Die Banken sind noch nicht über den Berg

Bernd Heim


Börsenausblick

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Bernd Heim

/ 1. Februar 2019

Fallen sie oder fallen sie nicht? Und wenn sie fallen, welche fällt zuerst? Fragen wie diese stellen sich die Investoren derzeit weltweit, wenn sie an die Banken denken. In Italien wackelt mehr oder weniger die gesamte Branche, in Deutschland steht mit der Deutschen Bank der Branchenprimus am Abgrund. Dass es der angeschlagenen Commerzbank wesentlich besser gehe, wird auch kaum jemand behaupten.

Etwas weniger auf dem Radar der Anleger aber deshalb nicht minder gefährlich ist die Lage in China. In den vergangenen Jahren machten die chinesischen Banken vor allem durch ihre Börsengänge auf sich aufmerksam. Egal, ob Bank of China, Industrial and Commercial Bank of China (ICBC), China Construction Bank oder Agricultural Bank of China, es waren gewaltige Emissionen und erfolgreiche noch dazu.

Erfolgreich verlief auch die Geschäftspolitik der Institute zumindest, wenn man die Ausweitung der Bilanzsummen als Kriterium heranzieht. Hier gab es seit 2008 eine sehr interessante Entwicklung. Während die westlichen Banken als Reaktion auf die Finanzkrise ihre Bilanzsummen zurückführten, weiteten die chinesischen Institute die ihren massiv aus.

Das geschah nicht allein aus eigenem Antrieb. Die im Hintergrund stehende Regierung sorgte mit ihren Anweisungen dafür, dass immer wieder neue Kredite vergeben wurden. So wuchsen mit den Bilanzsummen auch die Risiken, denn die Kreditnehmer waren nicht immer über jeden Zweifel erhaben.

Risikofaktor 1: Faule Kredite

Marode Staatsbetriebe wurden auf Weisung der chinesischen Regierung mit günstigen Krediten künstlich über Wasser gehalten. Damit wurden Arbeitsplätze gesichert, Überkapazitäten erhalten und die innere Ruhe im Reich der Mitte aufrechterhalten. Der Preis für diese Vorteile wird allerdings noch zu zahlen sein.

Niemand weiß, wann die Rechnung fällig wird, doch dass sie eines Tages zu bezahlen sein wird, steht außer Frage. Die Staatsbetriebe arbeiten noch immer viel zu ineffizient, als dass man von ihnen erwarten könnte, dass sie in Zukunft in der Lage sein werden, ihren Kreditverpflichtungen nachzukommen und die aufgenommenen Summen auch wieder zu tilgen.

An dieser Stelle ähnelt die Gefahr im chinesischen Bankensektor jener im italienischen. Auch in Italien kämpfen die Institute mit einem Berg an faulen Krediten. Dass ein Darlehen mal ausfällt, weil der Schuldner sich überschätzt, kommt vor und kann von den Banken verkraftet werden, wenn der Anteil der faulen Kredite nicht zu hoch wird.

Die Banken in China und Italien sind jedoch an einem Punkt angekommen, an dem die Lage zunehmend brenzlig wird. Momentan läuft die Weltwirtschaft noch einigermaßen rund. Eine weltweite Rezession würde die Situation jedoch schlagartig ändern. Viele Unternehmen würden weniger verdienen und damit größere Schwierigkeiten haben, ihren Verpflichtungen gegenüber den kreditgebenden Banken nachzukommen.

2. Risikofaktor: Derivate

Nicht jede Bank hat sich in dieses Minenfeld vorgewagt, aber die, die es getan haben, schultern heute erhebliche Risiken. Besonders kritisch betrachtet wird derzeit die Deutsche Bank. Sie soll ein Derivateportfolio von 50 Billionen Euro in ihren Büchern ausweisen. Sie persönlich müssten 16 Jahre lang ihre gesamten Einkünfte an die Deutsche Bank überweisen und gemeinsam mit Ihnen müssten auch alle anderen Deutschen ihre Wirtschaftskraft komplett in den Dienst der Frankfurter stellen, damit diese gigantische Summe zusammenkommt.

Es ist natürlich unvorstellbar, dass die gesamte Republik 16 Jahre lang unermüdlich schuftet, keinen eigenen Bedarf hat und die Deutsche Bank retten wird. Deshalb stellt sich sofort die Frage, was denn der Staat im Fall der Fälle tun könnte. Die Antwort ist nicht viel. Selbst wenn man den gesamten Bundeshaushalt einsetzen und sich jede andere Ausgabe total verkneifen würde, gingen 156 Jahre ins Land, bis die Summe zusammengetragen ist.

Die Zahlen machen deutlich, dass das Problem längst eine Dimension erreicht hat, die mit normalen Maßnahmen nicht mehr zu beherrschen ist. Kleinere Korrekturen werden kaum zum Ziel führen. Notwendig sind einschneidende Maßnahmen, die am Ende darauf hinauslaufen werden, dass man die extremen Derivateforderungen als wertlos ausbuchen wird.

Wer jetzt denkt, dass eine solche Maßnahme nur Großinvestoren und einige wenige steinreiche Milliardäre treffen wird, der denkt vermutlich zu kurz. Jedes Zertifikat, mit dem heute an der Börse auf steigende oder fallende Kurse gesetzt wird, ist mitbetroffen, auch wenn es sich „nur“ um ein verhältnismäßig konservatives Zertifikat handelt, das die wohlklingende Buchstabenkombination ‚Garantie‘ im Namen führt.

Welche Bombe wird zuerst explodieren?

Man kann an dieser Stelle trefflich darüber streiten, welche Gefahr die gefährlichere ist und welche Bank die sicherere. Die Diskussion hat aber große Chancen, sich am Ende als müßig zu erweisen, weil unsere Banken keine isolierten Inseln darstellen. Vernetzt ist die Branche nicht nur untereinander, sodass Schwierigkeiten in China oder ein Zusammenbruch der Deutschen Bank nicht nur im jeweiligen Inland für Unruhe sorgen werden.

Betroffen ist sofort die gesamte Wirtschaft, weil die Banken unsere Finanzströme managen und in die gesamte Bevölkerung hinein Kredite vergeben bzw. Guthaben verwalten. Eine neuerliche Bankenkrise wird somit analog zum Geschehen in den Jahren 2008/2009 sofort in eine internationale Weltwirtschaftskrise umschlagen.

Gefährdet sind dann wieder alle Zinspapiere, auch jene der Staaten, denn diese sind nicht mehr in der Lage, wirklich etwas abzufedern, wenn das System stürzt. Sind nur fünf Prozent der Sparer so besorgt um ihr Geld, dass sie es abheben, kommt das System faktisch an den Punkt, an dem es einstürzen muss, weil die Liquidität fehlt und das Vertrauen verlorengegangen ist.

Dass die Preise für Gold und Silber in diesem Moment durch die Decke gehen werden, ist ebenfalls zu erwarten. Die Edelmetalle haben keinen Forderungscharakter und sie werden nicht weniger wert, nur weil Banken reihenweise untergehen. Aber diese Tür, so attraktiv sie auch ist, ist viel zu eng, als dass alle durch sie hindurchgehen könnten.

Wer als Anleger um diese Enge weiß, der macht sich bereits vor den anderen auf den Weg und schichtet einen Teil seiner Ersparnisse in Gold und Silber um, solange es noch möglich ist.

Ich wünsche Ihnen einen erfolgreichen Handelstag und grüße Sie herzlich

Ihr

Bernd Heim

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