Die Weltwirtschaft wird zeitgleich von einem Angebots-und Nachfrageschock heimgesucht: Die Sorge vor der Ausbreitung des Corona-Virus (COVID-19) hat mittlerweile in vielen Branchen weltweit die Nachfrage nach Gütern und Diensten einbrechen lassen; und gleichzeitig befürchtet man, dass auch das Angebot von Gütern und Diensten zunehmend leiden wird, weil die Produktionsketten durch Produktionsausfälle stark beeinträchtigt oder gar zum Erliegen kommen werden.
Das wiederum verschlechtert insbesondere die Aussichten für die Kreditqualität vieler Schuldner. Davon betroffen sind nicht nur die entwickelten, sondern auch die aufstrebenden Volkswirtschaften. Viele von ihnen hängen nämlich stark vom Zufluss von Auslandskapital ab, und viele der aufstrebenden Volkswirtschaften haben sich zudem in US-Dollar verschuldet und sind davon abhängig, dass sie ihre fälligen Kredite reibungslos umschulden und auch an zusätzliche Kredite kommen können.
Der zentrale Krisenherd sind also wieder einmal die Kreditmärkte. Das ist nicht überraschend: Denn ohne den reibungslosen Fluss von Kredit geht in den Volkswirtschaften weltweit bekanntlich nichts mehr: Das Wirtschafts- und Finanzsystem ist de facto auf Kredit („auf Pump“) aufgebaut – und ächzt längst unter einer völlig überzogenen Schuldenlast. Die Aussichten auf eine starke Konjunkturverlangsamung, auf einen Produktions- und Beschäftigungsrückgang hat daher mittlerweile viele Segmente in den Kreditmärkten quasi „eingefroren“.
Quelle: Refinitiv. Die Linien zeigen die Preise für Kreditausfallversicherungen („Investment Grade“) in den USA (orange), Japan (lila) und Europa (grün). Die steigenden Preise signalisieren: Kreditgeber fürchten zusehends Kreditausfälle.
Denn die Investoren fürchten, dass viele Kreditnehmer ihren Schuldendienst nicht mehr leisten könnten. Dass also beispielsweise aufgrund nachlassender Reisetätigkeit die Einnahmen der Fluggesellschaften schwinden, und dass sie deswegen Schwierigkeiten haben, ihre Zins- und Tilgungszahlungen an die Gläubiger zu überweisen.
Bei anderen Branchen – wie zum Beispiel bei Öl- und –Gas-Produzenten, Autoherstellern und –vermietern, Schifffahrtsgesellschaften und Banken – sieht es ähnlich aus; die Ölproduzenten werden zudem auch noch vom kollabierenden Rohölpreis besonders hart getroffen.
Angesichts dieser Entwicklungen steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die großen Zentralbanken in Aktion treten. Die US-Zentralbank (Fed) hat erst am 6. März 2020 (vermutlich vor allem aufgrund der Kreditmarktverspannungen) ihren Leitzins um 0,5 Prozentpunkte auf ein Zielband von nunmehr 1,00 – 1,25 Prozent gesenkt. Weitere Zinssenkungen auf das bisherige Rekordtief von 0,00 – 0,25 Prozent sind jetzt durchaus denkbar. Zudem könnte die Fed weitere Maßnahmen ergreifen wie den Kauf von Unternehmensanleihen, und sie könnte auch Garantieerklärungen abgeben für die kurzlaufenden Kreditmärkte („Commercial Paper Markets“).
Die Europäische Zentralbank (EZB) wird wahrscheinlich ebenfalls versuchen, den Erschütterungen in der Konjunktur den Finanzmärkten zu begegnen. Das könnte durch eine Verbilligung der Refinanzierungskonditionen erfolgen, die den Euro-Banken angeboten werden. Zudem kann die EZB auch ihre Anleihekäufe wieder ausweiten – und dabei nicht nur noch mehr Staatsanleihen kaufen, sondern vor allem auch Unternehmens- und auch Bankanleihen.
Die Erfahrung hat gezeigt, dass wenn der „Geist der Krise“ erst einmal aus der Flasche ist, er sich so leicht nicht wieder in die Flasche zurückzwingen lässt. Blickt man auf die Marktkommentare, so scheint in der Tat für viele Marktakteure eine weitere Dramatisierung der Lage doch recht wahrscheinlich, ein Wirtschaftseinbruch wie 2008/2009 nicht mehr abwendbar zu sein. Allerdings sollte die Wirkung von Gegenmaßnahmen, die noch getroffen werden könnten, nicht voreilig ausgeblendet werden.
Wie gesagt: Die Zentralbanken könnten dazu übergehen, die Zinsen für Unternehmens- und Konsumentenkredite noch weiter abzusenken, mehr und mehr Schulden zu monetisieren und Banken Kredite abzukaufen oder Banken im Bedarfsfall zu rekapitalisieren. Und die Staaten könnten beispielsweise noch Ausgabeprogramme auf den Weg bringen, um Produktion und Beschäftigung zu stützen („Abwrackprämien“-Politik).
Kurzum: Auch in der aktuellen Krise ist es noch nicht ausgemachte Sache, ob das Ende des ungedeckten Papiergeldsystems tatsächlich schon eingeläutet ist, oder ob es doch noch einmal gelingen wird, es vor dem Zusammenbruch zu bewahren.
Für Anleger, die nicht mit einem unmittelbaren „Systemende“ rechnen, könnten die folgenden drei Überlegungen hilfreich sein:
(1) Wenn Finanzmärkte in Panik geraten, kommt es nicht selten zu „Übertreibungen“. Besonders umsichtiges Handeln ist daher aktuell also mehr denn je gefragt: Damit man nicht in der Panik Überteuertes kauft, und es verpasst, das „Gute“, was zu billig geworden ist, zu kaufen. Behalten Sie also einen kühlen Kopf!
(2) Es gibt eine sehr große Wahrscheinlichkeit, dass die Politik des Geldmengenvermehrens nun noch aggressiver durchgeführt wird als bislang: Denn Preisdeflation und Zahlungsausfälle auf breiter Front werden von Regierenden und Regierten meist mehr gefürchtet als die Politik der Preisinflation. Die Geldentwertung bleibt daher sehr wahrscheinlich bis auf Weiteres die zentrale Herausforderung für den Anleger.
(2) Für den langfristig orientierten Anleger ist und bleibt das Halten von Gold attraktiv. Zum einen kann Gold durch die Geldpolitiken der Zentralbanken nicht entwertet werden, und zum anderen trägt Gold kein Zahlungsausfallrisiko. Auch zu aktuellen Preisen ist Gold aus unserer Sicht immer noch attraktiv.
(3) Anleger, die mit einem langfristigen Anstieg des Goldpreises rechnen, sollten überlegen, einen Teil ihrer liquiden Anlagen auch für den Kauf von Silber einzusetzen – zumal das Silber mittlerweile ein erhebliches Preissteigerungspotential zu haben scheint.
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