Liebe Leser,
gestern hatte ich Ihnen von den kritischen Stimmen berichtet, die davor warnen, dass die Schätzungen der Energy Information Administration (EIA) zu hoch sind und im Boden der USA nicht die großen Schieferölmengen lagern, von denen die Schätzer in den letzten Jahren noch ausgegangen sind.
Doch wie steht es um die Schieferölförderer selbst? Man könnte meinen, dass wenn die Ölquellen fleißig sprudeln, dies auch für die Gewinne der Unternehmen zutrifft. Doch weit gefehlt. Die Branche steht vor einem ernsthaften Problem – und mit ihr der ganze Kapitalmarkt.
Die Investitionen in neue Ölfelder und Bohrlöcher wurden größtenteils mit Krediten finanziert. Experten der Ratingagentur Moody’s haben errechnet, dass die Expolarions- und Produktionsunternehmen in den nächsten vier Jahren Kredite in Höhe von beinahe 100 Milliarden US-Dollar zurückzahlen müssen.
Das sollte kein Problem sein, wenn die Gewinn sprudeln. Fakt ist aber, dass die Cashflows der meisten Unternehmen negativ sind, was im Grunde nichts anderes bedeutet, als dass nicht etwa jetzt schon gutes Geld verdient, sondern immer noch frisches Kapital verbrannt wird.
Die fehlenden Gewinne aus der laufenden Produktion und die nicht vorhandenen Rücklagen zwingen viele Produzenten dazu, auch bei niedrigen Ölpreisen nahe dem Maximum zu fördern, weil sonst die Zinsen für die aufgenommenen Kredite nicht mehr bezahlt werden können.
Im günstigsten Fall knabbert eine solche ökonomische Zwangslage nur an der Rendite der Unternehmen. Im ungünstigsten Fall führt sie zum Scheitern und damit zum Bankrott der Firma. Eigentlich müssten die Investoren für dieses hohe Risiko mit einer hohen Rendite entschädigt werden. Das ist nur bedingt der Fall.
Zwar haben die Schieferölproduzenten ein hohes Beta, das heißt, ihre Aktienkurse steigen schneller als der breite Markt zu steigen pflegt. Das hohe Beta funktioniert allerdings in beide Richtungen, was im Fall einer Rezession und niedrigerer Ölpreise sehr leicht zu schmerzlichen Verlusten für den Investor führen kann.
Ich wünsche Ihnen einen erfolgreichen Tag und grüße Sie herzlich
Ihr
Bernd Heim