Lieber Leser,
Sie haben es vermutlich gelesen: Die Inflationsrate in der Euro-Zone ist auf 1,5 % gefallen, in Deutschland auf 1,6 %. Zwar ist die Inflationsrate damit immer noch nicht sehr niedrig, aber etwas niedriger als etwa zum Jahresende 2018. Nur bleiben die Zinsen niedrig, und das wahrscheinlich bis zum Jahresende. Und die Inflationsrate wird steigen. Ganz unbemerkt, wie ein Blick in die Geschichte Deutschlands zeigt.
Schulunterricht: 1923 kam die Inflation
Im Schulunterricht haben Sie wahrscheinlich gelernt, dass die große Inflation bei uns im Jahr 1923 einsetzte. Als das Geld in Schubkarren vom Arbeitgeber abgeholt wurde. Das ist falsch. Die Inflation, die dieses Land in massive Schwierigkeiten brachte, setzte schon seit 1918 – ab November – ein. Nicht nur, dass Deutschland nach dem ersten Weltkrieg ohnehin in eine neue Ära der bürgerlichen Regierung eintrat, mit all den Aufständen, die dieses Land damals vorerst erschütterten.
Deutschland war auch hoch verschuldet: 150 Milliarden Mark Verbindlichkeiten hatten sich aufgetürmt. Das Volkseinkommen lag indes im Jahr 1919 bei etwa 142 Mrd. Mark. Zusätzlich musste Deutschland als Kriegsverlierer Reparationen aufbringen, also zahlen. Das Vertrauen in die Mark schwand und schwand.
Im August 1914 erworbene oder vorhandene 1.000 Mark fielen hinsichtlich der Kaufkraft bis 1921 auf gut 10 Mark. Im Oktober 1922 waren diese 10 Mark dann noch 1 Mark wert. Also ein immenser Kaufkraftverfall noch vor der sogenannten Hyperinflation.
Nun frage ich Sie: Haben Sie davon gehört oder gelesen? Sicher nicht. Das zeigt aber auch, dass die Inflation durch hohe Schulden und schleichend verschwindendes Vertrauen Sie quasi über Nacht enteignen kann. Die Situation heute: Die EU ist weit höher verschuldet, als die Verträge dies eigentlich erlauben. Und das angesichts künftig sinkender Konjunkturerwartungen.
Wie diese Inflation zu stoppen wäre, zeigt übrigens ebenfalls die deutsche Geschichte: Immobilieneigentümer mussten nach Oktober 1923, dem Monat der Gründung der „Deutschen Rentenbank“ und deren „Deutscher Rentenmark“ plötzlich „Zinsen“ zahlen: Den Eigentümer wurde eine Grundschuld von 3,2 Milliarden Rentenmark eingetragen. Darauf zahlten sie – ohne verschuldet zu sein – Zinsen Die wiederum wurden teils auf Inhaberschuldverschreibungen (Anleihen) wieder ausgezahlt. Diese Anleihen „kursierten“, wie es heißt, als „Banknote“ – und fanden durch die Verzinsung Absatz. Die „Banknoten“ wurden zur neuen Währung, der Deutschen Rentenmark. Das „Vertrauen“ war teuer erkauft – von den Immobilienbesitzern.
Die Moral dieser Geschichte: Die Inflation, die fast das gesamte Vermögen vernichtete, kam fast schleichend über das hoch verschuldete Volk. Die Rettung war eine neue Währung – die Kosten übernahmen unter anderen Immobilieneigentümer. Sehen Sie Unterschiede zum aktuellen Ablauf, so, wie er folgen könnte? Wohl kaum. Deshalb hüten Sie sich davor, eingelullt zu werden. Die Inflationsrate kann jederzeit steigen, solange wir noch den Euro haben.
Eine Alternative bleiben sichere Aktien, die unabhängig von Währungen funktionieren. Gold hilft bei einer hohen Inflationsrate historisch betrachtet kaum. Immobilieneigentümer können unfreiwillig zur Kasse gebeten. Schon immer und auch für immer. Wir haben es in diesem Land erlebt.