlandschinesischen Aktien gelistet. Durch die Kursgewinne des Yuan ergeben sich für Anleger aus dem Ausland sogar Gewinne von rund 30 Prozent.
Jubeln lassen die Börsen im Reich der Mitte nicht nur die Twittermeldungen des Herrn Trump aus dem Weißen Haus. Viel größer ist der Einfluss der eigenen Regierung. Diese hat die Notenbank angewiesen, die Kreditvergabe an die Privatwirtschaft durch niedrigere Zinsen und geringere Kreditanforderungen anzukurbeln.
Bei einem derart unwiderstehlichen Angebot lassen sich die chinesischen Anleger nicht zweimal bitten. Sie nehmen das billige Geld der Bank und kaufen die steigenden Wertpapiere. Solange die Rallye läuft, hat man eine private Gelddruckmaschine. Das Greater-Fools-Game wird solange gespielt, bis sich kein Dummkopf mehr findet, der die eigenen Aktien zu einem höheren Kurs kauft.
Hinzu kommen Indexumstellungen wie etwa beim MSCI-All-Country-World-Index oder im MSCI-Emerging-Markets-Index. In diesen Indices erhöht sich in den kommenden Monaten die Gewichtung der chinesischen Aktien. Das treibt auch jene ausländischen Anleger, die in ihren Fonds die Indizes einfach nur eins zu eins nachbilden, ebenfalls in den chinesischen Aktienmarkt.
So steigen die Kurse fröhlich an, obwohl die Zahlen der Unternehmen und viele Indikatoren eher auf ein Abkühlen der Wirtschaft hinweisen. Da sage noch mal einer, die Börse nehme die wirtschaftliche Zukunft vorweg. Anderswo mag das stimmen, aber in China haben die Anleger allen Grund, vorsichtig zu sein.
Ich wünsche Ihnen einen erfolgreichen Tag und grüße Sie herzlich
Ihr
Bernd Heim