Diebold Nixdorf: Großaktionär erhält Liquiditätsspritze – Pleite abgewendet

Aktien mit Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag sind für Investoren äußerst lukrativ. Hohe Dividendenrenditen und stabile Kurse selbst in stürmischen Zeiten sorgen nicht selten dafür, dass die Papiere zu Kursen deutlich über dem im Vertrag ausgemachten Abfindungspreis den Besitzer wechseln. Investitionen in Aktien mit Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag sind jedoch trotz ihres starken Sicherheitsnetzes nicht vollkommen risikolos. Denn wenn der Großaktionär in finanziellen Schwierigkeiten gerät, dann kann es im Extremfall sein, dass er für seine Vertragsverpflichtung nicht mehr erfüllen kann.

Traditionsunternehmen WincorNixdorf wird amerikanisch

Rückblick: Im Herbst 2015 schließen sich der US-amerikanische Geldautomaten-Hersteller Diebold und WincorNixdorf zu Diebold Nixdorf zusammen. Nach einer Zitterpartiewährend der Annahmefrist (Hedgefonds forderten einen höheren Preis) kommt der Bieter im Frühjahr 2016 auf 75% der Wincor-Anteile und kündigt einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag an. Schnell schoss die Wincor-Aktie über dem in Vertrag ausgehandelten Abfindungspreis – was in solchen Situationen aufgrund der hohen Dividendenrendite bei gleichzeitigem Niedrigzinsumfeld sowie der guten Kursabsicherung üblich ist.

Sterbender Markt: WincorNixdorf kann Diebolds Geschäftserosion nicht aufhalten

Die Übernahme ist ein Stück weit aus der Not geboren. Bargeld wird immer weniger gebraucht – mobile Zahlungssysteme und Kreditkarten sind auf dem Vormarsch. Dementsprechend schwierig sind die Geschäfte der beiden Vertragspartner. Insbesondere die Diebold-Aktionäre bekamen das zu spüren. Die Euphorie über den Schulterschluss mit den Deutschen war aufgrund weiterhin schwacher Ergebnisse schnell verflogen. Ab dem Frühjahr 2017 kannte die Aktie dann auch nur eine Richtung: Nach unten! Trotz steigender Kurse an den Börsen verlor die Diebold-Aktie 2017 über 30%.

Finanzprobleme beim Großaktionär: Aktie fällt unter festgeschriebenen Abfindungspreis

Wincor Nixdorf-Aktionäre dagegen hatten ein gutes Börsenjahr. Die Aktie markierte im Dezember 2017 ein Allzeithoch. In diesem Jahr fiel das Papier jedoch deutlich zurück und als die finanzielle Stabilität des Großaktionärs wackelte, fiel die jetzt in Diebold Nixdorf umbenannte Aktie sogar unter den vertraglich garantierten Preis. Wenn diese absolute Seltenheit geschieht, sollten bei Ihnen die Alarmglocken klingeln. Denn das bedeutet, dass die Verkäufer sich zumindest nicht mehr sicher sind, ob der Großaktionär seiner Verpflichtung, den garantierten Abfindungspreis zu zahlen, nachkommen kann.

Wincor-Aktionäre dienen ihre Aktien an und verschlimmern Liquiditätsproblem

Während ein Teil der Diebold Nixdorf-Aktionäre verständlicherweise über die Börse verkaufte, gab ein anderer Teil seine Aktien an den Großaktionär zum vertraglich vereinbarten Preis ab. Dies wiederum erhöhte den Finanzierungsbedarf des angeschlagenen Großaktionärs zusätzlich. Immerhin erhielt die Muttergesellschaft so viele Aktien angedient, dass sie die Tochter von der Börse nehmen kann. Mitte August preiste der Markt dann auch ein akutes Insolvenzrisiko ein. Die Aktie fiel in kürzester Zeit um über 60% und die Anleihen fielen unter 70%. Es hätte also sein können, dass die Andienung der ehemaligen WincorNixdorf-Aktionäre dem Großaktionär den Todesstoß versetzt hätte.

Sicherungsnetz greift: Vertraglicher Abfindungspreis bleibt erneut absolute Kursuntergrenze

Doch zumindest kurzfristig ist diese Gefahr gebannt. Diebold Nixdorf teilte mit, dass man einen Rettungslohn in Höhe von 650 Mio. Dollar so gut wie sicher hat. Mit dem Geld sollen die WincorNixdorf-Aktionäre bezahlt werden und die Folgekosten für den kommenden Squeeze Out getragen werden. Die Aktionäre der beherrschten Unternehmenstochter sind also wieder einmal aus dem Schneider. Ohne Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag wäre die Aktie vermutlich deutlich tiefer gefallen. Die Kursentwicklung 2018 ist zwar alles andere als ein Erfolg, doch für die Aktionäre der Konzernmutter kam es ungleich dicker: Mit 17,40 Dollar startete die Aktie ins Jahr – 4,85 Dollar bekommen Sie noch aktuell.

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