Dunkle Wolken an den Devisenmärkten

Finanzexperten warnen vor der wachsenden Instabilität im Währungshandel. Die scheinbare Markttiefe könnte in Krisenzeiten schnell verschwinden.

Auf einen Blick:
  • Fragmentierung schwächt globale Währungsmärkte
  • Yen-Krise als Warnsignal für Anleger
  • Versteckte Risiken für diverse Anlageklassen
  • Strategien zur Absicherung des Portfolios

Der globale Devisenmarkt gilt mit einem täglichen Handelsvolumen von 7,5 Billionen Dollar als der liquideste Finanzmarkt der Welt – größer als alle anderen Anlageklassen zusammen. Doch hinter der Fassade brodelt es. Führende Banken wie Citigroup, Deutsche Bank und Marktmacher wie XTX Markets äußern zunehmend Bedenken: Die tatsächliche Tiefe dieses Marktes könnte eine gefährliche Illusion sein.

Mark Meredith, Leiter des FX E-Trading bei Citigroup, warnt, dass die Liquidität zwar auf den ersten Blick robust erscheinen möge, aber bei extremen Ereignissen tatsächlich immer fragiler werde. Eine Warnung, die jeden Anleger aufhorchen lassen sollte – auch diejenigen, die nie direkt in Währungen investieren.

Die verborgene Gefahr hinter der Fassade

Was macht die Situation am Devisenmarkt so brisant? Die Proliferation von Handelsplattformen – von etwa 20 im Jahr 2012 auf über 90 heute – zusammen mit der weitverbreiteten Automatisierung schafft die Illusion von Markttiefe. Tatsächlich haben sich jedoch große Institutionen zurückgezogen und damit Liquidität abgezogen.

Diese Liquiditätsveränderung betrifft nicht nur große Investmentbanken und professionelle Händler. Auch private Anleger, die über moderne Handelsplattformen Devisengeschäfte tätigen, bemerken subtile Unterschiede: Die angezeigten Kurse entsprechen nicht immer denen, zu denen tatsächlich gehandelt werden kann. Handelsablehnungen und Slippage – die Differenz zwischen erwartetem und tatsächlichem Ausführungskurs – nehmen zu, besonders in volatileren Marktphasen.

Die Symptome sind subtil: steigende Handelsablehnungen, sinkende Volumen an wichtigen Handelsplätzen und erhöhte Volatilität bei den Spreads zwischen Kauf- und Verkaufsangeboten. All diese Anzeichen deuten auf eine sogenannte „Liquiditätsmirage“ hin – ein Phänomen, das die Risiken für Marktteilnehmer erhöht, ohne dass sie es bemerken.

Ein Blick auf die Handelsausführungsraten bei Euronext FX, einer der wenigen Plattformen, die diese Daten veröffentlicht, zeigt die Verschlechterung: Der Prozentsatz erfolgreich ausgeführter Devisengeschäfte sank von 82,4% im Januar 2023 auf 74,5% im Januar 2024.

Die Yen-Krise als Warnsignal

Die Gefahren einer Liquiditätsillusion wurden im vergangenen August deutlich sichtbar, als der japanische Yen einen dramatischen Kursanstieg verzeichnete. Anleger, die in der japanischen Währung geliehen hatten, um anderswo zu investieren (sogenannte Carry Trades), beeilten sich, ihre Positionen aufzulösen, als der Yen rapide aufwertete.

Inmitten des Tumults erlebten Vermögensverwalter massive Ausweitungen der Spreads und ein vollständiges Verschwinden ihrer Orderbücher. Der Yen stieg innerhalb weniger Tage um bis zu 3,4% – die stärkste Fünf-Tage-Rally seit 2008. Die Folgen dieser Währungsbewegung blieben nicht auf den Devisenmarkt beschränkt. Die Besorgnis, dass eine stärkere Währung die Exporteure belasten würde, löste den größten Eintageskursrückgang bei japanischen Aktien seit 1987 aus. Gleichzeitig führte die Flucht aus Carry Trades zu einem Einbruch des Nasdaq Composite Index um bis zu 6,4%.

Warum Devisenmarktrisiken alle Anleger betreffen

Warum sollten Sie sich als Anleger Sorgen machen, auch wenn Sie nie direkt mit Währungen handeln? Die Antwort ist einfach: Der Devisenmarkt beeinflusst letztlich jede Anlageklasse. Er ist das Fundament des globalen Finanzsystems, auf dem alle anderen Märkte aufbauen. Diese Verflechtung wird in Krisen besonders deutlich:

Aktienmarktauswirkungen zeigen sich besonders deutlich. Währungsbewegungen beeinflussen direkt multinationale Unternehmen. Ein stärkerer Euro schmälert die Gewinne europäischer Exporteure, während er importierende Unternehmen begünstigt. Wie wir beim Yen-Crash sahen, können Währungsturbulenzen massive Aktienverkäufe auslösen.

Bei Anleihemarktverwerfungen wird es besonders kritisch. Anleihen werden stark von Währungsschwankungen betroffen, da internationale Investoren bei ihren Anlageentscheidungen stets das Währungsrisiko berücksichtigen. Eine plötzliche Flucht aus einer Währung kann zu einem Abverkauf der entsprechenden Staatsanleihen führen.

Die Rohstoffpreisvolatilität ist ebenfalls eng mit Währungsentwicklungen verknüpft. Da die meisten Rohstoffe in Dollar gehandelt werden, führen starke Dollar-Bewegungen zu Preisvolatilität bei Öl, Gold und anderen Rohstoffen – unabhängig von den Fundamentaldaten.

Nicht zuletzt leidet die ETF- und Fondsperformance unter Währungsturbulenzen. Selbst wenn Ihr Portfolio aus rein inländischen Aktien besteht, enthalten die meisten ETFs und Fonds multinationale Unternehmen mit erheblichen Währungsexpositionen.

Technologie und Fragmentierung – Fluch oder Segen?

Die technologische Revolution, die den Devisenhandel transformiert hat, brachte sowohl Vor- als auch Nachteile. Einerseits haben die elektronische Ausführung und der Wettbewerb zwischen Plattformen die täglichen Transaktionskosten gesenkt und die durchschnittliche Volatilität reduziert. Andererseits hat die Fragmentierung des Marktes die Liquidität verstreut. Das sogenannte „Last Look“-System ermöglicht es Finanzinstituten, dieselbe Liquidität auf mehreren Plattformen anzubieten, was die Illusion von Markttiefe schafft. In Stresssituationen kann diese vermeintliche Liquidität schnell verschwinden.

Die zunehmende Automatisierung bringt ein weiteres Problem mit sich: Algorithmen reagieren oft einheitlich auf bestimmte Marktbedingungen. Wenn viele dieser Systeme gleichzeitig dieselbe Entscheidung treffen – etwa zum Verkauf einer Währung –, verstärkt dies die Marktbewegungen und kann zu extremen Schwankungen führen. Diese algorithmischen Kaskaden sind besonders gefährlich, da sie in Sekundenbruchteilen ablaufen können, lange bevor menschliche Händler eingreifen können.

Forschungen von Olsen Data zeigen, dass selbst innerhalb eines Tages die Liquidität variabler geworden ist. Beim meistgehandelten Währungspaar Euro-Dollar hat sich der Unterschied zwischen den Bid-Ask-Spreads zur liquidesten und illiquidesten Tageszeit seit 2021 stetig vergrößert.

Schutzmaßnahmen für kluge Anleger

Was bedeutet dies für Ihre Anlagestrategie? Hier einige konkrete Maßnahmen, die Sie ergreifen können:

Währungsrisiken bewusst managen sollte oberste Priorität haben. Auch wenn Sie nicht direkt in Währungen investieren, sollten Sie die Währungsexposition Ihres Portfolios kennen und verstehen. Viele Anleger unterschätzen diese versteckte Risikoquelle.

Ebenso wichtig ist es, die Diversifikation zu überdenken. Überprüfen Sie kritisch, ob Ihre vermeintlich diversifizierten Anlagen möglicherweise ähnlichen Währungsrisiken ausgesetzt sind. Oft besteht ein Portfolio aus unterschiedlichen Anlageklassen, die aber alle vom gleichen Währungsrisiko betroffen sein können.

Für erfahrenere Anleger kommen Hedging-Strategien in Betracht. Besonders für größere Portfolios kann ein teilweises Absichern gegen Währungsrisiken sinnvoll sein, um die Gesamtvolatilität zu reduzieren.

Nicht zuletzt sollten Sie die Qualität der Handelsausführung beachten. Bei eigenen Devisengeschäften ist die Wahl der richtigen Partner entscheidend. Benedict Carter, Global Head of FX E-Trading bei der Deutschen Bank, betont, dass mehr nicht immer besser sei. Durch die Zusammenarbeit mit vertrauenswürdigen Partnern könnten Anleger ihre Technologiekosten senken, bessere Liquidität erhalten und sicherstellen, dass diese Partner in schwierigen Zeiten für sie da seien.

Das Wichtigste für Ihr Portfolio

Die zunehmende Fragilität der Devisenmärkte ist keine abstrakte Gefahr, sondern ein reales Risiko für jedes Portfolio. Die Yen-Episode hat gezeigt, wie schnell sich Währungsturbulenzen auf alle Anlageklassen ausbreiten können. In einer globalisierten Finanzwelt kann sich kein Anleger vollständig von den Risiken der Devisenmärkte isolieren. Das Verständnis dieser Risiken und ihrer Auswirkungen auf verschiedene Anlageklassen ist daher kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit.

Die scheinbare Ruhe an den Devisenmärkten könnte sich als trügerisch erweisen. Kluge Anleger bereiten sich bereits heute auf mögliche Turbulenzen von morgen vor.

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