Liebe Leser,
China war die Lokomotive, die die Weltwirtschaft in den Jahren nach der Finanz- und Wirtschaftskrise aus dem Sumpf gezogen hat. Der Preis dafür war hoch und es fragt sich, ob er in der Zwischenzeit schon bezahlt wurde. Wenn nicht, kommt noch so manche unangenehme Wahrheit auf uns zu.
Finanziert wurde das starke Wachstum im Reich der Mitte mit Schulden, privaten wie öffentlichen. Profitiert haben nicht nur die Chinesen selbst, die sich neuer Wohnungen, teurer Autos und einer verbesserten Infrastruktur erfreuen können, sondern auch die deutsche Exportindustrie.
Ein Problem waren die Schulden nicht, solange die Wirtschaft schneller oder zumindest ähnlich schnell wuchs wie die Verbindlichkeiten. Von diesem „paradiesischen“ Zustand entfernt sich die chinesische Volkswirtschaft immer mehr. Während das Wachstum seit Jahren rückläufig ist, kann Gleiches vom Schuldenwachstum nicht behauptet werden.
Hier liegt eine große Gefahr, denn ohne ein hohes Kreditwachstum gibt es kein hohes Wirtschaftswachstum. Will man das Schuldenproblem jedoch in den Griff bekommen, wird aber genau dieses Wirtschaftswachstum unbedingt benötigt.
Die Möglichkeiten der Regierung, in dieser Situation aktiv gegenzusteuern, sind begrenzt. Einen ersten Schritt hat man kürzlich unternommen, indem man die Steuern gesenkt hat. Leider brachten ähnliche Maßnahmen in der Vergangenheit nicht den gewünschten Erfolg.
Eine neue Kreditschwemme wie in den Jahren nach 2009 wird es in China mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr geben. Trotzdem wächst das Kreditvolumen auch 2019 vermutlich noch mit rund zehn Prozent. Damit steigt die Verschuldung relativ zur Wirtschaftsleistung. Wird das Missverhältnis zu groß, hat China schnell ein Problem, nicht nur ein wirtschaftliches, sondern auch ein politisches.
Kein Wunder, dass die Regierung in Beijing seit Jahren mit Argusaugen über die Schuldenentwicklung im Lande wacht, denn an ihr könnte am Ende auch ihr politisches Überleben hängen.
Ich wünsche Ihnen einen erfolgreichen Tag und grüße Sie herzlich