Edenred unter Druck: Gesetzesänderung in Italien bedroht Gewinne

Italien begrenzt Gebühren für Essensgutscheine auf 5 %. Edenred kündigt Klage an. Aktienrückkauf stärkt Anlegervertrauen trotz regulatorischem Risiko.

Auf einen Blick:
  • Italien will Gebühren für Essensgutscheine auf maximal 5 % des Nennwerts beschränken.
  • Edenred plant rechtliche Schritte gegen die geplante Regelung.
  • Aktienrückkaufprogramm von Edenred wird ausgeweitet, um Anlegervertrauen zu stärken.

Edenred, ein französisches Unternehmen, das weltweit digitale Lösungen für Zahlungen und Mitarbeitervergünstigungen anbietet, steht vor großen Herausforderungen. Das Unternehmen, bekannt für seine Essensgutscheine, Mobilitätslösungen und digitalen Plattformen, ist in 45 Ländern aktiv und betreut Millionen von Nutzern sowie Partnerhändlern. Mit einem verwalteten Geschäftsvolumen von 41 Milliarden Euro im Jahr 2023 und kontinuierlichem Wachstum gilt Edenred als Innovationsführer. Doch regulatorische Änderungen in Italien könnten das Geschäftsmodell erheblich beeinflussen.

Regulierung in Italien: Eine Bedrohung für Edenreds Einnahmen

Eine kürzlich beschlossene Maßnahme des italienischen Parlaments sieht vor, die Gebühren für Essensgutscheine auf 5 % des Nennwerts zu begrenzen. Diese Obergrenze betrifft insbesondere Anbieter wie Edenred, die aktuell bis zu 20 % von Händlern verlangen. Sollte die Gesetzgebung in Kraft treten, könnten die Einnahmen des Unternehmens in Italien erheblich sinken. Schätzungen zufolge könnte dies das EBITDA ab 2025 um bis zu 120 Millionen Euro belasten.

Edenred argumentiert, dass die geplante Regelung gegen das europäische Prinzip der freien Preisgestaltung verstößt und hat angekündigt, rechtliche Schritte einzuleiten. Währenddessen begrüßen Einzelhändlerverbände wie Confesercenti die Obergrenze als einen „großen Erfolg“, da sie die finanziellen Belastungen der Händler reduzieren soll.

Schrittweise Einführung und Auswirkungen auf bestehende Verträge

Das Gesetz, das derzeit noch mehrere Genehmigungsschritte durchlaufen muss, sieht eine gestaffelte Einführung vor. Händler, die nicht an bestehende Verträge gebunden sind, müssen die Regelung sofort nach Inkrafttreten umsetzen. Ab dem 1. September 2025 soll die Obergrenze auch für bestehende Vereinbarungen gelten. Unternehmen wie Edenred könnten dann bestehende Verträge ohne Entschädigung kündigen, was die Unsicherheit im Markt erhöht.

Starke Quartalszahlen treffen auf regulatorische Unsicherheit

Edenred hat im dritten Quartal 2024 ein beeindruckendes Wachstum von 11,5 % auf 682 Millionen Euro Umsatz verzeichnet. Besonders in Lateinamerika, wo das Geschäft in Brasilien und Mexiko boomt, konnte Edenred zweistellige Wachstumsraten erzielen. In Europa, das 60 % der Einnahmen generiert, war das Wachstum mit 6,7 % zwar moderater, dennoch zeigte sich Italien als starker Wachstumsmarkt – ein Indikator für die Bedeutung des Landes im Geschäftsportfolio des Unternehmens.

Trotz dieser positiven Entwicklungen hat die Unsicherheit über die italienische Regulierung die Aktie belastet. Nach Bekanntwerden der Risiken reagierten Anleger skeptisch, und die Aktie verlor an der EuroNext Paris rund 12,5 % an Wert.

Edenred Aktie Chart

Aktienrückkauf: Ein Signal an die Anleger

Um das Vertrauen der Investoren zu stärken, hat Edenred sein Aktienrückkaufprogramm erweitert. Ursprünglich wurde im März 2024 ein Volumen von 300 Millionen Euro angekündigt, das bis 2027 laufen soll. Am 19. November 2024 wurde bekanntgegeben, dass das Programm um 39 Millionen Euro aufgestockt wurde. Bisher hat das Unternehmen 6,8 Millionen Aktien zurückgekauft, was 261 Millionen Euro entspricht. Die zusätzlichen Mittel sollen rund 1,4 Millionen weitere Aktien finanzieren, die anschließend annulliert werden.

Wachstumstreiber: Beyond Food und Beyond Fuel

Edenred setzt erfolgreich auf Diversifikation, um sich von traditionellen Geschäftsmodellen zu lösen. Im Bereich Beyond Food und Beyond Fuel konnte das Unternehmen organisches Wachstum von über 15 % verzeichnen. Diese strategische Ausrichtung hilft, potenzielle Verluste durch regulatorische Eingriffe in Kerngeschäftsfelder wie Essensgutscheine zu kompensieren. Gleichzeitig profitiert Edenred von der steigenden Nutzung seiner digitalen Plattformen, auf denen die Zahl der aktiven Nutzer um 60 % gegenüber dem Vorjahr gestiegen ist.

Italien bleibt ein Schlüsselfaktor

Der Ausgang der geplanten Regulierung in Italien wird entscheidend für Edenreds mittelfristige Entwicklung sein. Das Unternehmen hat zwar starke Fundamentaldaten und ein diversifiziertes Portfolio, jedoch könnte die neue Gebührenregelung erhebliche Auswirkungen auf die Rentabilität haben. Die strategischen Maßnahmen wie das Aktienrückkaufprogramm und die Diversifikation in Wachstumssegmente zeigen, dass Edenred aktiv gegensteuert. Dennoch bleibt abzuwarten, wie sich die rechtlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen entwickeln.

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